Freitag, 26. November 2010

Fassade des Ronacher - die Österreichische Lösung?

Mach ma mal. Schau ma mal. Wird schon werden.
So ungefähr stelle ich mir die Gedanken vor, die zur Renovierung des Ronachers gemacht wurden. Die österreichische Lösung eben. Jedes Mal, wenn ich an diesem Gebäude vorbeigehe, muss ich feststellen, dass es schlimmer wird. Ich gebe gerne zu, dass ich von Gebäude-Renovierungen so gut wie nichts weiß. Ich bin keine Architektin und auch keine Restauratorin. Doch wenn ein Gebäude nach drei Jahren (2005 bis 2008) Renovierung erst vor etwa zwei Jahren (Juni 2008 mit The Producers) feierlich wieder eröffnet wurde, dann sollte man doch annehmen dürfen, dass es damit für ein paar Jahre erstmal getan ist. Oder nicht? Ja, es war hauptsächlich eine Moderniernisierung der Technik, aber es wurde genauso ein neue Probenbühne am Dach gebaut. Ist es normal, dass die Fassade wieder eingerüstet werden muss, weil Teile davon auf Passantinnen und Passanten zu fallen drohen (so hört man)? Die Renovierung der Renovierung quasi. Wenn's nicht passt, dann mach ma's halt nochmal. Eh wurscht. Vielleicht tu ich jemandem auch unglaublich Unrecht, aber ich kann mir eben nicht vorstellen, dass das ganz normal ist. Zumal die Fassade im Moment in einem braun "glänzt", das ... nun ja ... sagen wir, dass es mir nicht gefällt.

Ganz abgesehen davon, dass die Teile der Fassade, die nicht mehr eingerüstet sind, nicht so bleiben können. So sieht es jedenfalls unmöglich aus. Ich hoffe jedenfalls inständig, dass die Fassade nicht so zweifarbig bleiben wird...

[Foto vom 17. November 2010]

Zum Vergleich nochmal die alte Farbe der Fassade, die ich persönlich um einiges schöner finde und sich auch besser in die Umgebung einpasst. Oder rüsten sie etwa nochmal das ganze Ronacher ein und streichen es wieder hell?

[Foto vom 03. Oktober 2010]

Wenn ich mit all dem, jemandem Unrecht tue, dann entschuldige ich mich gerne und ich lasse mich auch immer gerne eines Besseren belehren. Aber wo der Sinn in einer langen, teuren Renovierung steckt, wenn diese nach nur 2 1/2 Jahren wieder nachgebessert werden muss, erschließt sich mir nicht.

Mittwoch, 24. November 2010

Video zur Wochenmitte: "Food Court Musical"

Ich liebe solche Dinge. ImprovEverywhere macht ja viele Dinge, zum Beispiel die allseits beliebten "Freezes" oder "The Annual No-Pants Subway Ride". Meine Lieblingsvideos sind allerdings die Musicals. Einmal würde ich gerne in sowas hinein geraten. Kann das bitte jemand in Wien auch machen?


ImprovEverywhere im Web:

Samstag, 20. November 2010

[CD] Lulu - Das Musical (2010)

Am 15. Mai 2010 kam Stephan Kanyars Lulu - Das Musical im Tiroler Landestheater in Innsbruck zur Uraufführung. Pünktlich zur Wiederaufnahme am 22. Oktober 2010 erschien nun auch eine Gesamtaufnahme als  Doppel-CD. Sie ist entweder direkt an der Kasse des Landestheaters erhätlich oder per E-Mail zu bestellen. 14,99€ (zzgl. 3€  Versandgebühren bei E-Mailbestellung) kostet das gute Stück und ist damit für eine Doppel-CD vergleichsweise günstig.

Das Musical basiert auf  Der Erdgeist und Die Büchse der Pandora, zwei Stücken von Frank Wedekind. Schon einmal hat sich eine Vorlage Wedekinds als überaus geeignet erwiesen in ein Musical verwandelt zu werden. Mit Frühlings Erwachen ist Lulu - Das Musical allerdings nicht zu vergleichen.

Weder thematisch noch musikalisch. In Lulu geht es um die titelgebende Lulu, eine Kindfrau, die alle Männer und Frauen um sie herum in ihren Bann zieht. Sie ist jung und lebenslustig, langweilt sich schnell und geht von Mann zu Mann. Um ihren Willen durchzusetzen geht sie auch schon mal über Leichen. Im Laufe des Stück steigt sie in der Gesellschaft immer höher. Doch irgendwann hat auch sie ihren Zenit überschritten und endet schließlich als ein Opfer des Frauenmörders Jack the Ripper (das Booklet bietet über den Inhalt des Stücks keine Information, die Handlung nachzuvollziehen ist daher manchmal schwierig und eine Kenntnis der Wedekind-Stücke ist auf jeden Fall von Vorteil).

Für die Produktion konnten Lucy Scherer (bekannt unter anderem aus Wicked - Die Hexen von Oz oder Tanz der Vampire) als Lulu und Máté Kamarás (den meisten als Tod aus Elisabeth geläufig) als Jack the Ripper gewonnen werden. Scherer überzeugt als Lulu, mal ganz lebenslustiges Kind, mal verführerische Frau, mal rücksichtslos um ihre Ziele zu erreichen und am Ende gebrochen. Kamarás fungiert auch als eine Art Erzähler und wirkt teilweise etwas irre, was er auszukosten scheint, leider geht das hin und wieder zu Lasten der Verständlichkeit (vor allem bei "Ich bin Dein Todesengel..."; zumal sein ungarischer Akzent auch hier deutlich zu hören ist). Auch die anderen Sänger und Sängerinnen können in ihren Rollen überzeugen.

Schade nur, dass sie Texte (von Brigitte Fassbaender) singen müssen, die nach dem Prinzip "reim dich oder stirb" geschrieben wurden. Gleich im Prolog können wir da Dinge hören wie:
Doch tief dir in die Augen schauen führt in die Horizontale,
für dich das ganz Normale.
oder
Du bist der Prototyp 'Verführung',
so mancher, so mancher starb dahin vor Rührung.
Kaum ein Lied, das nicht durchgehend nach dem Paarreim-Schema AABB funktioniert. Da reimt sich dann auch schon mal  "gewachsen" auf "Faxen", "benehmen" auf "beschämen" oder "überschütten" auf "Margeriten". Sehr schmunzeln musste ich auch über:
Mach dir doch bitte nicht so viel Gedanken,
iss lieber hier mit mir von diesen schlanken
bezaubernd grünen Spargelstangen.
Es heißt, sie steigern das Verlangen.
Die Musik dazu ist nicht sonderlich einfallsreich, aber passend. Stellenweise sogar richtig atmosphärisch oder schön. Ein Anspieltipp ist "Mein lieber Schön", das Lebenslust pur versprüht. "Nicht Kind, nicht Frau" kommt mir stellenweise seltsam bekannt vor. Als hätte ich es schon einmal gehört und wüsste nur nicht mehr wo genau. Beim Hören der beiden CDs hatte ich den Eindruck, als würde sich alles ständig drehen. Nicht im Sinne von Schwindel sondern mehr im Sinne von ständiger Bewegung. Es gibt keinen Stillstand, die Geschichte wird unaufhörlich weitergetrieben bis Lulu am Ende tot ist. So kommt bis zum Schluss keine Langweile auf, was zweifellos ein Pluspunkt ist.

Mein Fazit: Hörenswert, vor allem Dank der Sängerinnen und Sänger. Die Texte darf man sich nicht allzu genau anhören.

Im Web:
  • Hompage des Tiroler Landestheater
  • über das Stück
  • musikalische und szenische Eindrücke auf youtube

Freitag, 19. November 2010

Rebecca - The Musical

Darüber geredet wurde ja schon länger, jetzt ist das Levay/Kunze-Musical Rebecca also wirklich im Londoner West End angekommen. Mittlerweile gibt es eine offizielle Homepage (auf der es noch nicht viel zu erfahren dafür aber Pia Douwes zu hören gibt) und Frühjar 2011 als Premierenzeitraum.

[Bild via]
Die Premiere für den Broadway ist dann 2012 geplant. Auf der Website von Global Broadway Productions gibt jedenfalls schon ein Plakat (s.o.) zu sehen.

Im Web:

TV-Tipp: "Young People's Concerts" mit Leonard Bernstein

Was? Wann? Wo?
Young People's Concerts mit Leonard Bernstein, auf ARDfestival

** Humor in der Musik
Samstag, 20. November 2010 um 16:05

** Vom Concerto zum Konzert
Mittwoch, 24. November 2010 um 23:25
Samstag, 27. November 2010 um 16:30

** Wer ist Gustav Mahler?
Mittwoch, 01. Dezember 2010 um 23:35
Donnerstag, 02. Dezember 2010 um 02:20
Samstag, 04. Dezember 2010 um 16:20

** Volksmusik im Konzertsaal
Mittwoch, 08. Dezember 2010 um 23:35
Donnerstag, 09. Dezember 2010 um 03:05
Samstag, 11. Dezember 2010 um 16:15
Sonntag, 12. Dezember 2010 um 13:30

** Was ist Impressionismus?
Dienstag, 14. Dezember 2010 um 23:25
Mittwoch, 15. Dezember 2010 um 02:45

Im Web:

Mittwoch, 17. November 2010

Video zur Wochenmitte: "If You Hadn't, But You Did"

Titel: If You Hadn't, But You Did
Interpretin: Kristin Chenoweth
Komponist: Jule Styne
Text: Betty Comden, Adloph Green


Montag, 15. November 2010

Veranstaltungstipp? Willy Astor und Band im Metropol

Was? Wann? Wo?
Willy Astor und Band, 25. Jänner 2010, Wiener Metropol

Veranstaltungstipp absichtlich mit Fragezeichen. Ich kann nicht sagen, ob es wirklich ein Tipp ist. Ich hoffe es jedenfalls, denn was ich aus dem Fernsehen von Willy Astor kenne, kann ich nur empfehlen. Sowohl was komödiantisches Talent als auch was "ernste" Musik angeht.

Willy Astor ist der Mann, der eine Halle von Zuschauern dazu bringt "Kaulquappensocken" (siehe Video unten) zu singen und ein unglaublich feines Gespür für Sprache, Wörter und Wortwitz hat. Viele seiner Lieder muss man mehr als einmal hören um auch wirklich alle Elemente wahrzunehmen. So wird es auch beim x-ten Mal hören einfach nicht langweilig.

Doch er hat auch ein Händchen für Musik abseits seines Wortwitzes. Mit seiner Band Sound of Island hat er schon mehrere Alben aufgenommen. Das vierte und bisher letzte wird nun im Metropol vorgestellt. Willy Astor spielt Gitarre, zur Band gehören außerdem Martin Kälberer (Piano, Percussion), Titus Vollmer (ebenfalls Gitarre) sowie Kiko Pedrozo  (Harfe; Harfe! Wie oft hört man schon Harfe in Konzerten? Schön!).


Ich weiß noch nicht ob ich es schaffen werde hinzugehen, aber ich denke, dass das schön werden könnte.

Im Web:

Sonntag, 14. November 2010

[Film] Der Heilige Geist hat ein Musical geschrieben - 3FALTIG

[Bild via]
Eine originelle Idee mit guter Umsetzung. Schon der zweite deutschsprachige Film in kurzer Zeit, der gut gemacht und lustig ist. Diesmal hat er sogar noch mehr Berechtigung in diesem Blog vorzukommen, denn der Heilige Geist (Christian Tramitz) – genannt Hage – hat ein Musical geschrieben. Er wartet nämlich schon seit 2000 Jahren in einem kleinen österreichischen Dorf in den Alpen darauf, dass Jesus wieder zurück auf die Erde kommt. Als der Sohn Gottes (Matthias Schweighöfer) dann aber tatsächlich am Heiligen Abend vor seiner Tür steht, ist Hage alles andere als glücklich. Denn Christl – so wird Jesus genannt – kündigt an, dass „der Papa“ (Michael Schweighöfer) entschieden hat, dass am Silvesterabend die Apokalypse über die Erde hereinbrechen soll. Ausgerechnet am Abend der Premiere von Hages Musical „Holy Spirit Megastar“. Das kann natürlich nicht sein und so beschließt Hage Christl zu zeigen, wie schön die Erde und das Leben sind.

Das ganze entwickelt sich zu einer absurden Geschichte, in der der Friedl (Roland Düringer) – ein Schweizer (?), in dessen Nachtclub das Musical zur Uraufführung kommen soll – ebenso eine Rolle spielt wie eine sado-masochistisch veranlagte Haushälterin (Fr. Holacek, gespielt von Adele Neuhauser).

In 3FALTIG (einer deutsch-österreichischen Koproduktion unter der Regie von Harald Sicheritz) hat Jesus hat eine Schwäche für die Tierwelt des Waldes (und betritt in einem berührenden Moment zum ersten Mal eine Kirche), Gott sitzt manchmal auf einem Gipfel in den Alpen, ein Pfarrer (Alfred Dorfer) kauft Hostien mit Mint-Geschmack und Weihwasserkonzentrat aus Holland, das der Heilige Geist genauso verkauft wie Lenkdrachen mit dem Antlitz Jesu.

Mein Fazit: Ehrfurcht vor der Bibel hat man hier nicht unbedingt gehabt, aber das hat dem Film sicherlich gut getan. Lustig und sehenswert, auch wenn manche Pointen bekannt oder flach sind. Der Großteil ist originell und neu. Musicalfans können sich einen Spaß daraus machen die Musical-Plakate zu zählen und zu erkennen, die Hage bei sich hängen hat und froh sein, dass "Holy Spirit Megastar" kein echtes Musical ist, das auf irgendeiner Bühne produziert wird.

Im Web:

Freitag, 12. November 2010

[Buch] The Cambridge Companion to the Musical

[Bild via]


William A. Everett, Paul R. Laird (Hg.) (2008): The Cambridge Companion to the Musical. Second Edition. New York: Cambridge University Press.

Ich bin nur durch Zufall über dieses Buch gestolpert und hatte nie geplant, es zu kaufen. Meine Leseliste ist sowieso schon zu lange, doch das Cover hat mich angesprochen und ein Blick auf das Inhaltsverzeichnis neugierig gemacht.
Das 412 Seiten starke Werk (inklusive Fußnoten, Bibliographie und Index) ist eine Sammlung von Aufsätzen, die sich um Musical (mit dem Fokus auf New Yorks Broadway und Londons West End) drehen. Diese zweite überarbeitete Version beinhaltet allerdings auch Essays, die Kontinentaleuropa, Film-Musicals sowie nicht englischsprachiges Musiktheater in den USA behandeln. Die insgesamt 19 Aufsätze sind nach ihrem zeithistorischen oder thematischen Fokuss in vier größere Teile gruppiert.

Part I - Adaptations and transformations: before 1940
Der erste Teil behandelt hauptsächlich US-Amerika, sprich New York. Es geht um die Anfänge des Musicals, die schwer zu bestimmen sind. Besonders herausgearbeitet werden Defintionsprobleme (welche verschiedenen Arten des Musiktheaters gibt es? Wo genau fängt eigentlich Musical an?) und auch die schwierige Quellenlage, vor allem für das späte 19. und frühe 20. Jahrhundert. Große Aufmerksam wird dem Einfluss der Operette aus Kontinentaleuropa (Wien!) gewidmet. Interessant auch der Beitrag über nicht englischsprachiges Musiktheater in New York, ein Aspekt von Immigration/Emigration, der in meinen Augen nicht sehr oft behandelt wird.

Part II - Maturations and formulations: 1940-1970
Aus den eher losen Anfängen mit vielen verschiedenen Stilen des Musiktheaters wird in den vier Kapiteln dieses Teils die Transformation zum "echten" Musical im heutigen Sinne (Integration von Musik, Tanz und Geschichte) nachgezeichnet. Die Musicals, die in diesem Teil behandelt werden, werden den meisten Fans des Genre bekannt sein (zumindest die Namen hat man schon einmal gehört). Es werden sowohl New York als auch London behandelt (kurz wird Zensur im britischen Musiktheater der 1940er/50er angeschnitten. Spannend! Davon hätte ich gerne mehr gelesen). Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf dem Duo Rodgers und Hammerstein, ein weiterer auf Kurt Weill und Leonard Bernstein.

Part III - Evolutions and integrations: after 1970
Der dritte Teil des "Musicalbegleiters" behinhält eher thematische als historisch nachzeichnende Artikel. Ausführlich wird das Schaffen von Stephen Sondheim betrachtet. Der breiten Masse ist er vermutlich seit der Verfilmung von Sweeney Todd - The Demon Barber of Fleet Street mit Johnny Depp bekannt, Schwerpunkt wird hier allerdings auf Assassins gelegt. Mit einem Beitrag über einflussreiche Choreographinnen und Choreographen von Broadway-Musicals wird auch der Tanz als Bestandteil des Musicals gewürdigt. Ein weiterer thematischer Schwerpunkt wird auf das "rock musical" gelegt, Vielfalt und Probleme bei einer genauen Definition inklusive (warum We Will Rock You allerdings mit keinem Wort erwähnt wird, ist mir ein Rätsel. Auch nicht, wenn "jukebox musicals" abgehandelt werden). Ein weiteres Kapitel behandelt das "Megamusical", es geht hier hauptsächlich um Les Misérables und Andrew Lloyd Webbers Werk (leider sind dem Autor zwei Fehler unterlaufen: Cosette stirbt nicht, es ist Eponine und das Phantom enthüllt seine Entstellung nicht freiwillig). Geographisch abweichend vom prinzipiellen Fokus des Buches ist das Kapitel über das Musical in Kontinentaleuropa, mit Schwerpunkt auf Österreich, Deutschland und Frankreich mit kurzen Exkursen in andere Länder wie die Tschechische Republik. Der Fokus des Artikels liegt mir persönlich etwas zu sehr auf Vorformen des Musicals wie der Operette und den Importen vom West End und Broadway. Ich hätte gerne mehr über die Eigenproduktionen der genannten Länder gelesen. Vielleicht kann man daraus auch einfach schließen, dass diese im englischsprachigen Raum zu wenig wahrgenommen werden um wirklich ausführlich gewürdigt zu werden? Der letzte Beitrag in dem Teil ist dann am spannendsten, wenn "the business of Broadway" beleuchtet wird.

Part IV - Legacies and transformations
Der letzte Teil dreht sich um das Film-Musical. Zum einen ein technischer Zugang, zu den Möglichkeiten, die der Film als Medium bietet und wie diese für eine gelungene Umsetzung von Bühnen-Musicals als Filme genutzt werden können, beschäftigt wird sich aber auch mit Film-Musical, die zuvor keine Bühnen-Produktion waren (mit einer sehr interessanten Analyse der Szene "El Tango de Roxane" aus Moulin Rouge!). Ein zweiter Artikel behandelt Revivals von klassischen Musicals (auf der Bühne, im Kino und im Fernsehen). Weiters enthält der vierte Teil eine Chronologie der Entstehung des Erfolgsmusicals Wicked, die in meinen Augen etwas detailliert hätte ausfallen können. Ich hätte gerne gelesen, welche Zeilen und Szenen genau und wie umgeschrieben wurden.

Wichtig: Auf jeden Fall empfehlenswert für die Lektüre dieses Buches ist eine umfassende "akustische" Kenntnis diverser Musicals vom Broadway und aus dem West End oder das äußerst hilfreiche youtube daneben zu haben. Es ist doch viel schöner auch die Melodie hören zu können, die theoretisch beschrieben wird.
Unbedingt die Fußnoten lesen! Sie sind zwar in einem Extrateil gelistet, was für den Lesefluss nicht gerade förderlich ist, aber dort gibt es abgesehen von den obligatorischen Quellenangaben auch hin und wieder anekdotische Randnotizen, wie Sondheims Bemerkung, dass er die ersten Texte, die er geschrieben hat, für unpassend hält.

Mein Fazit: Die Essays sind eine gute Mischung aus eher breit gefassten Überblicken und detaillierten Analysen, die so in einen Kontext gebettet sind. Am  interessantesten für mich waren die Artikel, die richtig ins Detail gehen und sich bei einigen wenigen Komponisten aufhalten oder eine relativ kurze Zeitspanne abdecken, denn in den Überblicken verliert man sich manchmal leicht in der Aufzählung unzähliger Titel und Komponisten. Schön aber, dass man die Beiträge nicht unbedingt in der Reihenfolge lesen muss, in der sie publiziert sind.
Gerne mehr gelesen hätte ich über Off-Broadway Produktionen, sie kommen nur in einem Kapitel am Rande vor. Welche Dynamiken und Faktoren (Publikum? Geld? Zeitpunkt der Produktion?) entscheidend sind, dass ein Stück erfolgreich auf den Broadway transferiert werden kann. Ich finde thematisch und auch vom geographischen Fokus hätte das sehr gut in das Buch gepasst.
Natürlich ist auch diese Sammlung eine Auswahl von relevanten Themen und Schwerpunkten. Sicherlich könnte man noch mindestens ein solches Buch machen und immer noch neue Aspekte entdecken. Und noch einmal so viele, wenn der Fokus nicht auf Broadway und West End liegt. Doch das ist natürlich kein Fehler dieser Essaysammlung, die gar nicht den Anspruch auf absolute Vollständigkeit erhebt.

Mittwoch, 10. November 2010

Video zur Wochenmitte: "Nothing Suits Me Like A Suit" (HIMYM)

Heute möchte ich ein kleines Schmankerl aus der erfolgreichen US-TV-Serie How I Met Your Mother (diverse Emmy und Golden Globe Nominierungen) bringen, und zwar die  kurze Musical-Sequenz "Nothing Suits Me Like a Suit" gesungen von Neil Patrick Harris:


Neil Patrick Harris ist den meisten vermutlich als Barney Stinson aus How I Met Your Mother (zu sehen zurzeit auf ORF1 und ProSieben) bekannt, wo er eine besondere Liebe zu Anzügen und ein kompliziertes Verhältnis zu Frauen hegt. Harris kann allerdings schon auf eine lange Karriere zurückblicken und hatte auch einen Emmy-gekrönten Gastauftritt in der ebenso erfolgreichen Serie Glee. Er moderierte sowohl die Tony-Awards als auch die Emmys und eröffnete 2010 die Oscarverleihung.

Behind the Scenes-Material:


Im Web:
  • How I Met Your Mother bei  CBS und imdb
  • Neil Patrick Harris auf imdb

Dienstag, 9. November 2010

Abstimmung zum Wort und Unwort des Jahres 2010

Ein kurzer Exurs in die Welt der Sprache: bis zum 9. Dezember 2010 läuft im Internet noch die Abstimmung zu Österreichs Wort und Unwort des Jahres. Man kann sowohl für Vorschläge abstimmen als auch Alternativen nennen, die einem besser geeignet scheinen. Ob es sinnvoll ist ein Wort oder Unwort des Jahres zu küren (weiters kann auch noch über den Spruch und den Un-Spruch des Jahres abgestimmt werden), ist fraglich. Zumindest für mich. Denn wenn ich mir die Wörter der letzten Jahre ansehe, muss ich sagen, dass manche nicht mehr ohne Erklärung zu verstehen sind. Wahrlich immer nur Wörter für ein ganz bestimmtes Jahr.

1999
Wort: Sondierungsgespräche
Unwort: Schübling
Halbjahrundertwort: Proporz

2000
Wort: Sanktionen
Unwort: soziale Treffsicherheit

2001
Wort: Nulldefizit
Unwort: Nichtaufenthaltsverfestigte (dieses Wort zum Beispiel lese ich zum ersten Mal)
Sonderunwort: verbrauchende Embryonen-Forschung

2002
Wort: Teuro (hier kann man wohl sagen, dass es eher das Wort des Jahrzent denn des Jahres ist, sooft wie man es auch heute noch hört und liest)
Unwort: Rücktritt vom Rücktritt

2003
Wort: Hacklerregelung
Unwort: Besitzstandswahrer

2004
Wort: Pensionsharmonisierung
Unwort: Bubendummheiten (ein Wort das zur Verharmlosung von Kinderpornografie verwendet wurde, wie der Eklärung zu vernehmen ist und wohl auch nur in diesem Kontext als Unwort zu verstehen)

2005
Wort: Schweige-Kanzler
Unwort: Negativzuwanderung (ein schönes Beispiel dafür, was man rhetorisch so alles machen kann)

2006
Wort: Penthousesozialismus (auch dieses Wort ohne den Kontext kaum zu verstehen)
Unwort: ätschpeck

2007
Wort: Bundestrojaner
Unwort: Komasaufen

2008
Wort: Lebensmensch (wie viele können dieses Wort wohl mit Thomas Bernhard verbinden?)
Unwort: Gewinnwarnung

2009
Wort: Audimaxismus
Unwort: Analogkäse

2010 zur Auswahl stehen
Wort: Abschiebungsministerin, elektronische Fußfessel, fremdschämen, Generation 2.0, Grasservermutung, Intelligenzruine, Kabinenparty, Photoshoplifting, Rehleinaugen, verhaltenskreativ
Unwort: E-Card Urlaub, humane Abschiebung, Migrationshintergrund, Minarettspiel, Notverstaatlichung, Transparenzdatenbank, Türkenmilch, Unschuldsvermutung, Verpartnerung, Verländerung

Im Web:
  • offizielle Homepage für Österreich mit den Erklärungen zu den jeweiligen Wörtern und Unwörtern (Deutschland und die Schweiz wählen ihr eigenes Wort/Unwort des Jahres)

Die unstillbare Gier (gesungen von Drew Sarich)

Zuerst muss ich mich mal entschuldigen, dass es schon wieder um Drew Sarich geht (ich muss zugeben, dass ich ihn als Darsteller und Sänger schätze, aber dieser Blog soll trotzdem nicht zu einem "Fangirlie-Blog" werden und ich bin mir sehr bewusst, dass das kaum jemand lesen möchte). Allerdings haben die Fans gesprochen. "Die Unstillbare Gier" von Drew Sarich gesungen ist nun ganz offiziell auf youtube zu hören:


 

Die VBW hatten auf Facebook abstimmen lassen, welches Lied des neuen Krolocks sie als Live-Mitschnitt von seiner Premiere veröffentlichen sollen. Zur Auswahl standen "Sei bereit (Gott ist tot)", "Einladung zum Ball", "Totale Finsternis" und "Die unstillbare Gier". Wenig verwunderlich fiel das Los auf "Die Unstillbare Gier". In meinen Augen ein wenig schade. Zugegeben es ist das Lied von Krolocks und auch eines der schwierigsten, aber "Totale Finsternis" zum Beispiel hätte uns die Möglichkeit gegeben zu hören (denn gefilmt wurde leider nicht) wie Drew Sarich mit Marjan Shaki (ich nehme an, dass sie zu seiner Premiere gespielt hat) harmoniert (leider artet dieses Duett nur zu oft zu einem Schreiduell aus...).

Nebenbemerkung: Bravo, VBW! Es geht ja doch, dass man innovative Marketing-Methoden startet und das Publikum einbindet. Vielleicht hat es auch mit der Popularität von Tanz der Vampire im Allgemeinen zu tun, dass hier so viel geschieht. Es liegt natürlich auch nicht nur am Marketing, dass dieses Musical so erfolgreich ist. Selbst das beste Marketing hilft nicht, wenn das Beworbene dem Urteil nicht standhält, aber irgendwie erhält man schon den Eindruck, dass Tanz der Vampire das Lieblingskind ist...

Montag, 8. November 2010

2013 "Show Boat" in Bregenz?

In einigen Zeitungen war kürzlich zu lesen, dass die Bregenzer Seefestspiele planen 2013 das Musical Show Boat zu bringen. Laut Salzburger Nachrichten gibt es allerdings noch keine offizielle Bestätigung der Festspiele.

Show Boat gilt als das erste Musical im heutigen Sinne überhaupt. Sollten die Bregenzer Seefestspiele sich wirklich dafür entscheiden, halte ich das für sehr interessant. Bregenz ist leider doch etwas entfernt von mir, aber bis 2013 kann sich an meinen Mobilitätsverhältnissen auch noch viel ändern. Das aber nur am Rande. Interessant ist wohl, ob Show Boat wirklich kommen wird und wie dann ein solcher Klassiker aufbereitet und inszeniert werden wird. Ich kenne das Musical gar nicht, aber das könnte noch spannend werden!

Im Web:

Sonntag, 7. November 2010

Drew Sarichs Stimme in einem TV-Spot

Ich möchte keine Werbung machen für irgendwelche Unternehmen, doch letztens beim Fernsehen hab ich doch glatt einmal gelesen, von wem die Musik zu unten stehendem Spot kommt. Von Drew Sarich zusammen mit Sonja Romei. Ich hätte Drew Sarichs Stimme nicht erkannt und auch mit dem Wissen, dass er hier singt, fällt es mir schwer ihn zu hören. Ein anderer Drew Sarich? Zu viel Studiobearbeitung? Singt er anders, wenn er nicht Musical singt?




(Schon der zweite Beitrag, der etwas mit Drew Sarich zu tun hat. Nein, ich bin nicht fixiert. Ich wunder mich selber.)

Samstag, 6. November 2010

TV-Tipp: "Gut gegen Nordwind"

Was? Wann? Wo?
Gut gegen Nordwind, heute 6. November 2010 um 21:00 Uhr auf 3sat

Wer die Übertragung vor ein paar Monaten auf ORF1 verpasst hat, hat heute auf 3sat noch einmal die Gelegenheit das Stück im Fernsehen zu sehen. 3sat bringt die Aufzeichnung aus den Wiener Kammerspielen heute um 21:00 Uhr. 
Gut gegen Nordwind ist die Adaption des gleichnamigen E-Mailromans von Daniel Glattauer, den man getrost einen Bestseller nennen kann. Durch Zufall lernen sich Emmi (Ruth Brauer-Kvam) und Leo (Alexander Pschill) über E-Mails kennen und kommen sich im Laufe des Stücks immer näher.

Die Adaption für die Bühne ist gut gelungen, die Geschichte funktioniert auch außerhalb von zwei Buchdeckeln und sowohl Ruth Brauer-Kvam als auch Alexander Pschill geben eine solide Leistung ab. Die beiden sind im Moment auch in der Fortsetzung Alle sieben Wellen als Emmi und Leo und in den Kammerspielen zu sehen.

Im Web:

Musicalsommer Amstetten - Das Ende?

Gerade November ist es und doch schreibe ich über den Musicalsommer Amstetten. Kürzlich erzählte mir eine Freundin, dass es nächstes Jahr (also im Sommer 2011) keine Musicalproduktion mehr in Amstetten geben werde. Erst dieses Jahr bin ich das erste Mal in den Genuss einer der Produktionen (The Full Monty - Ganz oder gar nicht) gekommen und zu hören, dass dies nächstes Jahr vielleicht nicht mehr möglich sein wird, hat mich gleich einmal recherchieren lassen. Nicht zu fassen, dass mir diese Nachricht entgangen ist, als sie aktuell war:

Was den Nachrichten zu entnehmen ist, gibt es wohl Geldprobleme (wie überall, mag ich behaupten) und rückläufige Besucherzahlen. Das hohe Niveau, das 2008 mit Elton Johns Aida erreicht wurde, konnte schon 2009 (mit Rockville) nicht gehalten werden und 2010 gingen die Besucherzahlen noch einmal zurück. Ich finde das schade, denn ohne Besucher kann man natürlich auch kein Theater aufrecht erhalten (und ja, ich sehe die Parallele zu den VBW und deren Besucherproblemen bei manchen Stücken, doch die haben immer noch zwei Theater, die sie bespielen können und einen größeren Ruf um Experimente zu wagen).

Den Besucherrückgang kann sich Indendant Johann Kropfreiter nicht erklären. So schwer ist das wohl nicht zu erklären. In Zeiten, wo nicht nur Staaten sondern auch private Haushalte an vielen Punkten sparen, werden oft als erstes Kulturausgaben gekürzt. Fahr ich einmal nach Amstetten und besuche dort ein Musical oder geh ich fünf Mal ins Kino? So mögen die Überlegungen vor allem für junge Menschen aussehen, die überlicherweise sowieso nicht viel Geld haben. Da helfen auch relativ moderate Ticketpreise nicht. Die Anreise (und unter Umständen Übernachtung) will auch gezahlt werden.

Zu hoffen ist, dass die Pause 2011 wirklich nur eine Pause sein wird und nicht das endgültige aus. Es wäre sehr schade für Österreichs Musicalkultur (das Theaterfestival kann immerhin schon auf eine 20-jährige Geschichte zurückblicken und ist nicht nur in Österreich bekannt) und für alle Wienerinnen und Wiener, die während der Wiener Theatersommerpause gerne im nahe gelegenen Amstetten ihrer Leidenschaft nachgegangen sind. Allerdings fragt sich, ob einmal gestrichen, die Förderungen und Arbeiten wieder aufgenommen werden. Geldprobleme und andere Dinge, die man finanzieren könnte, wird es immer geben....

Im Web:

Freitag, 5. November 2010

[Konzert] "Romeo und Julia" Film + Musik live (Konzerthaus, 04.11.2010)

[Bild via]
In einem Leben gibt es viele Premieren, gestern war für mich wieder eine solche. Es war mein erster Besuch im Wiener Konzerthaus. Bisher kannte ich das Gebäude in der Nähe des Stadtparks nur von außen. Der erste Eindruck: die Eingangshalle ist riesig. Selbst bei zwei Veranstaltungen an diesem Abend, gibt es kein Gedränge oder Überfüllung (und auch am Ende als alle gleichzeitig zu den Garderoben strömen, nur wenig Beengung). Der Große Saal selber ist nicht weniger beeindruckend: viel Gold und Marmor sowie rotbraune Sessel, die deutliche bequemer sind als die neue Bestuhlung des Ronachers. Allerdings gibt es bei den Sitzreihen keinen merklichen Anstieg, was vermutlich der Tatsache geschuldet ist, dass es bei Konzerten keine Darstellerinnen und Darsteller zu beobachten gibt (deswegen gibt es wohl auch Sitzreihen, die nicht Richtung Bühne zeigen) und die Bühne  (und an diese Abend auch die Leinwand) zudem deutlich erhöht ist.

Film + Musik live. Das Konzept des Abends ist schnell erklärt. Über dem Orchester auf der Leinwand wird ein Film gespielt während die Musik dazu live kommt. In diesem Fall handelte es sich um eine Ballett-Stummfilmverfilmung von Romeo und Julia aus der UdSSR (1954/55), bei der Lev Arnshtam Regie führte (Choreographie: Leonid Lavrovsky). Die passende Musik, nämlich Romeo und Julia von Sergej Prokofjew (Ballett, op. 64), spielen die Wiener Symphoniker unter der Leitung von Frank Strobel live.
Wie schwierig es ist punktgenau auf einen Film hinzudirigieren bzw. zu spielen, kann ich nur vermuten. Es hat jedenfalls perfekt gepasst. Ein bisschen bekam man einen Eindruck davon, wie Kino früher gewesen sein musste, als die bewegten Bilder noch keinen Ton hatten und eine kleine Musikgruppe (oder nur ein Klavier) die Hintergrundmusik lieferten. Den fantastischen Klang der Wiener Symphoniker  konnten Menschen anno dazumal natürlich im Kino nicht genießen.
Eigentlich hätte es gar keinen Film gebraucht, die Musik wirkt auch so (eine Melodie wird vielen Österreicherinnen und Österreichern aus einem TV-Spot bekannt sein). Die Wiener Symphoniker bieten ein wunderbares Klangerlebnis. Die Musikerinnen und Musiker loten Prokofjews wunderbare Komposition bis ins Detail aus: flatterhafte, beschwingte Heiterkeit oder tiefe Tragik. Alles ist hörbar und lässt einen eintauchen in die Welt Romeos und Julias.
Galina Ulanova gab in dem Stummfilm eine bezaubernde Julia, die ganz das junge Mädchen war, das diese Rolle bei Shakespeare auch ist. Yuri Zhdanov etwas zu ausladend, zu übertrieben. Da stirbt zum Beispiel Mercutio und er macht noch große, ausladende Gesten. Wie genau der Trank wirkt, den Pater Lorenzo Julia gibt oder dass Romeo verbannt wird, geht durch mangelnde Erklärungen verloren. Dazu muss man das Stück schon kennen. Doch das tut dem Seh- und vor allem Hörvergnügen keinen Abbruch.

Romeo und Julia: Film + Musik live. Noch heute (05. November 2010) im Großen Saal des Wiener Konzerthauses.

Im Web:

Mittwoch, 3. November 2010

"Sister Act" folgt "Tanz der Vampire" in Wien

Laut Pressemitteilung der Vereinigten Bühnen Wien werden die Vampire im Juni 2011 von den Klosterschwestern aus Sister Act abgelöst werden:
Das fröhliche Musical mit mitreißenden Choreographien, einem farbenprächtigen Bühnenbild, viel Komik und den grandiosen Songs des achtfachen Oscar-Gewinners Alan Menken ist eine Eigenproduktion von Stage Entertainment, die die VBW in Lizenz für Wien produzieren. Nach dem großen Erfolg in London hat das Musical im Dezember 2010 im Hamburger Operettenhaus Premiere und spielt ab April 2011 auch am Broadway.
Fröhlich, farbenprächtig und eingekauft. Schade, dass sich die VBW unter Kathrin Zechner (der ich Frühlings Erwachen immer noch hoch anrechne) nicht mehr trauen. Nun also dann in beiden Musicaltheatern eine Lizenzproduktion (Ich war noch niemals in New York im Raimund Theater) der Stage Entertainment (langsam ähnelt das alles dem Albtraum, dass Stage Entertainement eines Tage die VBW übernehmen werden). Ich verlange ja nicht, dass immer große Risiken eingegangen werden, die nur Verluste bringen. Aber etwas mehr Innovation wäre doch wünschenswert. Zumindest in einem der beiden Theater. Ist das denn zuviel verlangt? Sind die Cashcows Ich war noch niemals in New York und Tanz der Vampire nicht genug gemolken worden? Vielleicht sollte man einmal bedenken, dass Tanz der Vampire auch einmal nur ein kleines Kalb war, das erst zu einem solchen Erfolg heranwachsen musste. Wäre man damals das Risiko nicht eingegangen, dann wäre Europa (die Welt kommt mir doch etwas zu hochgestochen) um ein großartige Musical ärmer (auch wenn ich von der neuen Wiener Produktion nicht besonders begeistert bin, ist Tanz der Vampire doch ein tolles Musical). Oder wer hätte gedacht, dass Elisabeth einmal ein solch großer Erfolg werden würde, der bis nach Japan exportiert werden konnte?

Hat Kathrin Zechner nicht einmal verlautbart, dass sie im Ronacher Spartenmusical bringen möchte, kleiner Produktionen, Neuheiten und vielleicht sogar kleine Juwele? Oder trügt mich da meine Erinnerung? Bitte jetzt nicht wieder das Argument, dass zum Beispiel Frühlings Erwachen kein Erfolg war und man doch schließlich auch Geld bräuchte um neue (oder zumindest im deutschsprachigen Raum neue) Musicals zu produzieren. Zugegeben das Wedekind-Musical war nicht gut besucht (ich konnte es sechs Mal selber sehen), aber warum nicht? Vielleicht ist schon jemand auf die Idee gekommen, dass es mehr Marketing braucht. Fast jeden Tag liest man etwas über Tanz der Vampire. Sogar das Gratisblatt "Heute" (Ausgabe vom 03.11.2010) erwähnt den Castwechsel. Wann hat man jemals so viel über Frühlings Erwachen gelesen? Wo waren die Interviews und Fotostrecken? Wo waren TV-Spots und breite Plakatwerbung? Oder die offizielle Facebook-Präsenz (oder ist mir diese entgangen?)?

Kurz gesagt, wird die deutschsprachige Musicalwelt um einiges ärmer, wenn die VBW in Zukunft nur noch Lizenzproduktionen der Stage Enterainment einkaufen, die wiederum Shows aus dem West End bringen (zudem werden Wien einige Besucher verloren gehen, wenn es das gleiche Musical auch in Deutschland spielt. Vielfalt ade! Natürlich sind Hamburg und Wien nicht nebenan, aber trotzdem...). Kleinere Bühnen werden sicherlich immer noch Produktionen auf die Bühne bringen, doch vermutlich werden sie immer weiter im Abseits verschwinden. Wie viel wohl von Wiens Ruf als einer der Musicalhauptstädte Europas übrig bleiben wird, wenn es so weiter geht?

Im Web:

Video zur Wochenmitte: "Four Chord Song"




Im Web:

Montag, 1. November 2010

[Musical] Halloween bei "Tanz der Vampire"

Freiwillig wäre ich ja nicht am Halloween-Abend in Tanz der Vampire gegangen. Zugegebenermaßen, habe ich  ein wenig Angst vor Wiener Fans. So schlimm war es dann gar nicht. Geschätzte 25% der Besucherinnen (und der Besucher) waren an diesem Abend verkleidet. Die meisten hatten entweder ein Kleid an, das an Sarahs Ballkleid oder ihr Finalkostüm erinnerten. Die anderen kamen einfach so als Vampir, mit Zähnen, Blut und Umhängen, die vermutlich bei den VBW gekauft wurden. Ob die wohl alle das "Vampire Style Ticket" in Anspruch genommen haben, um die Hälfte des regulären Ticket-Preises zu zahlen? Ich vermute nein.

Die Show selber war dann aber zum Glück ganz normal und wurde nicht von irgendwelchen Fans gestört.  Einzig beim Schlussapplaus sprangen zwei Mädchen (junge Frauen?) gleich als der letzte Ton des Finales verklungen war auf und liefen nach vorne zum Orchestergraben. Da standen sie dann den ganzen Schlussapplaus lang und liefen dann ebenso schnell aus dem Saal als der letzte Vorhang fiel. Manche Menschen muss ich nicht verstehen. Immer wieder schön finde ich, dass sich an bestimmten Stellen immer noch Zuschauerinnen und Zuschauer erschrecken, das zeigt, dass immer wieder neue Personen dieses Musical entdecken.
Warum Graf von Krolock neuerdings in der (neugotischen! von wegen spätes 13. Jahrhundert)  Votivkirche residiert, habe ich auch beim dritten Besuch nicht verstanden. Genausowenig warum auf seinem Umhang ein riesiges Kreuz zu sehen ist, er aber eigentlich "allergisch" auf Kreuze regiert (ganz abgesehen davon, dass er auch im Finale eine Kette mit Kreuzanhänger umhat).
Thomas Borchert, Marjan Shaki, Lukas Perman und Gernot Kranner haben ihre Sache wie immer gut gemacht. Vor allem Thomas Borchert ist mittlerweile zum Glück spielfreudiger geworden und die Routine, die er sicherlich hat, schlägt nicht mehr in Langeweile um. Trotzdem wird der anstehende Castwechsel der ganzen Produktion gut tun, auch wenn ich mir persönlich mehr Wechsel bei den Hauptrollen gewünscht hätte.

Zum ersten Mal musste ich leider auch feststellen, was ich an anderen Stellen schon öfter gelesen hatte. Die Akkustik und Tonsteuerung im Ronacher lassen manchmal sehr zu wünschen übrig. Ich bin nun schon an vielen verschiedenen Plätzen gesessen (Parkett eher vorne oder hinten, rechte oder linke Seite, 1. Rang Logen, 2. Rang) bei diversen Musicals (The Producers, Frühlings Erwachen, Tanz der Vampire), doch dieses Mal (Parkett Mitte, 9. Reihe, Platz 22) waren einige Lieder doch arg übersteuert und haben so schon doch etwas vom Vergnügen genommen. Schade.