Freitag, 31. Dezember 2010

Theaterbesuche und Rezensionen 2010

Jahresrückblicke sind mir meist zuwider. Aber ich liebe Listen. To-Do-Listen. Weihnachtswunschlisten. Geburtstagswunschlisten. Bücher-die-ich-noch-lesen-will-Listen, Bücher-die-ich-gelesen-habe-Listen. Listen, Listen, Listen. So darf natürlich auch eine Liste meiner Theaterbesuche (ob nun Sprech- oder Musiktheater) nicht fehlen. Das ist mein Jahresrückblick 2010. Eine simple Liste. Wenn ich in meinen Blog etwas darüber geschrieben habe, dann habe ich verlinkt.

Statistik:
22 Theaterbesuche davon:
11x Musical (9 verschiedene Shows)
5x Sprechtheater
3x Ballett
3x Konzert

Im Detail, voilà:

* Buddy - Das Buddy Holly Musical (Musical)
am 2. Jänner 2010 im Collosseum Theater, Essen

* Tanz der Vampire (Musical)
am 7. Jänner 2010 im Ronacher, Wien

* Ein Monat auf dem Lande (Sprechtheater)
am 18. Februar 2010 im Theater in der Josefstadt, Wien

* Rock the Ballet (Ballett)
am 3. März 2010 im Museumsquartier Halle E, Wien

* Die Fledermaus (Ballett)
am 19. März 2010 in der Staatsoper, Wien

* Jedem das Seine (Sprechtheater)
am 29. März 2010 im Theater in der Josefstadt, Wien

* Sugar - Manche mögen's heiß (Musical)
am 28. Mai 2010 in den Kammerspielen, Wien

* Ich war noch niemals in New York (Musical)
am 1. Juli 2010 im Raimund Theater, Wien

* Tanz der Vampire (Musical)
am 2. Juli 2010 im Ronacher, Wien

* The Full Monty (Musical)
am 24. Juli 2010 in der Pölz Halle, Amstetten

* West Side Story (Musical)
am 2. September 2010 auf der Freilichtbühne Tecklenburg, Tecklenburg

* Hairspray (Musical)
am 5. September 2010 im Musicaldome, Köln

* Der König der Löwen (Musical)
am 8. September 2010 im Theater am Hafen, Hamburg

* Onegin (Ballett)
am 29. September 2010 in der Staatsoper, Wien

* Cabaret (Musical)
am 11. Oktober 2010 in den Kammerspielen, Wien

* Alle sieben Wellen (Sprechtheater)
am 17. Oktober 2010 in den Kammerspielen, Wien

* Tanz der Vampire (Musical) im Blog
am 31. Oktober 2010 im Ronacher, Wien

* Romeo und Julia: Film + Musik live (Konzert) im Blog
am 4. November 2010 im Konzerthaus, Wien

* Frühlings Erwachen (Sprechtheater) im Blog
am 1. Dezember 2010 (Vorpremiere) in den Kammerspielen, Wien

* Musical Christmas 2010 (Konzert) im Blog
am 4. Dezember 2010 (15:00) im Ronacher, Wien

* The Importance of Being Earnest (Sprechtheater) im Blog
am 10. Dezember 2010 im Vienna's English Theatre, Wien

* Musical Tenors (Konzert) im Blog
am 20. Dezember 2010 im Theater Akzent, Wien

andere Rezensionen
* Die unabsichtliche Entführung der Frau Elfriede Ott (Film) im Blog
* The Cambrigde Companion to the Musical (Buch) im Blog
* 3faltig (Film) im Blog
* Lulu - das Musical (CD) im Blog
* Shall wie Dance and Sing (Buch) im Blog

Mittwoch, 29. Dezember 2010

Video zur Wochenmitte: "Guldet blev till sand"

Titel: Guldet blev till sand (aus Kristina från Duvemåla)
Interpret: Peter Jöback
Komponist: Benny Andersson
Text: Björn Ulvaeus


Dienstag, 28. Dezember 2010

"Rocky Horror Show" kommt wieder nach Wien!

[Der Flyer]
Die Tour der Rocky Horror Show ist 2011 wieder in Wien zu sehen. Heute hab ich den Flyer (s.l.) beim Ticketpavillon vor der Staatsoper mitgenommen. Von 22. November bis 11. Dezember 2011 wird die Show in der Halle E des Museumsquartieres gastieren. Besetzung? Keine Ahnung, dem Flyer ist darüber nichts zu entnehmen. Auch auf der angegebenen Homepage ist nichts zu finden.  Karten kann man auf oeticket allerdings schon kaufen. Ein bisschen ist es ja, die Katze  im Sack zu kaufen. Wenn man ein bisschen herumklickt, dann erfährt man zumindest, dass die Show und die Songs wieder auf Englisch sein werden, der Sprecher auf Deutsch erzählen wird.

Mir ist es ja relativ egal, wer spielen wird. Ich freu mich auf die Rocky Horror Show. Nichtsdestotrotz hoffe ich auf den großartigen Rob Fowler, der auch schon das letzte Mal in Wien war. Bitte!

Im Web:

Montag, 27. Dezember 2010

[Buch] Shall we Dance and Sing? Zeitgenössische Musical- und Tanzfilme

[Bild via]
Dorothee Ott (2008): Shall we Dance and Sing? Zeitgenössische Musical- und Tanzfilme. Konstanz: UVK Verlagsgesellschaft.

Shall we Dance and Sing? ist der Titel der Dissertation von Dorothee Ott, mit der sie 2007 in Filmwissenschaft promovierte. Man darf sich also kein "klassisches" Musicalbuch erwarten. Hier wird weniger auf musikalische Qualitäten eingegangen als darauf, wie (erzählender) Tanz und Gesang in den Film eingebunden sind. Wie findet der Übergang zwischen der "normalen" Szene und dem Tanz/Gesang statt. Mit welchem filmischen Mitteln wird die Erzählung unterstützt und so weiter.

Als Nicht-Filmwissenschaftlerin hätte ich mir manchmal mehr Erklärungen gewünscht, was Fachvokabeln angeht. Totale und Halbtotale kann man sich ja noch erklären. Top Shot geht auch noch. Aber Amerikanische Einstellung? Da musste ich schon googlen. Der Autorin kann ich das allerdings nicht zur Last legen. Eine Disseration wird schließlich für das Fachpublikum und nicht die Laien geschrieben.
Dafür gibt es Definitionen und Erklärungen zu diversen Musicalbegriffen und einen langen einführenden historischen Teil, in dem die Geschichte des Musical- und Tanzfilms abgehandelt wird. Meiner Meinung nach zu lang und vor allem langatmig, zu oft hält sie sich in Nebengebieten auf. Es hätte gereicht den Tangofilm in ein paar Seiten abzuhandeln. Tangofilm ist nicht der Fokus der Arbeit? Dann braucht das Thema auch nicht über zehn Seiten lang zu sein. Gute hundert (von 346) Seiten braucht Ott insgesamt um zum Hauptteil zu kommen.

Der Hauptteil besteht dann aus der detaillierten Analyse dreier Tanzfilme (Dirty Dancing, Strictly Ballroom und Shall we Dansu?), zweier Musicalfilme (Moulin Rouge! und Chicago) sowie einer Tanz-Dokumentation (Rhythm is it!). Letztere wirkt nach den beiden Musicalfilmen ein wenig fehl am Platz, erwartet man doch in logischer Konsequenz eigentlich einen dritten Musicalfilm. Oder zumindest eine Dokumentation, die sowohl Tanz als auch Gesang zum Thema hat.
Die Analysen selber sind wirklich äußerst detailliert. Teilweise werden Szenen sekundengenau beschrieben und angesehen, sodass man sie sich fast schon vorstellen kann, selbst wenn man den entsprechenden Film nicht kennt. Wie immer bei solchen Büchern ist es natürlich von Vorteil, wenn man zumindest ein paar der Filme oder Szenen kennt. Otts Erkenntnisse sind größtenteils interessant und nicht alles wird auch dem aufmerksamen Laienzuseher aufgefallen sein. Im Großen und Ganzen kann es aber schon recht langatmig werden, vor allem weil sie sich innerhalb der Abschnitte immer wieder einmal wiederholt. Da wäre es manchmal besser gewesen einen zusammenfassenden Absatz zu schreiben. Die farbigen Abbildungen befinden sich immer am Ende einer Filmanalyse. Es wäre nett gewesen sie gleich bei der Analyse der jeweiligen Szene zu haben oder zumindest einen Verweis zu Abb. XY.

Allerdings hat Ott in meinen Augen manchmal ein Problem mit dem sprachlichen Ausdruck. Ist "Mischlingskind" (S.311) wirklich ein Ausdruck, den man verwenden sollte? Sie neigt außerdem dazu ihren Enthusiasmus (vor allem für Baz Luhrmann) nur allzu deutlich zu zeigen und ins Pathetische abzugleiten Ein besonders gutes Beispiel dafür:
Für den modernen Menschen, der Wahrnehmung im Kino und vor dem Fernseher gelernt hat, ist Popmusik der Sountrack zu dem großen Film, der Leben heißt. (S. 231)
Der große Film, der Leben heißt. Na, wenn sie meint.

Verwundert hat mich auch diese Zeile:
Auf der Theaterbühne wird erzählender Gesang jedoch heute immer noch als Ausdrucksmittel akzeptiert, weil sich das Bühnenmusical neben den traditionellen Theaterformen Operette und Oper [...] als gleichwertige Kunstform etabliert hat. (S. 212)
Leider ist das wohl eher Wunschdenken als Wirklichkeit. Zumindest erlebe ich das in meinem Leben nicht so. Eher im Gegenteil wird das Musical als leichte Unterhaltung abgetan, die man nicht ernst nehmen muss und die sich nicht mit anderen Typen des Musiktheaters, vor allem der Oper, messen könne.

Mein Fazit: Durchaus lesenswert, aber etwas langatmig.

Freitag, 24. Dezember 2010

Beste Wünsche!


Ich wünsche allen Leserinnen und Lesern meines Blogs fröhliche Weihnachten.

Mögen es schöne Feiertage mit viel Glück, Freude und den besten Erinnerungen werden.

Um es mit den Worten von Daniel Glattauer zu sagen:
Ich wünsche Ihnen ein angenehmes Fest und freue mich für Sie, dass Ihnen ein Jahr bevorsteht, das zu Ihren achtzig besten zählen wird." (Glattauer 2006: 7)
Glattauer, Daniel (2006): Gut gegen Nordwind. Wien: Deuticke im Paul Zsolnay Verlag.

Mittwoch, 22. Dezember 2010

[Konzert] Die Boyband des Musical - Musical Tenors

Und Boyband ist hier wirklich nicht negativ gemeint. Wirklich nicht! Aber der Vergleich drängt sich geradezu auf, wenn man die Musical Tenors am Montag (20. Dezember 2010) im Theater Akzent gesehen hat. Schon die erste Nummer "Limelight" wurde mit perfekt synchronen Bewegungen (Choreographie und Regie Paul Kribbe) vorgetragen, die auch die Backstreet Boys, *NSync, Take That oder wie sie alle heißen hätten "performen" können.

[Bild via]
Doch von Anfang an. Jan Ammann, Christian Alexander Müller, Mark Seibert und Patrick Stanke haben sich vor einer Weile zu den "Musical Tenors" zusammen geschlossen und sind nun seit einiger Zeit in ganz Deutschland auf Tour. Am Montag war der erste und bis dato einzige Termin der Konzertreihe in Österreich, nämlich im Theater Akzent in Wien. Letztes Jahr trat in diesem Theater Pia Douwes mit ihrem Ein Abend im Dezember auf, eins meiner Highlights des Jahres 2009 (ich kann die CD Dezemberlieder nur immer und immer wieder empfehlen) und ich war gespannt ob ich von den Musical Tenors das Gleiche würde behaupten können. Ja! Ich wurde nicht enttäuscht. Die vier bieten Unterhaltung auf höchstem Niveau.

Die Liedauswahl (Idee, Musikalische Konzeption und Buch Andreas Luketa) reichte von altbekannt über zu oft gesungen hinzu noch nie gehört. Zumindest für mich. Der Großteil des Abends bestand natürlich aus Nummern, die die vier zusammen gesungen haben. Ein bisschen besorgt war ich ja im Vorhinein, dass es langweilig werden würde. Alles Tenöre. Ob das nicht fad wird? Aber die Arrangements (von Mario Stork, auch für die Musikalische Leitung Band verantwortlich) waren gelungen und die Stimmen harmonierten perfekt. Eröffnet wurde der Abend wie schon erwähnt mit "Limelight" (Gambler - Das Geheimnis der Karten), dem gleich ein 3-Musketiere-Block ("Heut ist der Tag", "Constance", "Engel aus Kristall", "Wo ist der Sommer" und "Wer kann schon ohne Liebe sein") folgte. Weiter kann ich den Ablauf des Programms nicht mehr ganz genau aus dem Gedächtnis rekonstruieren, da im Programmheft (7€ für ein doch recht dünnes Heft!) lediglich eine alphabetische Liste ("Musical Tenors wählen Ihr Repertoire aus den folgenden Titeln". Ob "Ihr" absichtlich nicht "ihr" ist?) der Lieder enthalten ist und in der Pause hab ich mir allgemeine Notizen gemacht (und mit meinen Freundinnen das gerade Gesehen und Gehörte besprochen), aber nicht versucht die Liedreihenfolge niederzuschreiben. Gesungen wurde sowieso alles bis auf eines der angegebenen Lieder. Aber das nur so am Rande. Im Folgenden verzichte ich deswegen auf Chronologie und versuche einfach unterzubringen, was ich für wichtig erachte (und ich wette, ich werde trotzdem irgendetwas vergessen).

"Memory" (Cats) wurde zum Beispiel gesungen und zum ersten Mal fand ich es nicht sterbenslangweilig. Dazu sollte ich vielleicht sagen, dass ich meistens generell kein Fan der Lieder bin. "Memory", "Ich gehör nur mir", "Don't Cry for Me Argentina"? Kann ich meistens alles nicht hören. Das Interessante diesmal war, dass Christian Alexander Müller eine Strophe auf italienisch und Mark Seibert eine auf französisch sang. Das war mal etwas Neues! "Maria" (West Side Story) wurde mit Flamenco-Rhythmen (mit Ana Maria Escoz Corbacho als Flamencotänzerin) kombiniert und war so auch erfrischend anders. Schön auch, dass aus The Man Of La Mancha nicht nur "The Impossible Dream" kam sondern auch "The Man Of La Mancha" mit Mark Seibert und Patrick Stanke als Sancho.

Warum immer und überall "This is the Moment" (Jekyll and Hyde) gesungen werden muss, ist mir ja ein Rätsel, aber offensichtlich kommt man um diesen Song nicht herum. Weniger langweilig da schon "Braver Than We Are", die englische Version von "Stärker als wir sind/Das Gebet" aus Tanz der Vampire. Das hat gewirkt und gezündet! "The Shades of Night", die englische Version von "Die Schatten werden länger" aus Elisabeth, allerdings ist leider unmöglich. Das lag weder am Arrangement noch an den Tenors. Das liegt einfach am englischen Text des Liedes, der mit Verlaub gesagt einfach nur schlecht ist. "The shades of night are growing". Das ist viel aber nicht Englisch. Dr. Michael Kunze mag ja auf deutsch gut texten oder englische Texte gut aus dem Englischen ins Deutsche übertragen können, er hat nur kein Talent seine eigenen Texte ins Englische zu übersetzen. Mit der Auswahl dieser Version hat man in meinen Augen viel vergeben. Das konnten auch die vier fantastischen Herren nicht rausreißen.

Der Queen-Block (ich weigere mich es den We-Will-Rock-You-Block zu nennen) mit "The Show Must Go On" und "Who Wants to Live Forever", bei dem Christian Alexander Müller an ein paar zu früh verstorbene Künstler erinnerte (John Lennon zum Beispiel und im gleichen Atemzug für die Musicalwelt Steve Barton) war hingegen ein Genuss. Der Grease-Teil ("Grease is the Word", "Greased Lightnin'", "Mooning", "Rock'N'Roll Party Queen", "Those Magic Changes") war eine sehr nette Auflockerung zu einem sonst doch recht "dichten" Programm.

Einen der schönsten Momente gab es bei "Am Ende bleiben Tränen", das ich vorher noch nicht wirklich  kannte, mich aber wirklich sehr berührt hat. Das waren Momente, bei denen man sich wünschte, dass das Lied noch lange, lange weitergehen möge.

Witzig die Choreographie zu "Weil ich weiß, in der Straße wohnst du" (My Fair Lady), bei der die Herren Zylinder und Gehstock hatten und sichtlich Spaß an der Freud. Überhaupt hatte man den ganzen Abend das Gefühl die vier freuen sich wirklich diese Konzerte zu machen und haben Spaß bei dem, was sie machen und irgendwie war auch immer wieder ein Hauch von Selbstironie bei den "Boyband-Moves" zu spüren. Nach dem Motto: "Wir wissen, wie wir dabei aussehen und wir wissen auch, wie dämlich das eventuell ist. Aber Lustig ist es trotzdem, also lasst uns das machen!" Weitgehend  unangestrengt auch die Zwischenmoderationen und Übergänge. Wir wissen jetzt, wie Patrick Stanke, Christian Alexander Müller und Mark Seibert Frauen betören oder auch wie Jan Ammanns Sohn heißt.

Mark Seibert hat in Wien offensichtlich die größte Fan-Basis der vier, was kaum verwunderlich ist, schließlich ist er hier noch aus Romeo und Julia bekannt. Seiberts wunderschöne, kontrollierte Kopfstimme ist in Berlin bei We Will Rock You vermutlich verschwendet. Er weiß ganz genau, was er singen kann und wie er es singen muss, damit es wirkt und liefert somit eine Vorstellung, die nichts zu wünschen übrig lässt. Er durfte auch gleich das erste Solo des Abends singen. "Draußen" aus Der Glöckner von Notre Dame, im zweiten Teil konnte er dann mit "Love of my Life" glänzen. Ganz allgemein wirkten die Boyband-Bewegungen bei ihm am wenigsten aufgesetzt. Vielleicht auch weil er aussieht, als könnte er schon morgen bei irgendeiner  mitmachen.

Patrick Stanke durfte/musste den Entertainer des Abends spielen. "Guten Abend, Wien! Geht es euch gut" und so weiter. Ich hasse, hasse, hasse es, wenn ich aufgefordert werde mitzuklatschen wie die Lemminge und ich verweigere mich da auch regelmäßig. Wenn es sich von selbst entwickelt, meinetwegen. Aber dieses Gezwungene, wenn die Darsteller auf der Bühne dazu auffordern, kann ich nicht ausstehen. Abgesehen davon aber, hatte Stanke einige sehr, sehr starke Momente an diesem Abend. Bejubelt wurde seine Interpretation von "Wie wird man seinen Schatten los" (Mozart!), mir aber ist er vor allem mit "Du warst mein Licht", einem wunderschönen Liebes/Trennungslied, in Erinnerung geblieben. Er begleitete sich selbst am Klavier und schuf damit einen intimen, berührenden Moment.

Jan Ammann widmete sein erstes Solo seinem Sohn und sang "Gute Nacht", mit etwas seltsamen Text, dafür aber umso schönerer Interpretation. Man spürte geradezu, dass seine Gedanken bei seinem Sohn in Stuttgart waren. Das zweite Solo war "Die Unstillbare Gier" (Tanz der Vampire). Interessant zu beobachten und zu hören, wie seine Stimme sich verändert, wenn er auf von Krolock umschaltet. Ich hatte ihn letztes Jahr in Oberhausen als "Obervampir" gesehen und seine Version des Grafen war mir nicht in guter Erinnerung geblieben. Ich konnte nicht verstehen, warum so viele ihn lieben. In meinen Augen (Ohren) hatte er ein Problem Vokale zu singen. As klangen wie Os, Is wie Es und so weiter. Auch an diesem Abend wurde gejubelt und lange geklatscht. Ich verstehe es noch immer nicht. Der Funke will einfach nicht überspringen und ein paar Vokale saßen immer noch nicht. Schade, denn bei absolut jedem anderen Lied mochte ich ihn sehr!

Die größte Überraschung war für mich Christian Alexander Müller, den ich als einzigen der vier vorher noch nicht live gesehen hatte. Er wirkte fast die ganze Zeit als würde er sich nicht so richtig wohl fühlen. Schon als hätte auch er Spaß, aber als würde ihm die Umsetzung des Ganzen nicht so zusagen. Boyband? Nicht unbedingt seins. Singen? Absolut seins! Bei den Soli war er sichtlich am entspanntesten und blühte geradezu auf. Es dauerte etwas mit seiner "Musik der Nacht" (Das Phantom der Oper) warm zu werden, aber es zahlte sich aus nicht auszuklinken. Müller entwickelte eine geradezu magnetische Anziehungskraft bei dem Lied, ein sehr anziehendes, verführendes, verführerisches Phantom. Eine beeindruckende Darbietung. War die "Ouvertüre" davor Musik aus Love Never Dies? Ich konnte sie jedenfalls nicht dem Phantom zuordnen, aber  das mag auch daran liegen, dass ich dieses Musical nicht sehr gut kenne. Auch mit seinem zweites Solo "Einsam sind alle Sänger" wusste er zu überzeugen. Diesen Mann werde ich mir merken!

Als Female Guest war Lisa Antoni eingeladen worden, die zum letzten Lied des ersten Teils "I Believe in You" von hinten auf die Bühne kam (das war zu erwarten, schließlich stand dort neben der Tür von Anfang ein ein Mikrophon) und auf französisch einsetzte. Was für Harmonie bei den fünf! Im zweiten Teil durfte sie dann "A Change in Me" (The Beauty and the Beast) als Solo singen. Schade, dass man sie nicht mehr eingebunden und mehr mit ihr gesungen hat, wenn man sich schon extra einen Special Guest einlädt. So war das ein bisschen austauschbar und ich persönlich hätts auch nicht vermisst, wenn es nicht da gewesen wäre. Sie hat es ja schön vorgetragen, aber das Spannendste bei dem Auftritt war, dass der Pianistin beim Umblättern die Noten herunterfielen (wenn man es nicht gesehen hätte, hätte man es nicht gehört).

Die Zugaben waren dann "Save Your Kisses for Me", mit der "boybandigsten" und gleichzeitig witzigsten, ironischsten Choreographie des Abends. In Anbetracht der Jahreszeit hatten die vier sich Weihnachtsmannhauben aufgesetzt, die das Ganze um noch eine Spur lustiger machten. Wirklich geendet hat man dann mit "Look With Your Heart" aus Love Never Dies, bei dem die Tenors langsam die Bühne und über den Mittelgang den Saal verließen.

Somit waren am Ende nur noch die Musikerinnen und Musiker auf der Bühne, die dadurch noch einmal einen eigenen Moment und Applaus bekamen und das völlig verdient. Die Musiker und Musikerinnen waren stellenweise genauso ein Ereignis wie die Tenors. Wer letztes Jahr schon bei Pia Douwes Konzert war, konnte ein "Wiedersehen feiern" mit Marina Komissartchik  (sie war auch für die Musikalische Leitung Gesang zuständig) am Flügel und Keyboard. Diese Frau ist ein Phänomen. Sie spielte mit vollem Einsatz, mit ganzem Körper, ließ sich auch von fallenden Notenblättern nicht aus der Ruhe bringen und spielte manchmal gleichzeitig am Flügel und am Keyboard. Faszinierend. Emilio Percan spielte ganz fantastisch und mit viel Gefühl Violine. Selten hat es so viel Spaß gemacht auch die Musiker und nicht nur die Sänger zu beobachten. Weiters dabei waren Julian Rybarski (Bass und Gitarre), Matthias Plewka (Schlagzeug und Percussion) sowie Stephanie Strehlow an der Gittarre.

Mein Fazit: Einer der besten Musical-Abende, die ich bis jetzt erlebt habe. Das ist vor allem der Strahlkraft und den schönen Stimmen der vier Interpreten und den fantastischen Musikern und Musikerinnen zu verdanken. Ein kurzweiliger, unterhaltsamer Abend, mit vielen ruhigen und tiefgründigen Momenten. Es ist zu wünschen, dass sie wiederkommen. Mit einem neuen ebenso interessanten Programm.

Meinungen Anderer:

Im Web:

Video zur Wochenmitte: "Cantique de Noël"

Titel: Cantique de Noël
Interpretinnen: Carin Filipčić & Wietske van Tongeren
Komponist: Adolphe Adam
Text: Placide Cappeau


Sonntag, 19. Dezember 2010

TV-Tipps: "Alle sieben Wellen" + "Ich bin viele"

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Was? Wann? Wo?
Alle sieben Wellen am 27. Dezember 2010 um 22:25 Uhr auf ORF2

Nachdem schon Gut gegen Nordwind in den Kammerspielen aufgezeichnet, auf DVD veröffentlicht und im Fernsehen (ORF2 und ein paar Monate später 3sat) ausgestrahlt wurde, gibt es nun auch bald die Fortsetzung Alle sieben Wellen im TV zu sehen.
Nach einigen Monaten Abstinenz begegnen sich Emmi und Leo wieder im virtuellen Raum und stellen bald fest, dass da immer noch etwas zwischen ihnen ist. Doch einiges hat sich geändert, sie sind nicht mehr diesselben wie noch vor der "Trennung". Und wenn die legendäre siebte Welle kommt? Wird dann endlich etwas passieren?
Das bewährte Team Ruth Brauer-Kvam und Alexander Pschill spielt wie auch schon im ersten Teil Emmi und Leo und das immer noch genauso gut. Wer den ersten Teil gesehen hat, sollte sich auch den zweiten nicht entgehen lassen. Wer den ersten Teil nicht kennt, wird sich vermutlich im zweiten trotzdem auskennen. Noch sind auch beide Stücke in den Kammerspielen zu sehen.

Im Web:

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Was? Wann? Wo?
Ich bin viele am 30. Dezember 2010 um 22:25 Uhr auf ORF 2

In unregelmäßigen Abständen bringt der ORF Aufzeichnungen des Simpl-Programms, so auch am 30. Dezember. Die Revue Ich bin viele stammt von Michael Niavarani und Albert Schmidleitner, Regie führt Hannes Muik. Mit: Wilbirg Helml, Claudia Rohnefeld, Alexandra Schmid, Roman Frankl, Ciro de Luca  (+ Conference), Bernhard Murg und Thomas Smolej

Im Web:

Samstag, 18. Dezember 2010

Writing the perfect Christmas hit

Wer sich einmal an seinem eigenen Weihnachtshit versuchen möchte, könnte sich dabei an "Bob Stanley's guide to writing the perfect Christmas Hit" halten:
1. Sound like you enjoy Christmas
2. Steer clear of religion
3. Use sleigh bells
4. Embrace the clanging chimes of doom
5. No finger-wagging
6. Add sauce
7. Don't be indie
8. Invite the family
9. Don't forget Santa
10. Remember, absence makes the heart grow fonder
Die ausführlicheren Beschreibungen der Punkte samt Links zu diversen Weihnachtsliedern gibt es hier. Viel Spaß beim Texten!

Freitag, 17. Dezember 2010

Trailer zu "Frühlings Erwachen" in den Kammerspielen

Das Theater in der Josefstadt hat youtube schon vor einer Weile für sich entdeckt und lädt dort in unregelmäßigen Abständen Trailer zu den Produktionen in der Josefstadt oder in den Kammerspielen hoch. So auch zu Frühlings Erwachen. Es ist schon erstaunlich, wie atmosphärisch dieses kurze Video ist (die Wahl der Musik ist dafür wohl ausschlaggebend) und wie wenig von dieser Spannung die Produktion dann wirklich einhält (meine ausführliche Meinung zu der Produktion hier).

Mittwoch, 15. Dezember 2010

Video zur Wochenmitte: "Gabriellas sång"

Titel: Gabriellas sång (aus Wie im Himmel)
Interpret: Claus Dam
Komponist: Stefan Nilsson
Text: Py Bäckman

Dienstag, 14. Dezember 2010

The Best of Musical Hits

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Musikalische Glanzlichter. 3 CDs mit insgesamt 48 Aufnahmen der beliebtesten Musical-Songs aus „Mamma Mia!“, „Disneys Der König der Löwen“, „Disneys Tarzan“, „Das Phantom der Oper“, „Tanz der Vampire“ u.v.m. Alle Lieder in deutscher Sprache. Interpretiert von zahlreichen Stars aus den Originalproduktionen. Außerdem exklusive Aufnahmen mit bisher unveröffentlichten Versionen einiger Hits. Inkl. ausführlichem Booklet. Gesamtspielzeit je CD ca. 60 Min.
Musical scheint ja doch in irgendeiner Weise beliebt zu sein. Erst vor kurzem die "Musical"-Show auf RTL (Näheres dazu im vorigen Blog-Post), jetzt ein CD-Set bei Tschibo/Eduscho. Die Auswahl solcher Boxen ist ja immer Geschmackssache. Ob das nun musikalische Glanzlichter sind oder nicht, darüber lässt sich streiten. Die drei CDs bieten jedenfalls eine relative Bandbreite an Musicals von Elisabeth und Mozart! über Das Phantom der Oper und Aspects of Love hin zu Anatevka und Evita oder auch Ludwig II. Wirklich Neues oder Innovatives bieten sie aber nicht. Eben ein weiterer Sampler mit dem anscheinend obligatorischen "Ich gehör nur mir" und "Phantom der Oper".

Musical im Fernsehen - hoffentlich wird das nicht zum Vorbild

Nachdem man bei der Ultimativen Chart Show unter anderem schon "Die erfolgreichsten Werbehits aller Zeiten", "Die größten Skandalsongs aller Zeiten", "Die erfolgreichsten Radiohits" oder "Die erfolgreichsten erotischen Hits aller Zeiten" durchgenommen hatte, hatte man sich in der letzten Ausgabe (ausgestrahlt am 10. Dezember 2010) den "erfolgreichsten Musical-Hits" angenommen. Laut wikipedia die 89. (!) Folge dieser von Oliver Geissen moderierten Sendung.

Vorweg muss ich gleich sagen, dass ich noch nie ein großer Fan dieser Rankingshows war. Das hat sicherlich dazu beigetragen, dass ich sie noch kritischer angesehen habe, als ich sowieso Sendungen ansehe, in denen es ums Musical geht. Wenn meine Lieblingstheaterform betroffen ist, kann ich empfindlich werden. Aber ich habe mich gefreut, dass Musicals überhaupt im Fernsehen vorkommen. Wie überhaupt Bühnenkultur ist Musical im Fernsehen in meinen Augen unterrepräsentiert. Hin und wieder wird von Premieren berichtet, dann meistens in den Seitenblicken-Formaten dieser Welt. Dann gibt es natürlich auch die Kulturprogramme und -sendungen, die allerdings werden fast immer irgendwo im Nachtprogramm versteckt. Also eigentlich hätte man sich doch wirklich freuen müssen, dass es diesmal sogar eine Sendung im Hauptabendprogramm war.

Wenn da nicht das große ABER wäre.
Die Folge nannte sich "Die erfolgreichsten Musical-Hits". Gesucht wurde nach diesen in den deutschen Single-Charts. Alleine das hat mich schon stutzig gemacht. Wie viele Musicalsongs werden denn als Singles veröffentlicht? Kommen denn da nicht eher Alben heraus? Wäre es da nicht sinnvoller gewesen die Album-Charts zu durchforsten (auch das wurde in dieser Sendung schon gemacht, widerspräche also nicht dem Konzept)? Nun, das Ranking war in meinen Augen auch geschummelt. Großteils hätte es sich eigentlich "erfolgreiche Songs, die irgendwann einmal in einem Musical verwendet wurden, egal ob völlig anders oder nicht" nennen müssen. Nur ein paar Beispiele:
Der Song "Ich war noch niemals in New York" war in der Version von den Sportfreunden Stiller im Ranking, nicht in der Musical-Version und die Sportfreunde haben wohl nicht das Musical gecovert sondern Udo Jürgens. "Total Eclipse of the Heart" von Bonnie Tyler. Wen interessiert schon, dass das Lied seine erfolgreichste Zeit hatte lange bevor Tanz der Vampire überhaupt uraufgeführt wurde. Die Version von Bonnie Tyler ist kein Musical-Hit, sie ist ein Pop-Song, der später für das Musical verwendet und umgeschrieben wurde. "We Will Rock You" von Five/Queen. Auch hier gab es den Song schon lange vor dem Musical. Das beste Beispiel ist aber wohl Platz 1: "Daddy Cool" von Boney M aus dem Jahr 1976. 30 Jahre später hat Frank Farian beschlossen ein gleichnamiges Musical zu produzieren (und damit nochmehr Geld aus Boney M. zu holen) und diesen Hit darin zu verwenden. Macht das den Song zu einem Musicalsong? Ich sage nein. Wenn denn wenigstens die Musical-Versionen selber im Ranking gewesen wären, aber da geht es wohl wieder zurück an den Start. Wie viele Musical-Songs werden als Singles veröffentlich (und wie viele solcher Veröffentlichungen könnten sich tatsächlich gegen das Original von zum Beispiel Queen durchsetzen)?.
So zieht sich das durch das ganze Ranking. Ein paar Musical-Hits sind dann auch noch dabei. "Erinnerung" aus Cats (Platz 29), das Angelika Milster auch live singen durfte oder "Wenn ich einmal reich wär" aus Anatevka (Platz 32). "All (I Ever Want)" von Alexander Klaws und Sabrina Weckerlin, die Popversion von "Alles" aus 3 Musketiere schaffte es sogar auf Platz 22. Wenn ich jetzt kleinlich sein will, kann ich auch noch anmerken, dass - soweit ich mich erinnere - diese Version aber erst vor kurzem extra eingespielt wurde und sich nicht auf dem Soundtrack des Musicals befindet, wie in der Einblendung geschrieben. Noch kleinlicher könnte ich beim Begriff "Soundtrack" werden, der für Musicaltonträger eher unüblich ist.

Jemand der mit dieser Sendung zum ersten Mal wirklich mit dem Genre Musical in Berührung kommt, muss denken, dass in selbigen mehr oder minder nur kopiert wird und nichts oder kaum Eigenständiges entsteht. Natürlich wird in dem Genre viel zitiert, angelehnt oder schlicht kopiert. Das will ich gar nicht leugnen, aber es gibt auch so viel Neues und Originäres. Vermutlich ist das aber dem Fernsehpublikum nicht so leicht zu vermitteln wie die allseits bekannten Popsongs, die es aus solchen Shows schon gewohnt ist und wohl auch erwartet.

Als Gäste waren Dirk Bach und Mirja Boes geladen worden, die beide schon direkt mit dem Musical in Berührung gekommen waren. Dirk Bach spielte in Die Schöne und das Biest und Der Glöckner von Notre Dame, Mirja Boes studierte eine Weile Musical bevor sie sich lieber der Comedy zuwandte. Marco Schreyl darf wohl in jeder RTL-Sendung Platz nehmen. Eine kurze Internetsuche über seine Person sagt mir, dass er unter anderem Das Supertalent und Deutschland sucht den Superstar moderiert (hat). Wie leider nicht anders zu erwarten war, wurde nicht viel über Musicals geredet. Da unterhielt man sich lieber über Schuhe oder Haare oder eben über die Hits, die kaum jemals wirklich mit den Musicals in Verbindung gebracht wurden. Dirk Bach zumindest versuchte es hin und wieder. Ich bekam den Eindruck, dass weder Oliver Geissen noch Marco Schreyl schon mehr als zwei Musicals besucht hatten.
Über die Einspielungen der "Prominenten" während der Präsentation der Ranking-Plätze möchte ich lieber den Mantel des Schweigens decken. Exemplarisch sei herausgegriffen, dass
- das herkömmliche Musical [im Gegensatz zu We Will Rock You] ins Operettenhafte geht.
Ja, es gibt operettenhafte Musicals. Auch! Aber in meinen Augen ist das nicht "das herkömmliche Musical".
- es in Musicals immer viel Make-Up, aufwändige Kostüme und vor allem sehr große Gesten gibt.
Das wurde geradezu als das definierende Merkmal des Musicals hingestellt. Was soll man dazu noch sagen?

Und um diesen Blogeintrag etwas erfreulicher abzuschließen, ende ich mit einem Zitat von Dirk Bach, der mit diesem bei mir Bonuspunkte für die nächsten zehn Jahre gesammelt hat. Oliver Geissen fragte sich im Zuge einer Diskussion über Jukebox-Musicals wie We Will Rock You oder Mamma Mia!, ob diese Musicals denn nicht quasi Selbstläufer wären, weil sie ja so bekannte Musik verwenden würden und ob man nicht einfach ein paar Beatles-Hits nehmen könnte und zu einem Musical machen und sich das dann mehr oder weniger von selbst verkaufen würden. Dirk Back wandte daraufhin ein:
Musical braucht die Geschichte, sonst hast du einfach nur ein Konzert.
Im Web:

[Theater] "I've now realised for the first time in my life the vital Importance of Being Earnest."

[Bild via]
Was für einen tollen Abend ich doch im Vienna's English Theatre verbracht habe am 10. Dezember 2010. Schon lange hatte ich nicht mehr so viel Spaß im Theater.

Zum einen lag das natürlich am Stück. The Importance of Being Earnest wird oft als Oscar Wildes Meisterstück bezeichnet. Es ist wohl eins der Werke von ihm, die am bekanntesten sind. Die gleiche Popularität hat vermutlich nur The Picture of Dorian Gray, das aber zum einen ein Roman ist und zum anderen absolut nicht mit dem Theaterstück zu vergleichen. Im Gegensatz zum Roman ist das Stück heiter und an Wortwitz wohl kaum zu übertreffen (Übersetzungen müssen daran zwangsläufig scheitern, alleine der Titel ist kaum mit seiner Doppeldeutigkeit in eine andere Sprache übertragbar). Auch wenn man sich von der vermeintlichen Leichtigkeit nicht täuschen lassen sollte, denn Wilde spart nicht mit Gesellschaftskritik. Man muss nur genau zuhören und zusehen.

Zum anderen lag es an der Umsetzung des Stücks im English Theatre. Das Theater (hier ein paar Fotos für die, die es nicht kennen) ist ein kleines, aber feines Theater, das besonders bei Lehrpersonal für Englisch beliebt ist. Auch an diesem Abend waren ein paar Jugendliche und junge Erwachsene im Publikum. Vielleicht tue ich ihnen Unrecht, wenn ich annehme, dass sie mehr oder minder dazu gezwungen waren, aber ich kenne die Generation der jetzt 20-jährigen (meine Generation) und die geht nicht unbedingt dauernd ins Theater, wenn sie nicht muss. Was schade ist, denn sonst würden sie vielleicht öfter so tolle Stücke sehen wie dieses.

Die Schauspieler und Schauspielerinnen sind alle hervorragend. Bei englischsprachigen Stücken vielleicht noch extra zu erwähnen ist, dass hier schönstes deutliches British-English gesprochen wird, mit dem kaum jemand Probleme haben sollte.
James Cawood als Algernon Moncrieff und Tom Micklem als John (Earnest) Worthing geben ein wunderbar gelangweiltes Freundespaar der englischen Oberschicht, das nichts Besseres zu tun hat als einen invaliden Freund und einen umtriebigen Bruder zu erfinden, um den Zwängen in der Stadt bzw. am Land zu entgehen. Herrlich wie da mit aller Ernsthaftigkeit der beste Freund für sein Verhalten verurteilt wird, man das eigene aber ganz in Ordnung findet und dann als die ganze Geschichte ans Licht kommt, nichts Wichtigeres zu diskutieren hat, als wer den letzten Muffin gegessen hat.
Olivia Wright als Johns Angebetete Gwendolen Fairfax und Jean Kristin Atherton als Johns Mündel und Algernons Eroberungsziel Cecily Cardew liefern eine ebenso überzeugende Darstellung. Gwendolen mag ein wenig naiv und unerfahren wirken, aber Wright gelingt es ganz hervorragend eine junge Frau zu zeichnen, die ganz genau weiß, was sie will (zum Beispiel als sie sich nach Johns, in ihrem Glauben noch Earnests, Landadresse erkundigt, sollte sie sich zu einer "unüberlegten Verzweiflungstat" hinreißen lassen). Cecily weiß ihrerseits mit ihren Reizen zu spielen und hat einen ihrer stärksten Momente im Gespräch mit Gwendolen, als sie dieser gleich mehrere Stücke Zucker in Tee gibt, obwohl sie gerade gesagt hat Zucker wäre nicht "fashionable".
Hervorzuheben sind weiters noch Kate Dove als Lady Bracknell (ein wenig erinnert diese Rolle an Lady Catherine de Bourg aus Pride and Prejudice von Jane Austen) der von Wilde auch ein paar der besten Sätze geschrieben wurden und Moray Treadwell als Lane/Merriman, der trotz seiner kurzen und wortkargen Szenen in Erinnerung bleibt. Ein wenig blass, wenn auch auf hohem Niveau, wirken dagegen Jean Perkins als Miss Prism und Roger Bingham als Rev. Canon Chasuble.

Für die feine Regie zeichnet sich Philip Dart verantwortlich. Das funktionale Bühnenbild, das für die Größe der Bühne optimal erscheint (ein ein- und ausklappbarer, drehbarer Hintergrund und die passenden Requisiten dazu) wurde von Charles Cusick Smith entworfen.

Mein Fazit: Hingehen und ansehen! The Importance of Being Earnest verspricht einen unterhaltsamen Abend mit intelligenten Pointen und dem feinen Humor, für den England so berühmt ist.  Bis zum 22. Dezember gibt es noch die Gelegenheit zu erleben, wie dieses Versprechen eingehalten wird.

Im Web:

Montag, 13. Dezember 2010

TV-Tipp: "Rock the Ballet"

Was? Wann? Wo?
Rock the Ballet am 18. Dezember 2010, 20:15 auf 3sat

Rock the Ballet ist eine fantastische Ballett-Show von und mit Rasta Thomas. Diesen März hatte ich die Gelegenheit die Show im Museumsquartier live zu sehen und war begeistert. Die Männer und eine Frau tanzen hervorragend und mit viel Lebensfreude, die Nummern sind einfallsreich und zum Teil witzig choreographiert. Erwarten darf man sich aber kein klassisches Ballett mit Tutus und sterbenden Schwänen (was ich persönlich ja auch unheimlich gerne sehe) sondern eine energiegeladene Show mit moderner Musik (von U2 über Coldplay zu Queen und Michael Jackson) und einem Mix aus klassischen Ballettbewegungen und Modern Dance/Jazz Dance. Ich kann mich noch erinnern, dass mich damals die Videoprojektionen etwas irritiert haben und bin gespannt, wie das im Fernsehen wirken wird.

Im Web:

Samstag, 11. Dezember 2010

Web-Tipp: Das Weihnachtsradio

Meine Kritik zu The Importance of Being Earnest im Vienna's English Theatre kommt. Ganz sicher. Ich hab nur im Moment fast keine Zeit für irgendwas.

In der Zwischenzeit für alle, die Weihnachten lieben und sich gerne mit Weihnachtsliedern in Stimmung bringen: das Weihnachtsradio. Ein Internetradio, das einheimische und internationale Weihnachtslieder spielt. Es dürfte vermutlich für jeden Geschmack etwas dabei sein.

Im Web:

Mittwoch, 8. Dezember 2010

Video zur Wochenmitte: "Now"

Danke musikalitis, wäre alleine darauf wohl kaum aufmerksam geworden!

Titel: Now (aus dem noch nicht uraufgeführten Musical Doctor Zhivago - The Musical)
Interpreten: Anthony Warlow & Lucy Maunder
Komponistin: Lucy Simon
Text: Michael Korie & Amy Powers


Im Web:

Dienstag, 7. Dezember 2010

"Rettet die Hexen von Oz" - Eine youtube-Kampagne zum Kopfschütteln

Seit die Stage Entertainment bekannt gegeben hat, dass auf Wicked - Die Hexen von Oz in Oberhausen Dirty Dancing folgen wird, gehen die Wogen hoch. Wenig bis gar nichts hört man von Befürwortern dieser Entscheidung. Ganz im Gegensatz zu den Gegnern. Kürzlich bin ich beim Youtube-Surfen auf eine "Kampagne" (kann man ein paar youtube-Videos eigentlich schon eine Kampagne nennen?) gestoßen, die alle Fans von Wicked dazu auffordert, die Stage mit E-Mails zu bombardieren, in denen gefordert wird, dass Wicked nicht abgesetzt wird. Kämpferisch geben sich die Unterstützerinnen und Unterstützer dieses Anliegens. "Wir lassen uns nicht mundtot machen!" wird da proklamiert, ganz im Sinne von Elphaba, der grünen Hexe aus dem Musical, die ebenfalls für ihre Überzeugungen einsteht. Man will "es sich nicht einfach gefallen lassen", dass nicht einmal geplant ist, Wicked in eine andere deutsche Stadt zu transferieren.

Wieso nur hab ich das Gefühl, dass hinter dieser Aktion ein paar 12-jährige sitzen, die zu viel Freizeit haben und zu wenig Aufmerksamkeit bekommen? Glauben die eigentlich wirklich, dass sie erreichen werden, was sie wollen? Glauben sie, dass die Verantwortlichen bei Stage Entertainment 20 E-Mails lesen und sich dann zusammensetzen, nicken und sagen: "Ja, da haben sie eigentlich Recht."? Haben die sich denn schon einmal gefragt, warum Wicked nun abgesetzt wird? Dass es vielleicht doch nicht so der Renner war, wie ihnen das vorkommt?

Natürlich wurde auch gleich die Antwort der Stage Entertainment auf eines der Mails in ein youtube-Video gepackt. Die Empörung war groß, dass nicht die verlangte Zusage zu einer weiteren Laufzeit von Wicked gegeben wurde. Oh nein! Die böse Stage! Wie kann sie nur?! In besagtem Video wird zuerst der Wortlaut der Stellungnahme der Stage gebracht (die ich so ganz nebenbei dieser Aktion völlig angemessen finde) und dann der Kommentar der Kampagnen-Führer/Führerinnen (? wer weiß das schon). Besonders bezeichnend finde ich ja diese Passage:
Es kann uns ja eigentlich egal sein ob die das Metronom Theater mit DD ruinieren oder nicht ...  wir wollen Wicked und das ist alles!
Ich will, ich will, ich will aber! Was geht in den Köpfen dieser Leute eigentlich vor?

Die Kommentare auf youtube zu den Rettet-Videos sind durchwegs positiv. Staatstrauer möchte man da am liebsten verhängen, geweint hat man, als die Nachricht verkündet wurde, dass Wicked abgesetzt wird und überhaupt ist es ja "das Musical weltweit" (ein paar wenige Stimmen widersprechen diesem Grundtenor). Empörung herrscht natürlich auch darüber, dass sich die Antworten der Stage an all die E-Mailschreiber ähneln. Das ist wohl kaum verwunderlich, wenn alle auch ähnliche E-Mails geschrieben haben.

Mein Lieblingskommentar ist aber dieser hier (wörtlich kopiert):
WICKED ABSETZEN ????? die spinnen doch ! NA JETZT IST DER WIRSING ABER AM DAMPFEN !!! die könnten meinetwegen starlight express absetzen, aber auf GAR KEINEN FALL wicked.
wicked ist das beste was es gibt ! (in meinen augen jedenfalls !)
Wicked 4 Ever
Ein bisschen Recherche hätte der Schreiberin/dem Schreiber gut getan, um zu wissen, dass die Stage Entertainment für Starlight Express gar nicht zuständig ist.

"Rettet die Hexen von Oz" auf youtube:

Sonntag, 5. Dezember 2010

[Konzert] It's beginning to look a lot like Christmas - Musical Christmas 2010

[Bild via]
Draußen bitterkalt und winterlich-weihnachtlich verschneit. Auf jeden Fall eine gute Atmosphäre für ein Weihnachtskonzert. Immerhin war es ja doch erst der 4. Dezember und damit Weihnachten noch 20 Tage entfernt. Außerdem war ich in der Nachmittagsvorstellung, also war es noch nicht einmal stimmungsvoll dunkel draußen, sodass man mit weihnachtlicher Beleuchtung in die richtige Stimmung versetzt wurde. Die Sänger und Sängerinnen der VBW hatten also nur den Schnee als Unterstützung. Mehr brauchten sie aber auch nicht. Die Weihnachtsstimmung ist ihnen gute gelungen. Es war ein sehr schöner Nachmittag, mit viel Stimmung, Stimme und schönen Melodien. Großteils. Im Folgenden werde ich der Einfachkeit halber chronologisch vorgehen um nichts zu vergessen.

1. Teil
1. Ouvertüre: First Noel/Wunschzettel (Instrumental/Uwe Kröger)
Wer durfte nach der instrumentalen Ouvertüre eröffnen? Natürlich Uwe Kröger. War ja auch nicht anders zu erwarten. Den Wunschzettel hätte man sich meines Erachtens sparen können. Ich kann mich nicht einmal mehr daran erinnern, was Uwe Kröger da genau gesagt hat. Aber egal, der instrumentale Anfang war sehr schön und während das Orchester gezeigt hat, was es kann, kamen auch gleich alle Solisten auf die Bühne. Miteinander diskutierend, gehetzt, am Telefon streitend (alles lautlos und mit viel Gestik) und als Kröger sein Gedicht (?) vorgetragen hat, erstarrten sie alle und es kam das Ensemble in Form von Weihnachtselfen (mit spitzen Ohren) und drückte ihnen Geschenke in die Hand.

2. The Christmas Song (Carin Filipčić)
Lang, lang ist's her, dass man Carin Filipčić so schön hat singen hören. Ja, ich hab sie in Rudolf - Affaire Mayerling (übrigens sicherlich einer der dümmsten Untertitel der Musicalgeschichte) gesehen und nein, ich fand ihre Lieder nicht besonders toll. Ich war also mehr als froh, sie einfach mal wieder singen zu hören. So eine schöne Stimme sollte öfter engagiert werden.

3. Driving Home For Christmas (Rasmus Borkowski)
Genauso glücklich war ich, Rasmus Borkowski mal wieder singen zu hören. Er hat sich ja schließlich eine Auszeit vom Musical genommen und war im Theater in der Josefstadt zu sehen. Die Pause hat seiner Stimme gut getan. Er klingt voller, unangestrengter, schöner. Das  Lied allerdings. Na ja. Ich mag es nicht und auch Rasmus Borkowski konnte mich nicht davon überzeugen.

4. When Christmas Comes to Town (Caroline Vasicek und Wietske van Tongeren)
Das Lied aus dem Film Polarexpress war mir bisher nicht bekannt, wahrscheinlich war mir deshalb auch die Inszenierung des Songs nicht ganz klar. Gesungen war er aber zweifelsohne sehr schön!

5. Weihnachtslegende (Carin Filipčić)
Die erste unmusikalische Einlage. Ein kurzes Gedicht von Ochs und Esel, die etwas anders aussahen, als ihre Artgenossen und eigentlich auf Silvester warten. War ganz witzig.

6. White Christmas (Uwe Kröger und Ensemble)
Ich war überrascht von Uwe Kröger, denn die Töne waren alle richtig. Hin und wieder ein bisschen geschummelt, aber richtig. Angestrengt klang er trotzdem und immer wenn's ein bisschen schwieriger wird, dann macht er ein Gesicht, als hätte er gerade einen Bandscheibenvorfall.

7. Lebkuchenmärchen (Katrin Mersch, Philipp Kreinbucher, Christian Petru, Markus Pol, Robert Weixler)
Eine nette, kleine Weihnachtsgeschichte von den Elfen mit viel Freude erzählt.

8. Santa vs. Christkind (Caroline Vasicek, Rasmus Borkowski und Ensemble)
Das erste deutsche Lied des Abends. Der Titel ist von einem Orchestermitglied geschrieben worden. Anscheinend wird bei den Weihnachtskonzerten der VBW immer eine Nummer gespielt, die von einem Orchestermitglied geschrieben wurde (so erzählte Dennis Kozeluh in der Moderation vor dem nächsten Lied. Er sagte allerdings "das folgende Lied". Da das folgende Lied aber "Winter Wonderland" war, kann man sicherlich getrost annehmen, dass er das vorangegangene meinte).
"Santa vs. Christkind" ist eine weniger besinnliche als fröhliche Up-Tempo-Nummer, in der sich Christkind und Santa Clause darüber streiten, wer denn jetzt für das Weihnachtsfest zuständig ist. Das Christkind hat dabei Unterstützung von seinen Engerln, der Weihnachtsmann von seinen Rentieren. Die Nummer macht Spaß, auch wenn der Rap-Teil ein wenig überflüssig war. Allerdings ist Rasmus Borkowski zu dünn um den Weihnachtsmann zu geben. Wenn man schon mit Klischee-Figuren spielt, dann aber richtig!

9. Winter Wonderland (Dennis Kozeluh und Uwe Kröger)
Wer auch immer die Zwischenmoderationen geschrieben hat, war nicht besonders einfallsreich. "Das Leben der meisten Menschen endet mit dem Tod. Bei dir, Uwe, hat es mit dem Tod begonnen." Ha. Ha. Ha. Selten so gelacht. "Heuer fällt Weihnachten auf einen Freitag." - "Auf einen Freitag? Hoffentlich nicht auf einen 13." Ich hab schon bessere Witze gehört.
"Winter Wonderland" hat dann nichts Neues geboten. Die beiden haben es gut interpretiert, Uwe Krögers Stimme hat (noch) gehalten. Nur langsam wird er zu alt dafür, so mit seinen Hüften zu wackeln, wie ers gemacht hat. Ich möchte es ihm als Selbstironie auslegen.

10. Koppången (Wietske van Tongeren und Damenensemble)
Eins der Highlights des Nachmittags. Wietske van Tongeren in einem einfachen, schwarz-weißen Kleid, ein wenig Bühnennebel, die Musik und ihre Stimme. Wunderbar unaufgeregt und schlicht, dafür umso schöner. Da kam zum ersten Mal so richtig Weihnachtsstimmung auf. Ich verstehe niederländisch nur beschränkt, aber deswegen war es nicht weniger stimmungsvoll.

11. Großer Herr, o starker König/Ach mein herzliebes Jesulein! (Dennis Kozeluh und Ensemble)
Wurde nicht gespielt. Ich kann nicht sagen, warum. Mich würde interessieren, ob sie die Nummer aus allen Konzerten gestrichen haben oder nur aus dieser Vorstellung.

12. Who Would Imagine a King (Caroline Vasicek)
Ein schönes Lied und auch sehr gut interpretiert, leider war meine Aufmerksamkeit konstant abgelehnt, weil ich mich fragen musste, warum Caroline Vasicek gerade ein Kleid in Paradiesvogelfarben dazu trug, das ein wenig an den Umhang aus Joseph erinnerte.

13. Amerikanisches Weihnachtsmedley: Let It Snow, Rocking Around the Christmas Tree, Rudolph the Red-Nosed Reindeer, Grandma Got Run Over by a Reindeer (alle)
Ein schwungvoller Abschluss für den ersten Teil. Ich persönlich mag ja "Grandma Got Run Over by a Reindeer" sehr gerne und war daher froh, dass es inkludiert wurde. Ob das Konzert wohl im Ronacher stattgefunden hat, weil man den Schnee aus "He ho he" (Tanz der Vampire) gleich auch für "Let It Snow" parat hatte?
[Bild via]

2. Teil
14. Polar Express (Dennis Kozeluh und Ensemble)
Wie schon oben erwähnt, kenne ich den Film nicht. Also war auch dieses Lied neu für mich. War ganz nett, auch wenn ich das Gefühl hatte, dass Dennis Kozeluh ein wenig unterfordert war.

15. Meine Herzwunschliste (Uwe Kröger)
Da war es wohl zu Ende mit Uwe Krögers Stimme. Hatte er zuvor noch ein wenig geschummelt hie und da, so half nun das auch nicht mehr. Ein paar Mal war es eben einfach falsch und dem Gesicht nach zu urteilen, das er dabei gemacht hat, war es auch nicht angenehm zu singen. Zum Bandscheibenvorfall kam jetzt noch eine gebrochene Hüfte dazu...

16. Weihnachtsgeschichte - Ein Weihnachtslied (Rasmus Borkowski, Anna Knott und Christian Petru)
Rasmus Borkowski als Geschichtenerzähler im Altherrenmantel unterstützt von zwei verliebten Elfen. Für mich war es gelungen und ich fühlte mich gut unterhalten.

17. Es wird scho glei dumpa (Caroline Vasicek, Carin Filipčić, Markus Pol, Philipp Kreinbucher)
Toll, dass auch ein traditionelles, österreichisches Weihnachtslied vertreten war. Die vier haben das wunderbar gemacht. Das nennt man Harmonie und in solchen Momenten merkt man, dass es nicht mehr braucht, als wie hier vier exzellente Sänger und Sängerinnen und die Musik dazu. Sie standen einfach nur da, in schwarz gekleidet, mit Textbuch (war aber eher Zierde als notwendig) und sangen.

18. Do You Hear What I Hear? (Dennis Kozeluh und Ensemble)
Endlich hatte auch Dennis Kozeluh wieder etwas zu tun und wie er das hatte. Fast schon hymnisch war das ganze aufgebaut. Leiser Anfang, mitreißendes Finale mit genau richtig dosierter Unterstützung durch das Ensemble.

19. Cantique de Noël (Carin Filipčić und Wietske van Tongeren)
Die meisten werden das Lied vermutlich eher auf Englisch als "Oh, Holy Night" kennen. Das Original ist allerdings französisch und ich finde es eine gute Entscheidung, das Original aufzuführen. Es gibt so viele Weihnachtslieder und doch hört man meistens die gleichen und dann noch dazu in englischer Übersetzung. Dabei ist Französisch eine so schöne Sprache, die sich auch wunderbar singen lässt. Filipčić und van Tongeren haben das auf jeden Fall bewiesen.

20. It's Beginning to Look a Lot Like Christmas (Rasmus Borkowski und Damenensemble)
Irgendwie wollte das Lied nicht so Recht in Schwung kommen. Es war ja nett, aber für mein Gefühl plätscherte es ein wenig dahin (auch wenn sich Rasmus Borkowski für Singing in the Rain empfohlen hat).

21. Lebhafte Winterstraße (Caroline Vasicek)
Ein Gedicht von Joachim Ringelnatz.

22. Gabriella's Sång (Carin Filipčić und Ensemble)
Perfekt. Ich beherrsche die schwedische Sprache nicht und kann damit Filipčićs Aussprache nicht beurteilen, ihre Interpretation ließ aber keine Wünsche offen. Sie hatte bloß eine einfache Kerze in der Hand und sang, aber die Stimmung war da. Erst Recht, als nach und nach das Ensemble auf die Bühne kam und ebenso nach und nach die seine Kerzen anzündete bis am Ende alle mit einer Kerze in der Hand dastanden. Was für ein schönes Bild!

23. Deutsches Weihnachtsmedley: Fröhliche Weihnacht, O Tannenbaum, Morgen kommt der Weihnachtsmann, Tochter Zion (alle)
Bei diesem Medley standen alle mehr oder minder in einer Reihe, mit Textbüchern (wieder eher Zierde, außer bei Rasmus Borkowski der alle zwei Sekunden nach unten sah. Entweder konnte er die Texte wirklich nicht oder es war automatisch, weil er den Text eben vor sich hatte) in der Hand. Natürlich waren alle Lieder gekürzt, es war ja auch ein Medley. Ich fand es ein wenig schade, weil es doch etwas kurz kam.

24. Weihnacht (Uwe Kröger)
Gedicht von Elisabeth Dauthendey

25. War is  Over (alle)
Begonnen haben Uwe Kröger und Rasmus Borkowski und niemals an diesem Abend war Krögers Anstrengung deutlicher zu hören als im direkten Vergleich. Das Lied ist bekannt und auch nicht sonderlich schwer. Man kann gar nicht wirklich etwas falsch machen. Ein paar Phrasierungen weniger hätten es auch getan, aber das ist wohl Geschmackssache.

26. Stille Nacht (alle)
Ich persönlich kann auf "Stille Nacht" verzichten solange es nicht der Heilige Abend ist, aber das Lied gehört wohl einfach zu jedem Weihnachtskonzert dazu. Gesungen wurde es quasi als Zugabe nach dem Applaus (auch wenn es natürlich im Programmzettel angeführt ist), was ich für eine gute Idee halte. Denn so entlässt man das Publikum mit dem Klang eines stillen, besinnlichen Liedes im Ohr in den kalten Winter und nicht mit jubelnden Fans.

Mein Fazit: Das ganze Konzert war zum Glück nicht so Uwe-Kröger-zentriert, wie ich befürchtet hatte. Im Gegenteil. Gefühlsmäßig hatten Dennis Kozeluh und Wietske van Tongeren am wenigsten zu tun. Schade, ich hätte von den beiden gerne mehr gehört. Schön, dass man sich oft getraut hat, die Musik und die Stimmen wirken zu lassen und sich nicht krampfhaft um wilde Choreographien bemüht hat. Vor allem der zweite Teil war größtenteils angenehm unaufgeregt und stimmungsvoll. Kurz gesagt: gelungen und sehenswert!

Meinungen Anderer:

Im Web:

Donnerstag, 2. Dezember 2010

[Theater] Dr. Sommer meets Wedekind - "Frühlings Erwachen" in den Kammerspielen

Draußen der "überraschende" Wintereinbruch, Kälte und viel Schnee. Drinnen Wärme, Trockenheit und die Aussicht auf einen interessanten Theaterabend bei Frühlings Erwachen. Bei der Generalprobe sollen ja schon Leute gegangen sein und eine ältere Frau fiel wohl in Ohnmacht. Am Stück mit Studentinnen und Studenten des Wiener Max Reinhardt Seminars wird es aber wohl nicht gelegen haben. Frühlings Erwachen war vielleicht ein Skandal, als es 1906 von - wie passend - Max Reinhardt inszeniert in Deutschland uraufgeführt wurde, im Jahr 2010 allerdings kann das alles wohl kaum noch aufregen.

Der Inhalt des Stücks ist, denke ich, weitgehend bekannt. Viele mussten Wedekinds Werk in der Schule lesen und analysieren bis man nicht mehr wusste, was man eigentlich gelesen hat. Ohne großartig ins Detail zu gehen, kann man die Handlung in etwa so zusammen fassen:
Deutschland im ausgehenden 19. Jahrhundert: die Jugendlichen Melchior Gabor, Moritz Stiefel und Wendla Bergmann entdecken in einem äußerst konservativen und repressiven Umfeld ihre Sexualität, werden mit Leistungsdruck konfrontiert und scheitern schließlich daran.

[Bild via]
Zur Aufführung in den Kammerspielen, die heute (02. Dezember 2010) offiziell Premiere feiert, könnte man vermutlich einiges sagen. Ich werde meine Besprechung aber eher "impressionistisch" halten, also meine Eindrücke schildern. Ohne Anspruch auf  Vollständigkeit. Ich habe die Voraufführung gesehen, es ist aber anzunehmen, dass sich bis zur Premiere heute Abend nicht mehr wirklich etwas ändern wird.

Vorweg möchte ich sagen, dass alle Schauspielerinnen und Schauspieler (auch die des Max Reinhardt Seminars) gute und solide Leistung bringen. Sie alle spielen ganz ordentlich, auch wenn sie mich nicht gerade vom Hocker gerissen haben. Die beiden besten Freunde Melchior und Moritz werden von Felix von Bredow und Christian Erdt gespielt, als Wendla ist Lilian Amuat zu sehen. In weiteren Rollen spielen Laurenz Laufenberg (Ernst), Béla Bufe (Hänschen), Hilde Dalik (Ilse, wirklich sehr gut!), Johnna Paliege (Martha) sowie Marlena Keil (Thea). Wie schon im Musical gibt es nur zwei Erwachsene: Michou Friesz und Peter Scholz. In den Kammerspielen wird auch der vermummte Herr nicht ausgelassen und von Heiner Stadelmann dargestellt. Vermummt ist er aber nicht, stattdessen trägt er einen sehr gelben Anzug.

Als Kulisse (Bühnenbild und Kostüme von Miriam Busch) dient im Prinzip lediglich ein Kasten, der sowohl Kleiderschrank als auch Heuboden ist und im zweiten Akt ebenso als Bett und Grab dient. An der Wand hängt hin und wieder ein Hut oder auch Blumen, wenn gerade notwendig. Zu sehen gibt es in dieser Hinsicht also nicht viel. Auch im wahrsten Sinne des Wortes nicht. Man sieht die Spielenden nämlich nicht, wenn sie dauernd am Boden sitzen und man als durchschnittlich großer Mensch nicht alle vor einem überragt.
Das Regiekonzept von Stephanie Mohr (Dramaturgie von Katharina Schuster) bleibt mir allerdings verborgen. Dass das Stück mit dem Ende beginnt ist ja nur eine Sache, die man sich bestimmt irgendwie erklären kann. Auf mich wirkte es seltsam. Viel verwirrender waren allerdings die Videoprojektionen. Die Schlussszene am Friedhof wurde zum Teil am Wiener Zentralfriedhof vorab gedreht und dann auf die Wand projeziert, ging dann aber wieder ins Schauspiel auf der Bühne über. Ist ja eine ganz nette Idee um den Eindruck zu verstärken, dass wir uns nun am Friedhof befinden, hätte man aber mit Licht etc. auch geschafft.
Eine weitere Projektion ist zu sehen, wenn Melchior und Moritz eines ihrer Gespräche haben. Zu sehen sind zwei Burschen, die am Friedhof miteinander lachen und spielen. Es werden wohl die beiden sein, die im Programmheft als "Der 14-jährige Melchior" (Simon Morzé) und "Der 14-jährige Moritz" (Skye MacDonald) angegeben sind. Verstanden habe ich das nicht. Denn Melchior und Moritz sind das ganze Stück über um die 14 Jahre alt.
Was mich zum Titel dieses Blog-Eintrags bringt. Dr. Sommer meets Wedekind. Am auffälligsten sind die Einspielungen (auf den Kasten projeziert) der jungen Darstellerinnen und Darsteller, die Briefe vorlesen, die wie direkt aus Bravo kopiert wirken. Nach dem Motto: "Ina (16): Mein Freund und ich hatten schon Sex, aber ich hatte noch nie einen Orgasmus. Ist das normal?" Die "Einsendungen" sind passend zu den darauffolgenden Szenen, unterbrechen für mein Gefühl allerdings den Fluss des Stückes und sind vollkommen überflüssig. Zumindest gibt es im zweiten Akt nur mehr eine solche Dr.-Sommer-Szene.
Vermutlich stellen diese Einspielungen den Versuch dar, das Stück in die heutige Zeit zu transportieren, eine Brücke zu bauen zwischen damals und heute und zu zeigen, dass die Themen auch heutzutage noch aktuell sind (das wird wohl auch der Grund sein, warum im Programmheft aus dem Buch Generation Porno. Jugend, Sex, Internet zitiert wird). Für mich gelingt das nicht. Frühlings Erwachen ist nur beschränkt auch noch heute gültig und man hätte besser daran getan, sich nicht zu sehr zu bemühen unbedingt modern sein zu wollen. Musikalisch kann von ausgehendem 19. Jahrhundert auch keine Rede sein, Cindy Lauper, Violent Femmes oder Charlotte Gainsbourg zum Beispiel sollen wohl auch Moderniät anklingen lassen (und wenn die Musik dann noch dazu so laut ist, dass man die Darsteller kaum versteht, sollte das wirklich noch einmal überdacht werden).

Eine der Schlüsselszenen (Wendla bringt Melchior dazu sie zu schlagen) des Stücks funktioniert einfach nicht. Oder zumindest hat sie an diesem Abend nicht gewirkt. Die Szene beginnt spielerisch. Als Melchior endlich zustimmt sie mit der Gerte (die hier eine Blume ist) zu schlagen, reicht sie ihm lachend immer weitere Pflanzen. Irgendwann sollte die Stimmung aber von lustig auf ernst umschlagen. Tat sie aber nicht. Das Publikum hat weiter gelacht.

Ein wenig seltsam mutet auch an, dass die Selbstbefriedigungsszene von Hänschen ("Hast du zur Nacht gebetet, Desdemona?") mit der Vergewaltigung Wendlas durch Melchior auf dem Heuboden zusammengelegt wird. Im Kasten (Hänschens Zimmer) geilt sich Hänschen an seinen Bildern auf, während Melchior auf dem Kasten (der Heuboden) Wendla bedrängt. Gut, dass sie es nicht abgeschwächt haben (wie im Musical) und die Vergewaltigung eine Vergewaltigung bleibt, aber dieses Parallelspiel nimmt den Ereignissen auf dem Heuboden ihre Ernsthaftigkeit.

Drastisch gekürzt wurde das Zusammentreffen im Weinberg zwischen Hänschen und Ernst, der dadurch zu einer Randfigur wird (oder besser: noch mehr Randfigur ist als bei Wedekind). Besser gelungen ist allerdings das Zusammentreffen zwischen Ilse und Moritz vor dessen Selbstmord. Warum allerdings die anderen Darstellerinnen und Darsteller in moderner Kleidung auf die Bühne kommen und Moritz in einer Reihe in ihre Mitte nehmen bevor er sich erschießt und die Pause beginnt, ist mir immer noch ein Rätsel. 

Ganz allgemein muss ich sagen, dass mir das Gefühl gefehlt hat. Der Funke sprang einfach nicht über. Vielleicht auch einfach, weil ich so oft über einige Dinge irritiert war. Selbstverständlich sind Sprechtheater und Musical nur beschränkt zu vergleichen, ich hätte mir trotzdem gewünscht, dass sich zumindest ein wenig von der Stimmung eingestellt hätte, die bei Frühlings Erwachen - Das Rock-Musical angekommen ist. Das ganze sollte doch immer noch eine Tragödie sein.

Mein Fazit: Kann man sehen, muss man aber nicht. Der Meinung waren offensichtlich auch Andere an diesem Abend. Die Reihen im Publikum hatten sich nach der Pause deutlich gelichtet.
Im Web:

Mittwoch, 1. Dezember 2010

Video zur Wochenmitte: "Am Fluss"

Titel: Am Fluss
Interpretin: Pia Douwes
Komponist: Maury Yeston
Text: Maury Yeston (dt. Übersetzung: Wolfgang Adenberg)



Pünktlich zum Dezemberbeginn kann ich wieder Dezemberlieder interpretiert von Pia Douwes hervorholen und mich auch an das wunderbare Konzert im letzten Jahr erinnern. Die ganze CD ist ein Genuss, auch wenn sie an das Live-Erlebnis nicht ganz heranreichen kann (doch welche CDs schaffen das schon?). Ich kann den Dezemberlieder-Zyklus jedenfalls nur empfehlen. Am schönsten ist es, wenn man die CD einlegt und sich einfach einlässt auf das, was man dann hört. Einfach zuhören und wirken lassen. Vielleicht noch den Text mitlesen, am besten auf jeden Fall ganz ohne Ablenkung.

Freitag, 26. November 2010

Fassade des Ronacher - die Österreichische Lösung?

Mach ma mal. Schau ma mal. Wird schon werden.
So ungefähr stelle ich mir die Gedanken vor, die zur Renovierung des Ronachers gemacht wurden. Die österreichische Lösung eben. Jedes Mal, wenn ich an diesem Gebäude vorbeigehe, muss ich feststellen, dass es schlimmer wird. Ich gebe gerne zu, dass ich von Gebäude-Renovierungen so gut wie nichts weiß. Ich bin keine Architektin und auch keine Restauratorin. Doch wenn ein Gebäude nach drei Jahren (2005 bis 2008) Renovierung erst vor etwa zwei Jahren (Juni 2008 mit The Producers) feierlich wieder eröffnet wurde, dann sollte man doch annehmen dürfen, dass es damit für ein paar Jahre erstmal getan ist. Oder nicht? Ja, es war hauptsächlich eine Moderniernisierung der Technik, aber es wurde genauso ein neue Probenbühne am Dach gebaut. Ist es normal, dass die Fassade wieder eingerüstet werden muss, weil Teile davon auf Passantinnen und Passanten zu fallen drohen (so hört man)? Die Renovierung der Renovierung quasi. Wenn's nicht passt, dann mach ma's halt nochmal. Eh wurscht. Vielleicht tu ich jemandem auch unglaublich Unrecht, aber ich kann mir eben nicht vorstellen, dass das ganz normal ist. Zumal die Fassade im Moment in einem braun "glänzt", das ... nun ja ... sagen wir, dass es mir nicht gefällt.

Ganz abgesehen davon, dass die Teile der Fassade, die nicht mehr eingerüstet sind, nicht so bleiben können. So sieht es jedenfalls unmöglich aus. Ich hoffe jedenfalls inständig, dass die Fassade nicht so zweifarbig bleiben wird...

[Foto vom 17. November 2010]

Zum Vergleich nochmal die alte Farbe der Fassade, die ich persönlich um einiges schöner finde und sich auch besser in die Umgebung einpasst. Oder rüsten sie etwa nochmal das ganze Ronacher ein und streichen es wieder hell?

[Foto vom 03. Oktober 2010]

Wenn ich mit all dem, jemandem Unrecht tue, dann entschuldige ich mich gerne und ich lasse mich auch immer gerne eines Besseren belehren. Aber wo der Sinn in einer langen, teuren Renovierung steckt, wenn diese nach nur 2 1/2 Jahren wieder nachgebessert werden muss, erschließt sich mir nicht.

Mittwoch, 24. November 2010

Video zur Wochenmitte: "Food Court Musical"

Ich liebe solche Dinge. ImprovEverywhere macht ja viele Dinge, zum Beispiel die allseits beliebten "Freezes" oder "The Annual No-Pants Subway Ride". Meine Lieblingsvideos sind allerdings die Musicals. Einmal würde ich gerne in sowas hinein geraten. Kann das bitte jemand in Wien auch machen?


ImprovEverywhere im Web:

Samstag, 20. November 2010

[CD] Lulu - Das Musical (2010)

Am 15. Mai 2010 kam Stephan Kanyars Lulu - Das Musical im Tiroler Landestheater in Innsbruck zur Uraufführung. Pünktlich zur Wiederaufnahme am 22. Oktober 2010 erschien nun auch eine Gesamtaufnahme als  Doppel-CD. Sie ist entweder direkt an der Kasse des Landestheaters erhätlich oder per E-Mail zu bestellen. 14,99€ (zzgl. 3€  Versandgebühren bei E-Mailbestellung) kostet das gute Stück und ist damit für eine Doppel-CD vergleichsweise günstig.

Das Musical basiert auf  Der Erdgeist und Die Büchse der Pandora, zwei Stücken von Frank Wedekind. Schon einmal hat sich eine Vorlage Wedekinds als überaus geeignet erwiesen in ein Musical verwandelt zu werden. Mit Frühlings Erwachen ist Lulu - Das Musical allerdings nicht zu vergleichen.

Weder thematisch noch musikalisch. In Lulu geht es um die titelgebende Lulu, eine Kindfrau, die alle Männer und Frauen um sie herum in ihren Bann zieht. Sie ist jung und lebenslustig, langweilt sich schnell und geht von Mann zu Mann. Um ihren Willen durchzusetzen geht sie auch schon mal über Leichen. Im Laufe des Stück steigt sie in der Gesellschaft immer höher. Doch irgendwann hat auch sie ihren Zenit überschritten und endet schließlich als ein Opfer des Frauenmörders Jack the Ripper (das Booklet bietet über den Inhalt des Stücks keine Information, die Handlung nachzuvollziehen ist daher manchmal schwierig und eine Kenntnis der Wedekind-Stücke ist auf jeden Fall von Vorteil).

Für die Produktion konnten Lucy Scherer (bekannt unter anderem aus Wicked - Die Hexen von Oz oder Tanz der Vampire) als Lulu und Máté Kamarás (den meisten als Tod aus Elisabeth geläufig) als Jack the Ripper gewonnen werden. Scherer überzeugt als Lulu, mal ganz lebenslustiges Kind, mal verführerische Frau, mal rücksichtslos um ihre Ziele zu erreichen und am Ende gebrochen. Kamarás fungiert auch als eine Art Erzähler und wirkt teilweise etwas irre, was er auszukosten scheint, leider geht das hin und wieder zu Lasten der Verständlichkeit (vor allem bei "Ich bin Dein Todesengel..."; zumal sein ungarischer Akzent auch hier deutlich zu hören ist). Auch die anderen Sänger und Sängerinnen können in ihren Rollen überzeugen.

Schade nur, dass sie Texte (von Brigitte Fassbaender) singen müssen, die nach dem Prinzip "reim dich oder stirb" geschrieben wurden. Gleich im Prolog können wir da Dinge hören wie:
Doch tief dir in die Augen schauen führt in die Horizontale,
für dich das ganz Normale.
oder
Du bist der Prototyp 'Verführung',
so mancher, so mancher starb dahin vor Rührung.
Kaum ein Lied, das nicht durchgehend nach dem Paarreim-Schema AABB funktioniert. Da reimt sich dann auch schon mal  "gewachsen" auf "Faxen", "benehmen" auf "beschämen" oder "überschütten" auf "Margeriten". Sehr schmunzeln musste ich auch über:
Mach dir doch bitte nicht so viel Gedanken,
iss lieber hier mit mir von diesen schlanken
bezaubernd grünen Spargelstangen.
Es heißt, sie steigern das Verlangen.
Die Musik dazu ist nicht sonderlich einfallsreich, aber passend. Stellenweise sogar richtig atmosphärisch oder schön. Ein Anspieltipp ist "Mein lieber Schön", das Lebenslust pur versprüht. "Nicht Kind, nicht Frau" kommt mir stellenweise seltsam bekannt vor. Als hätte ich es schon einmal gehört und wüsste nur nicht mehr wo genau. Beim Hören der beiden CDs hatte ich den Eindruck, als würde sich alles ständig drehen. Nicht im Sinne von Schwindel sondern mehr im Sinne von ständiger Bewegung. Es gibt keinen Stillstand, die Geschichte wird unaufhörlich weitergetrieben bis Lulu am Ende tot ist. So kommt bis zum Schluss keine Langweile auf, was zweifellos ein Pluspunkt ist.

Mein Fazit: Hörenswert, vor allem Dank der Sängerinnen und Sänger. Die Texte darf man sich nicht allzu genau anhören.

Im Web:
  • Hompage des Tiroler Landestheater
  • über das Stück
  • musikalische und szenische Eindrücke auf youtube

Freitag, 19. November 2010

Rebecca - The Musical

Darüber geredet wurde ja schon länger, jetzt ist das Levay/Kunze-Musical Rebecca also wirklich im Londoner West End angekommen. Mittlerweile gibt es eine offizielle Homepage (auf der es noch nicht viel zu erfahren dafür aber Pia Douwes zu hören gibt) und Frühjar 2011 als Premierenzeitraum.

[Bild via]
Die Premiere für den Broadway ist dann 2012 geplant. Auf der Website von Global Broadway Productions gibt jedenfalls schon ein Plakat (s.o.) zu sehen.

Im Web: