Sonntag, 31. Juli 2011

Eine Markise für das Ronacher?

Nach dem Motto: schlimmer geht's immer? Was wird denn hier gebaut?

[fotografiert am 31. Juli 2011]

[Musical] "Die Päpstin" im Schlosstheater Fulda (27.07.2011, 15 Uhr)

[Bild via]
Nach einem sehr gelungenen Abend bei Sunset Boulevard in Bad Hersfeld (näheres dazu hier), ging es am 27. Juli 2011 in die Nachmittagsvorstellung von Die Päpstin im Fuldaer Schlosstheater. Um ehrlich zu sein, hatte ich keine großen Erwartungen an dieses Musical. Es ist Jahre her, dass ich das Buch gelesen habe. Da war der Film noch lange nicht im Kino und auch das Musical noch in weiter Ferne. Ich fand das Buch unterhaltsam, den Film später unglaublich öde. Jetzt also ein Musical. Befürchtet habe ich ja, dass es sehr kitschig werden würde. Zum Glück ist es nicht so.

Das Stück: Die Päpstin erzählt die Geschichte von Johanna, einem klugen und wissbegierigem Mädchen, das im Frühmittelalter beschließt als Mann zu leben und schließlich bis zum Papst aufsteigt. Natürlich stellen sich ihr einige Hindernisse in den Weg, in Gestalt von engstirnigen Geistlichen, machtgierigen römischen Adligen und schließlich auch der Liebe zu Markgraf Gerold, von dem sie als junge Frau getrennt wurde und den sie erst Jahre später wieder sieht. Das Musical hält sich im Großen und Ganzen an die Vorlage, den Roman von Donna W. Cross, wenn auch vieles gekürzt, gestrichen und gestrafft werden musste. Schließlich können knapp 600 Seiten Taschenbuch nicht eins zu eins umgesetzt werden.

Die Produktion: Die Spotlight Musicalproduktion GmbH hat sich nach Bonifatius und Elisabeth - Legende einer Heiligen mit Die Päpstin wieder eines mittelalterlichen Stoffes angenommen und die Umsetzung ist wirklich gelungen. Zuerst einmal ist die Produktion dafür zu loben, dass sie die Vorlage nicht auf eine banale Liebesgeschichte reduziert haben, wie es zu befürchten war. Der beste Einfall aber waren in meinen Augen die Raben, die zusammen mit der Heiligen Katharina an Wendepunkten von Johannas Leben immer wieder auftreten. Am Anfang des Musicals erzählt Johannas Mutter, eine sächsische Heidin, dem Mädchen von den alten nordischen Göttern und den Raben Hugin und Munin, die als Götterboten über die Erde wachen. Diese beiden nehmen für Johanna wirklich Gestalt an, genauso wie die Heilige Katharina, die eine hochgebildete und gelehrte Frau war und Johannas Vorbild. Wenn nun zum Beispiel bei einem Überfall der Normannen alle außer Johanna umgebracht werden, wird sie von den Raben beschützt und die Heilige Katharina hilft ihr dabei ihre Frauenkleider abzulegen und in die ihres toten Bruder Johannes zu schlüpfen. Ich bin meist skeptisch, wenn es um Symbolik und dergleichen geht, aber hier wird sie bis zur letzten Szene konsequent und nicht übertrieben umgesetzt. Sehr schön.
Auch im Rest der Produktion kann man die Liebe zum Detail erkennen. Vor allem das Bühnenbild (von Christoph Weyers) ist mit viel Liebe zum Detail gestaltet. Die Bühne ist fast schon zu klein für die Drehbühne, hier muss es sich um Milimeterarbeit handeln. Doch die einzelnen Orte sind gut gemacht, so weiß man innerhalb von Sekunden wo man sich befindet, ob nun in der einfachen Hütte eines Dorfpriesters oder dem bunten Treiben des Jahrmarkts in St. Denis. In den Kostümen steckt sicherlich ebenfalls viel Mühe, auch wenn sie zum Teil etwas "zusammen geschustert" aussehen. Da gab es ein paar Kleidungsstücke, die ich nicht unbedingt ins Frühmittelalter eingeordnet hätte, wie zum Beispiel die antik angehauchten Togen (von meiner Freundin liebevoll "frühmittelalterlicher Retrolook" betitelt) oder das doch arg türkise Kleid von Marioza. Gab es so ein Türkis im Frühmittelalter schon? Vielleicht fehlt mir da auch schlicht die historische Kenntnis, Andrea Kucerová wird sich schon etwas dabei gedacht haben. Choreographisch (Julia Poulet) sind vor allem die Bewegungen der Raben gut gelungen und auch der Jahrmarkt in St. Denis bleibt positiv in Erinnerung. Die brutalen Normannen hätten etwas weniger Moderndance vertragen.
Die Texte (von Dennis Martin und Christoph Jilo) sind zum Großteil unfallfrei gelungen. Ich bin ein sehr heikler Mensch, wenn es um Texte geht, denn ich höre wirklich zu. So reißt es mich dann schon, wenn über Rom gesungen wird, die Stadt wäre ein Shootingstar und eine Diva. Auch der Begriff "Pilgerindustrie" passt für meine Ohren nicht in die Zeit. Den Vogel schießt aber die Zeile "Schon seit Kaiser Neros Zeiten hast du ein Burn-Out-Syndrom" ab. Im Programmheft wird die Frage gestellt: "Wie schreibt man zum Beispiel einen knackigen Songtext über die gesellschaftlichen Zustände in Rom von vor tausend Jahren?" Vielleicht hätte man es mit etwas weniger "knackig" versuchen sollen. Da sich diese Beispiele aber alle in einem Lied versammeln, lässt sich der Rest der Texte - sieht man von der Zeile "wie eine Laus saugt er Euch aus" ab - gut anhören. Wer ein bisschen Latein kann, wird übrigens an ein paar Stellen schmunzeln, etwa wenn "confessio fidei", was eigentlich schlicht Glaubensbekenntnis bedeutet, zu einem "falschen Lehrsatz" wird.

Die Darsteller/Darstellerinnen: Die Päpstin kann mit einem hervorragendem Ensemble aufwarten, das kaum Wünsche offen lässt. Allen voran Sabrina Weckerlin als Johanna ist beeindruckend. Mit welcher Seele und Tiefe sie ihre Rolle anlegt und ausfüllt ist absolut sehenswert. Sie überzeugt sowohl als junge, vielleicht ein wenig naive Frau als auch als gereifte Frau. Einsam zwar durch ihre Verkleidung, aber erfüllt von einem Auftrag Gottes, den sie tief in sich spürt. Selten nehme ich jemandem auf der Bühne Verzweiflung und Weinen so sehr ab wie ihr und ihr "Das bin ich", in dem sie sich gegen die Liebe und für die Annahme der Papstwahl entscheidet ist so wunderschön und kraftvoll, dass man es einfach hören muss. Sehr schön könnte vermutlich auch das Duett "Wehrlos" mit Gerold Mathias Edenborn sein, wenn die beiden nicht mittendrin angefangen hätten zu lachen. Das reißt mich als Zuschauerin aus der Stimmung. Sicher kann es mal passieren, aber dann muss man sich als Profi schneller wieder im Griff haben.
Damit wären wir auch schon bei Mathias Edenborn, der seit seinem letzten Engagement bei Wicked - Die Hexen von Oz deutlich gealtert wirkt. Kaum zu glauben, dass er noch vor gar nicht so langer Zeit einen jugendlichen Prinzen verkörpert hat. Das mag aber unter Umständen an dem Bart liegen, der ihn auf einen Schlag zehn Jahre älter macht. Sein Aussehen ist allerdings Nebensache, denn als Markgraf Gerold muss er weder besonders hübsch aussehen noch besonders gut tanzen können. Schauspielern und singen sollte er können und diese Kriterien erfüllt er. Besonders sein Solo "Ein Traum ohne Anfang und Ende" bleibt in Erinnerung und auch im Streitterzett "Parasit der Macht" macht er eine gute Figur.
Johannas und auch Gerolds größter Gegenspieler ist der junge, intrigante Adlige Anastasius, verkörpert von Christian Schöne, der seiner Rolle trotz S-Fehlers die nötige Verschlagenheit und Hinterlist verpasst. Unfreiwillige Komik entsteht, wenn er singt "so viel Blut sah ich noch nie" und am Toten vor ihm ist kein Tropfen Blut zu erkennen. Das hätte in über einem Monat Spielzeit auch schon jemandem auffallen können.
Isabel Dörfler ist im ersten Akt als Johannas Mutter Gudrun zu sehen und hat mit "Boten der Nacht" eins der schönsten Lieder der Vorstellung. Im zweiten Akt hat sie dann einen Auftritt als Bordellbesitzerin Marioza, der ebenso gut gelingt. Hervorzuheben ist auch noch Dietmar Ziegler, der erst als Bischof Fulgentius später als Mönch Rabanus zu sehen ist. Als zweiterer setzt er mit seiner lyrischen Interpretation von "Hinter hohen Klostermauern" einen weiteren Höhepunkt. Vielen durch seinem Notizblog bekannt, fällt auch Matthias Bollwerks Stimme immer wieder positiv auf. Auf der Besetzungsliste ist er als Johannas Bruder Johannes aufgeführt, auch wenn er als Arzt des Papstes eigentlich viel mehr zu tun hat - diese Szene ist vor allem für alle Fans von Frühlings Erwachen amüsant.
Unbedingt zu erwähnen sind auch noch Finn McGilvray und Doreen Sommer, die Kinder, die den kleinen Johannes und die kleine Johanna darstellen. Vor allem die kleine Johanna hat mich sehr beeindruckt. Der Rest des Ensembles agiert rollendeckend, spielt und singt sehr engagiert in zahlreichen Mehrfachbesetzungen, die nur dann wirklich auffallen, wenn Nonnen oder die Heilige Katharina knallrot geschminkte Lippen haben.

Sonstige Bemerkungen: Ich bin nicht nur eine, die bei Texten zuhört, sondern auch eine, die das Programmheft nicht einfach nur als Souvenir kauft, sondern auch liest. Im Prinzip schön gestaltet, fallen doch einige Rechtschreib- und Grammatikfehler auf. Vor allem kann hier jemand die deutsche Grammatik nicht, wenn sich ein Fehler konsequent durch das ganze Heft durchzieht. Schade. Interessant die Doppelseite an Bildern zur Szene "Verrat", die zumindest an diesem Nachmittag nicht statt fand. Amüsant auch, dass im Vorwort dem Fuldaer Bischof für seine Gesprächsbereitschaft gedankt wird. Offensichtlich hat man ihm in all den Gesprächen nicht klar machen können, dass ein Musical keine historische Dokumentation auf der Suche nach "Wahrheit" ist. Seine Meinung zur Geschichte (nicht zum Musical, gesehen oder gehört hat er's ja nicht) hier.

Mein Fazit: Ein überaus sehenswertes Musical mit schönen Melodien, sehenswerten Choreographien, engagierten Darstellern/Darstellerinnen und einer alles überstrahlenden Sabrina Wecklerin. Die Spielzeit wurde aufgrund großen Erfolges bis zum 14. August 2011 verlängert.

Im Web:

Freitag, 29. Juli 2011

[Musical] "Sunset Boulevard" in der Stiftsruine, Bad Hersfeld (26.07.2011)

Wieder bin ich zurück von einem - diesmal deutlich kürzeren - Urlaub mit Musicalbesuchen. Nach London ging es nun nach Bad Hersfeld und ins von dort nahe gelegene Fulda, um Sunset Boulevard und Die Päpstin zu sehen. Die Bad Hersfelder Festspiele fanden heuer schon zum 61. Mal statt, für ich war es der erste Besuch und ich kann schon vorweg sagen es hat sich gelohnt. Andrew Lloyd Webbers Sunset Boulevard ist eines dieser Stücke, von denen ich irgendwie im Hinterkopf vage etwas wusste, von denen ich ein, zwei Songs kannte, aber unter Umständen noch nicht einmal wusste, dass diese aus dem Stück waren. Es war also an der Zeit, das Musical einmal anzusehen und als die Bad Hersfelder Besetzung bekannt wurde, stellten sich nur mehr zwei Fragen: Wann geht sich das aus und lässt es sich auch finanzieren? Beide Fragen konnten zufriedenstellend beantwortet werden und so fanden sich meine Freundin N. und ich am 26. Juli 2011 zum ersten Mal in Bad Hersfeld ein, dessen größte Attraktionen wohl die Stiftsruine und die darin stattfindenden Festspiele sind.

Das Stück: Der Inhalt von Sunset Boulevard wird den meisten vermutlich bekannt sein, aber da ich ihn vorher selber nur vage kannte, will ich ihn hier trotzdem kurz zusammenfassen. Joe Gillis ist Drehbuchautor und gerade wenig erfolgreich, lediglich die Produktionsassistentin Betty Schaefer glaubt an sein Talent. Auf der Flucht vor seinen Gläubigern, die Geld oder sein Auto wollen, gerät er versehens in das Anwesen des alternden ehemaligen Stummfilmstars Norma Desmond, das sie zusammen mit ihrem Butler Max bewohnt. Er wird zuerst für den Mann gehalten, der ihren Affen beerdigen soll. Als sie erfährt, dass er Autor ist, bittet sie ihn trotzdem zu bleiben. Er soll das Drehbuch überarbeiten, dass sie für ihr Comeback geschrieben hat. Er nimmt den Auftrag an und lässt sich von Norma aushalten. Sie wird indessen immer besessener von der Idee ihres Comebacks und auch von Joe, der schließlich versucht zu flüchten. Nach einem Selbstmordversuchs Normas kehrt er aber zurück und wird ihr Liebhaber. Er beginnt jedoch mit Betty an einem anderen Drehbuch zu arbeiten und die beiden verlieben sich ineinander. Als Norma das herausfindet, kommt es zur Konfrontation. Joe schickt Betty weg und teilt Norma mit, dass ihr Film nicht gedreht werden wird. In den Anrufen des Studios ging es lediglich um ihren Wagen. Diese Nachricht sowie Joes Vorsatz sie zu verlassen verkraftet Norma nicht. Sie erschießt ihn und verfällt dem Wahnsinn.
Das Buch von Don Black und Christopher Hampton ist im Großen und Ganzen gut gelungen, lässt allerdings ein paar Fragen unbeantwortet. Zum einen lässt die Charakterisierung von Joe Gillis zu wünschen übrig. Sein Hin und Her in Bezug auf Normas schleichend stärker werdenden Wahnsinn ist nicht ganz nachvollziehbar. Einmal findet er sie harmlos, dann wieder ganz und gar nicht und am Ende schickt er Betty weg, um vermeintlich bei Norma zu bleiben. Zwei Minuten später will er diese allerdings verlassen. Die Motivation dahinter kam nicht an bei mir. Auch die Tatsache, dass der Butler Max eigentlich Normas Ex-Mann ist, hätte etwas mehr Erklärung vertragen. Vielleicht liegt das auch an der deutschen Übersetzung (Michael Kunze) der Texte, die manchmal nicht so recht in die Melodie passen wollen.

Die Inszenierung: Die Stiftsruine ist ein interessanter Ort für eine Theateraufführung. Das halb verfallende Gebäude bietet schon alleine durch seine Erscheinung eine gewisse Stimmung, die vor allem mit einer guten Lichtregie (Henrik Forberg) ausgenutzt werden kann. Die besuchte Vorstellung begann um 21 Uhr, als es schon langsam dunkel wurde, die Produktion (Regie: Gil Mehmert) musste sich also bis zum Ende (ohne Pause wird knapp 2 1/4 Stunden durchgespielt) nicht mit wechselnden Lichtverhältnissen auseinandersetzen. Besonders gut wurden die Möglichkeiten genutzt, als ein Gewitter anzudeuten war (an diesem Abend war es real trocken) oder zur Silvesterszene ein echtes Feuerwerk gezündet wurde. Dass den Bühnennebel zwei Männer händisch auf die Bühne tragen mussten, ist da zu verzeihen. Das Bühnenbild (Heike Meixner) ist eher spartanisch. Links eine Treppe, die vor allem von Norma für (dramatisch) Auf- und Abgänge genutzt wurde, rechts ein Gestellt, das auf einer Seite Orgel war und auf der anderen Seite in alle möglichen Örtlichkeiten verwandelt wurde, in der Mitte zwei Palmen. Was man sonst noch braucht wird von den Darstellerinnen und Darstellern auf die und von der Bühne getragen. Das funktioniert sehr gut. Choreographie (Melissa King) und Kostüme (Werner Fritz) sind ebenfalls gut gelungen, auch wenn Bettys Kleider sie älter machen, als sie vermutlich sein soll und Normas grünes Kleid in der Silvesterszene kaum anzusehen ist.
Szenisch ist die Ruine eine interessante Kulisse, akustisch eher nicht. Orchester (Musikalische Leitung: Christoph Wohlleben) und Publikum sind überdacht, die Bühne ist es nicht. Bühne und Publikumsraum sind so voneinander getrennt, was nicht für die besten Klangverhältnisse sorgt.

Die Darstellerinnen/Darsteller: Helen Schneider ist als Norma Desmond dann besonders beeindruckend, wenn sie wahnsinnig ist. Das Ende bleibt nachhaltig in Erinnerung. Fraglos ist sie stimmlich sehr gut, wenn auch ihr Akzent an manchen Stellen etwas irritierend ist. Trotzdem bleibt ihre Darstellung oft ein großes Fragezeichen, weil nicht klar ist, was ist die Rolle und was nicht. Welche Gesten sind absichtlich genau so gesetzt, weil das ihr Rollenverständnis ist und welche sind eben einfach Gesten, die Helen Schneider macht.
Joe Gillis wird von Rasmus Borkowski verkörpert, dem die Pause vom Singen hörbar gut getan hat. Für Musicalfans ist es schade, dass er nun so viel Sprechtheater spielt (noch dazu solche Stücke), aber für seinen Gesang ist es von Vorteil. Stimmlich sicher setzt er vor allem mit "Sunset Boulevard" einen Höhepunkt des Abends. Schauspielerisch muss er allerdings noch an sich arbeiten. Es kommt wenig Gefühl an, vor allem die Liebesgeschichte mit Betty nimmt man ihm nicht ab. Lediglich wenn er wütend ist, ist er wirklich glaubhaft. Singt er, spielt er aber viel besser und bleibt am Ende doch positiv im Gedächtnis.
Katharina Schrade vertrat an diesem Abend Wietske van Tongeren und ist eine tadellose Betty Schaefer, die vielleicht nur eine Spur zu alt klingt. Die Romanze mit Joe kann allerdings auch sie nicht glaubhafter machen. Gerade der Kuss der beiden wirkt gespielt und auch davor spürt man kaum romantisches Knistern. So kommt das Liebesgeständnis etwas aus dem Nichts, auch wenn man natürlich wusste, dass es kommen wird - schließlich kennt man ja die Regeln des Theaters.
Helmut Baumann als Max von Mayerling agiert rollendeckend, bleibt aber nicht wirklich mehr in Erinnerung als der Rest des Ensembles.

Mein Fazit: Der Besuch bei Sunset Boulevard hat sich auf jeden Fall gelohnt. Es ist ein Musical mit schönen Melodien und manch starken Momenten und die Bad Hersfelder Inszenierung kann sich sehen lassen. Empfehlenswert.

Im Web:

Mittwoch, 27. Juli 2011

Video zur Wochenmitte: "The Ballad of Sara Berry"

Titel: The Ballad of Sara Berry (aus 35mm)
Interpreten: Lindsay Mendez mit Alex Brightman, Jay Armstrong Johnson & Natalie Weiss
Komponist: Ryan Scott Oliver
Text: Ryan Scott Oliver

Mittwoch, 20. Juli 2011

Video zur Wochenmitte: "Fly Away Gone"

Titel: Fly Away Gone
Interpretin: Lindsay Mendez
Komponist: Will Van Dyke
Text: Will Van Dyke und Josh Halloway


Im Web:

Freitag, 15. Juli 2011

Musical ist (nicht) Kino! (Musicalurlaub in London)

Nach sieben Tagen London und vier Besuchen im West End bin ich nun wieder zurück in Wien, das im Sommer wie immer theatermäßig so ziemlich alle Türen geschlossen hat. Schön, dass es nicht überall in Österreich und überall auf der Welt so ist. Natürlich könnte ich um das gleiche Geld auch in Österreich herumtouren, aber um ehrlich zu sein, interessieren mich die Produktionen heuer nicht und in London gibt es zudem allgemein viel mehr zu sehen.

Fangen wir beim Guten an, den Musicals. Gesehen habe ich eine Mischung aus eher älteren und eher neueren Musicals, nämlich Billy Elliot: the Musical, Wicked, The Phantom of the Opera und The Lion King.

Programmhefte

Der erste Abend war mit Billy Elliot mehr als gelungen. Das Musical ist eine tolle Umsetzung des Films auf die Bühne, auch wenn der britische Arbeiterdialekt nicht immer leicht zu verstehen ist. Tröstlich ist dabei, dass die Londoner selber dabei manchmal ebenso Probleme haben, wie man den Gesprächen in der Pause entnehmen kann. Wer den Inhalt des Films aber zumindest in Grundzügen im Kopf hat, wird genug verstehen und außerdem wird - wie es im Musical ja auch sein sollte - viel durch die Musik und in diesem Fall auch den Tanz erzählt. Billy Elliot hat einige sehr berührende Momente, der Brief von Billys Mutter zählt dazu und auch das Ende, das einen im Gegensatz zum Film recht niedergeschlagen hinterlassen würde, gäbe es nicht während des Schlussapplauses noch eine mitreißende  Tanznummer für das gesamte Ensemble. Die beste Szene in meinen Augen war für mich allerdings die Tanzsequenz, als Billy mit seinem erwachsenen Ich tanzt. Zu den wunderschönen Klängen von Tschaikowskis Schwanensee träumt und tanzt Billy von und mit seinem erwachsenen Ich. Eine unglaublich gut gemachte Szene. Wie auch das Finale des ersten Akts ("Angry Dance"), in dem Billy seinen ganzen Frust und Ärger wegtanzt, während der Streik und die Konfrontation der Minenarbeiter mit der Polizei immer härtere Züge annehmen. Eigentlich gibt es so viele schöne und gute Szenen, das ich gar nicht mehr weiß, welche ich noch hervorheben soll. Vielleicht noch "He Could be a Star", die Auseinandersetzung zwischen Billys älterem Bruder und seinem Vater und "Electricity", das Lied, in dem Billy ausdrücken darf, wie es sich anfühlt, wenn er tanzt. Auch wenn das Victoria Palace Theatre durch seine niedrigen Sitze nicht gerade bequem ist, kann ich nur empfehlen, das Musical anzusehen.

Weiter ging es am nächsten Tag mit Wicked- The Untold Story of the Witches of Oz, das momentan rund um den Erdball ein Phänomen für sich ist. Gesehen hatte ich das Musical bereits in Stuttgart, aber neugierig auf die Londoner Produktion war ich trotzdem. Zum einen, weil man endlich mal die englischen Texte hört, die - trotz der gelungenen deutschen Übersetzung - immer noch die besten sind und zum anderen, einfach weil es interessant ist, wie das Musical in London umgesetzt wurde. Stuttgart muss den Vergleich nicht scheuen, die Produktion in London war nicht wirklich größer oder opulenter und auch die Leistung der Darstellerinnen und Darsteller lässt sich durchaus vergleichen. Wer es in Deutschland also schon gesehen hat, wird in London nicht viel Neues erleben, auch wenn die Orchestrierung, Choreographie, Licht und Kostüme sich hin und wieder unterscheiden. Schön, dass es im Apollo Victoria Theatre in den Rängen Operngucker für 1 Pfund auszuleihen gibt, denn es kann schon passieren, dass man sehr weit hinten und oben sitzt.

Die Eintrittskarten

Wie auch schon bei meinem letzten Besuch in London, hab ich die Chance genutzt um Klassiker zu sehen, die vor meiner Zeit waren, aber irgendwie doch ins Standardrepertoire gehören. Das letzte Mal war es Les Misérables, das in Wien 1988 erstmals aufgeführt wurde, als ich noch nicht einmal geboren war, geschweige denn angefangen hätte mich fürs Musical zu interessieren. Diesmal war es The Phantom of the Opera (auf deutsch in Wien 1988-1993) und die Entscheidung war eine gute. Was für ein schönes Musical mit schönen Melodien. Ich mag poppige Sachen, wie Romeo und Julia oder den Pop-Rock von Frühlings Erwachen, aber hin und wieder ist es auch schön, wenn es in eine andere Richtung geht und das Phantom geht auf jeden Fall in eine andere Richtung. Sicher, man muss die Opernanleihen mögen, man muss klassische Arien mögen, aber wenn man sie mag, dann ist das Phantom ein Genuss, vor allem in der exzellenten Londoner Qualität. Allen voran John Owen-Jones als das Phantom. Tragen die Darsteller und Darstellerinnen im Her Majesty's Theatre eigentlich Mikrophone oder ist die Akustik des Theaters gut genug? Gesehen hätten wir zumindest keine. Sehr angenehm auch wieder die Leih-Operngucker.

Abschließend stand dann The Lion King im Lyceum Theatre am Programm, das ich in Hamburg einmal gesehen hatte. Das Londoner Publikum ist definitiv enthusiastischer. Das Musical ist große Show und gleichzeitig interessantes Konzept, das Masken- und Puppenspiel mit "konventionellem" Musical vereint. Seine stärksten Momente hat es für mich allerdings immer noch in den ruhigen Szenen, bei Liedern wie "They Live In You", "Endless Night" oder "Shadowland". Immer wieder unterhaltsam ist aber auch "Be Prepared", nicht verwunderlich, wo doch die Bösen sehr oft die besten Songs haben. Mit Ava Brennan als Nala gibt es auch in London ein bekanntes Gesicht, für alle die zum Beispiel Aida in Amstetten gesehen haben. In einer der Logen zu sitzen bescherte mir auch die Erfahrung eine Sängerin ganz aus der Nähe hören und sehen zu können, was auch mal interessant war (bei Tanz der Vampire saß ich meistens so, dass ich die Vampire im Publikum nicht genau neben mir hatte).

Musikalisch waren die Besuche alle vier ein voller Erfolg, auch wenn ich mir das schon vorher gedacht hatte, schließlich kannte ich lediglich von Billy Elliot noch nicht einmal das Castalbum.
Nur leider machen es einem die Londoner Theatersitten wirklich schwer, die Besuche auch voll zu genießen. Man mag mich elitär nennen, aber ich möchte gerne den Unterschied zum Kino merken, wenn ich ins Theater gehe. Ich möchte niemanden neben mir haben, der ständig an seiner Wasser- oder noch schlimmer Colaflasche nuckelt. Ich möchte keine raschelnden Zuckerlsackerl neben mir haben und auch niemanden, der es nicht drei Stunden ohne Eis aushält. Ich möchte auch nicht dauerhaft quatschende Personen neben mir sitzen haben oder ständig Leute, die mir "durchs Bild" gehen, weil sie entweder zu fast jedem Zeitpunkt verspätet eingelassen werden oder noch unbedingt Getränke oder Eis während der Vorstellung kaufen wollen (ja, auch während der Vorstellung wird zum Teil verkauft). Ich möchte in Ruhe die Vorstellung genießen können, das Orchester hören und nicht meine Sitznachbarn, die Darstellerinnen und Darsteller sehen und nicht irgendwelche Gestalten, die ununterbrochen hin und her rennen. Unterbunden wird das von der Theaterleitung nicht, ganz im Gegenteil wird das alles sogar noch gefördert (siehe Bild). Die Billeteure und Billeteurinnen stürmen schon in den letzten Klängen des ersten Akts in den Zuschauerraum und stellen sich mit Eis und Getränken in die Gänge, was zu diesem Zeitpunkt störend ist, weil es ablenkt. Wenn es schon sein muss - und das muss es nicht, in Wien geht es schließlich auch ohne Essen und Trinken im Zuschauerraum (auch wenn ich die Befürchtung habe, dass es nicht mehr lange dauern wird, bis es auch bei uns so weit sein wird. Schleichend geht es voran, Eis wird ja bereits verkauft) - dann doch bitte erst, wenn der letzte Ton verklungen ist (das gilt übrigens auch für alle im Publikum, die es nicht schaffen dann erst zu applaudieren)! In den Pausen und draußen hab ich nichts gegen essen und trinken, ich selber trinke an heißen Tagen gerne einen Schluck Wasser oder esse mal einen Schokoriegel. Meine Wasserflasche ist aber wieder in meiner Handtasche sobald ich den Zuschauerraum betrete und auch etwaige Verpackungen sind längst in einem Mistkübel verschwunden. Alles Andere ist einfach störend, ablenkend und schlicht unhöflich und respektlos, nicht nur gegenüber den Sitznachbarn auch den Personen auf der Bühne gegenüber.

Um diesen Blogeintrag mit einer positiveren Note zu beenden, möchte ich mich einfach über die Qualität der Produktionen freuen und darüber, dass es im West End eine so große Auswahl an so unterschiedlichen Musicals (und Sprechtheaterstücken) gibt. Beides wird mich in den nächsten Jahren sicher wieder nach London führen.

Mittwoch, 13. Juli 2011

Video zur Wochenmitte: Contre ceux d'en haut

Titel: Contre ceux d'en haut (aus Le Roi Soleil)
Interpreten: Merwan Rim & Victoria Petrosillo

Mittwoch, 6. Juli 2011

Video zur Wochenmitte: "Wanting"

Titel: Wanting
Interpreten: Matt DeAngelis & Kasey Marino
Komponist: Jonathan Reid Gealt
Text: Jonathan Reid Gealt


Im Web:

Freitag, 1. Juli 2011

Wir sind ja so stolz. Oder: "Die Quadratur des Kreises"

Wir haben mit fast drei Millionen Euro weniger Subvention 250 Vorstellungen mehr im Ronacher gespielt. Aber weitere Einsparungen würden einen Qualitätsverlust bedeuten. Wir schaffen jetzt schon die Quadratur des Kreises. [Generaldirektor der VBW Thomas Drozda im Kurier vom 30. Juni 2011]
Weitere Einsparungen würden Qualitätsverlust bedeuten? Na, wenn er meint. Der ganze Artikel ist nur registrierten Abonnenten/Abonnentinnen zugänglich, der gleiche Sager ist aber auch hier zu finden.