Samstag, 29. Oktober 2011

[Musical] "Singin' in the Rain" in den Kammerspielen (16.10.2011)

Fast zwei Wochen ist es jetzt her, dass ich es in Singin' in the Rain in den Kammerspielen geschafft habe und die Zeit und ehrlich gesagt auch Lust, meine Eindrücke zu schildern, war bisher nicht vorhanden. Stellt sich die Frage, ob es sich überhaupt noch auszahlt und ich denke doch, ja. Über die kleineren Musicalproduktionen in Wien wird sowieso viel zu wenig berichtet und als Theaterbesucherin, die vom aktuellen VBW-Angebot wenig bis gar nicht begeistert ist, bin ich der Meinung, dass ich diese Tendenz nicht auch noch in meinem eigenen Blog fortsetzen muss und zumindest ein paar Gedanken der interessierten Leserschaft zugänglich machen sollte.

[Bild via]
Die Wiener Kammerspiele sind, was das Musical angeht, kein unbeschriebenes Blatt mehr. In den letzten Saisonen konnte man dort eine entzückende Produktion von Sugar - Manche mögen's heiß und eine sehr gut gelungene von Cabaret sehen. Wie auch schon bei den beiden genannten Produktionen führte auch bei Singin' in the Rain wieder Werner Sobotka Regie und Ramesh Nair zeichnete für die Choreographie verantwortlich. Die beiden bilden ein gutes Team, denn auch Singin' in the Rain ist eine kurzweilige und gut gemachte Show geworden. Die Bühne der Kammerspiele ist nicht gerade groß und manchmal merkt man, dass man hier gerne mehr Platz gehabt hätte, um all der Tanzfreude den angemessenen Raum zu geben. Doch man konnte es regnen lassen und auch die Straßenlaterne ist an ihrem Platz. Es stand also nichts im Weg, um sich entspannt zurücklehnen und sich unterhalten lassen zu können.

Vor Beginn der Vorstellung wurde das Publikum vorsorglich um Verzeihung gebeten, sollten ein paar Töne nicht sitzen, da offensichtlich so ziemlich alle Darsteller und Darstellerinnen erkältet waren. Viel davon hat man aber glücklicherweise nicht gemerkt. Auffällig war es lediglich während "Good Morning", bei dem Katrin Mersch, die an diesem Tag Kathy Seldon spielte, gar nicht mitsang. Ansonsten war sie aber eine charmante und überzeugende Kathy. Gaines Hall spielte den Stummfilmstar Don Lockwood mit viel Freude und Energie. Die Tanzszenen scheinen ihm spielend von den Füßen zu gehen, auch wenn seine Stimme während derselben an manchen Stellen etwas schwach ist (Erkältung?). Seinen besten Freund Cosmo Braun spielte Ramesh Nair, der sich öfter in solchen Rollen zeigen sollte. Der Mann hat eindeutig mehr drauf, als nur der nervige Inder aus der Mobilfunkanbieterwerbung zu sein. Ein großes Kompliment geht auch an Jennifer Kossina, die ihre Rolle als Lina Lamont mit Schreckschraubenstimme fabelhaft durchzieht und ihre Pointen mit dem richtigen Gespür fürs Timing setzt. Auch der Rest des Casts ist tadellos besetzt, besonders im Gedächtnis bleiben Katharina Dorian und Markus Simader als die Sprechtrainer.

Mit den zumeist stimmigen Kostümen (die Obstmädchen waren doch seltsam) von Elisabeth Gressel, dem gelungenen Bühnenbild von Amra Bergman-Buchbinder und nicht zu vergessen den flotten Arrangements der Musik von Christian Falk ergibt sich alles in allem eine runde Sache. Schön, dass das Theater so gut ausgelastet war (auch für die letzten beiden Vorstellungen morgen Nachmittag und Abend gibt es nur noch Restkarten an der Theaterkassa). Alle Beteiligten haben sich diese Resonanz wirklich verdient.

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Mittwoch, 19. Oktober 2011

Video zur Wochenmitte: "Sing, But Don't Tell"

Titel: Sing, But Don't Tell (aus Sing, But Don't Tell)
Interpretin: Felicia Ricci
Komponist: Derek Gregor
Text: Sam Carner


Im Web:

Montag, 10. Oktober 2011

[Musical] "The Last 5 Years" im Theater Drachengasse (08.10.2011)

[Bild via © Isabell Schatz ]
Leicht hat es das Musical in Wien im Schatten der großen VBW-Produktionen nicht gerade, aber es ist am Leben und im Theater Drachengasse weiß es im Moment auch zu begeistern. Das Vienna Theatre Project zeigt dort nämlich gerade The Last 5 Years von Tony-Award-Gewinners Jason Robert Brown. Der Einakter für zwei Personen erzählt die Geschichte einer Beziehung. Cathy beginnt die Geschichte am Ende der Ehe. Jamie beginnt, als die beiden sich gerade kennen lernen. Nur ein einziges Mal treffen sich die beiden Zeitlinien, als er um ihre Hand anhält und sie heiraten.

Im Theater Drachengasse ist das Musical in reduzierter Kulisse zu sehen. Ein Sessel hier, ein Tisch, eine Bank da, dort eine Kiste, ein paar Fotos an den Wänden, mehr braucht es nicht, um die verschiedenen Orte anzudeuten, erzählt wird sowieso durch die Musik, die Texte und das Schauspiel. Trotzdem hätte man das Bühnenbild an manchen Stellen vielleicht nicht so frontal ausrichten sollen, sitzt doch das Publikum an den Seiten. Das ist aber auch schon das Einzige, was ich an dieser Produktion auszusetzen habe.
Jamie wird von Trevor Jary gespielt und das mit viel Hingabe und Energie. Man hat das Gefühl, er würde sich völlig in die Rolle fallen lassen und man nimmt ihm alles ab, was er spielt. Immer wieder sieht man ihm auch zu, wenn er gerade nicht im Fokus steht, sondern stumm seine Szene weiterspielt, während Cathy an der Reihe ist ihre Sicht der Dinge darzustellen. Besonders im Gedächtnis bleiben dabei "Shiksa Goddess", "If I Didn't Believe in You" sowie das hochemotionale "Nobody Needs to Know".
Als Cathy steht ihm Bettina Bogdany zur Seite. Sie gestaltet ihre Songs wunderbar, bleibt anfangs aber ein wenig blass. Doch schon bei "See I'm Smiling" hatte sie mich dann und das bis zum Ende des Stücks. Sehr gut gelungen sind "Climbing Uphill/Audition", eine ironische Sicht auf den Audition-Alltag einer angehenden Schauspielerin und "I'm a Part of it", wenn sie darstellt, wie frustiert sie eigentlich über Jamies Verhalten ist und wie sehr sie ihn gleichzeitig liebt.
Für die Musik sorgen Sarah Grubinger (Violine), Matthias Bartolomey (Cello) sowie Birgit Zach (Piano) unter der muskalischen Leitung von Bernd Leichtfried, der auch schon für die Arrangement bei An Evening Without Scott Alan zuständig war. Hier sieht man, dass es manchmal kein großes Orchester für großen Klang braucht.

Mein Fazit: Alles in allem ein wirklich sehenswerter Abend. The Last Five Years ist noch bis 15. Oktober 2011 im Theater Drachengasse zu sehen.

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Samstag, 8. Oktober 2011

[Konzert] "An Evening Without ... Scott Alan" (07.10.2011, Theater 82er Haus)

Es gibt sie. Diese raren Theaterabende, bei denen alles stimmt. Erlebt habe ich ihn gestern (07. Oktober 2011) im Theater 82er Haus in Gablitz bei An Evening Without … Scott Alan. Sechs wunderbare Stimmen (bei fünf Musicaldarstellern/-darstellerinnen), eine Gitarre, ein Cello, ein Piano und eine exzellente Liedauswahl.

Das Konzept von An Evening Without… ist schnell erklärt. Man nehme die Lieder eines hierzulande eher unbekannten Musical-Komponisten/Songwriter und bringe sie in reduziertem Setting auf die Bühne. In diesem Fall handelte es sich um Scott Alan. Nach einer Konzertreihe im Jahr 2009 (Bericht des Kultur-Channels hier) gab es nun in Gablitz einer Wiederaufnahme. Was für eine gute Entscheidung, auch wenn das Gablitzer Publikum an diesem Abend bis auf ein paar Ausnahmen eher nicht nach Musical-Publikum ausgesehen hat. Doch vielleicht liegt darin der Zauber von Scott Alan, dass er mit seinen Songs alle berühren kann. Passend dazu das Motto dieses Abends:
I guess, you know you've written a good song when it's so personal to you and yet reaches so many others. (Scott Alan)
Ich weiß gar nicht so recht, wo ich beginnen soll, was ich hervorheben soll von einem Abend, der so wunderbar war. Vielleicht einfach bei Scott Alan, dem Komponisten, dessen Talent mit diesen Konzerten gewürdigt wurde. Alan komponiert und textet kleine Geschichten, seine Lieder versteht man auch ganz ohne lange Erklärungen. Inspiriert wird er dabei sehr oft von seinem eigenen Leben, wichtigen Ereignissen und Meilensteinen seiner Vergangenheit und trotzdem kann man sich problemlos hineinfinden in diese Welt. An seinem eigenen Maßstab gemessen (s.o.) hat er eindeutig mehr als nur einen "good song" geschrieben. Auf der Setlist standen Lieder aus allen bisherigen Schaffensperioden, vertreten auf den drei bisher erschienen CDs Keys, Dreaming Wide Awake und What I Wanna Be When I Grow Up. Auf besagten CDs werden die Songs übrigens von (bekannten) Broadwaystimmen interpretiert und die Darbietungen um Gablitz mussten den Vergleich auch nicht scheuen.

Damit wären wir schon beim Cast des Abends, bestehend aus Rita Sereinig (der wir auch die Idee zum Evening Without verdanken), Ruth Kraus, Tom Delbeke, Philipp Hägeli, Jürgen Kapaun und Markus Richter. Scott Alan, der "Geschichten-Komponierer", braucht Interpreten/Interpretinnen, die diese Geschichten nicht nur singen, sondern dabei auch erzählen können und Rita Sereinig hat sie um sich gesammelt. Allen voran Philipp Hägeli, der mich unglaublich beeindruckt hat. Bisher war er mir (wie ich zu meiner Schande gestehen muss) nur aus der Sat1-Castingshow Ich Tarzan, du Jane bekannt. Da hab ich einen Sänger verpasst, der einen von der ersten Sekunde berühren und in seinen Bann ziehen kann. Wenn er bei "Again" vor der Frau steht, die er liebt und sie anfleht den anderen nicht zu heiraten, dann trifft einen das direkt ins Herz. Doch Hägeli als ersten zu nennen, ist fast unfair allen anderen gegenüber, die nicht minder zum Erfolg dieses Abends beigetragen haben. Auch Jürgen Kapaun und Markus Richter verstehen es, sich die Lieder Scott Alans zu ihren eigenen zu machen und Momente zu schaffen, bei denen man die großen Stimmen vergisst, die auf den CDs zu hören sind. Neben den ausgebildeten Musicaldarstellern schlägt sich auch Tom "der Belgier" Delbeke, der im "echten Leben" Pilot ist, hervorragend. Wenn man es nicht wüsste, würde man nicht vermuten, dass er nicht professionell singt. Seine Stimme ist von einer Wärme und Klarheit und auch einer erfrischenden Natürlichkeit, die man nicht oft hört und wunderbar zu den verletzlich, ruhigen Songs wie "Surrender" oder "Now" passt. Nicht zu vergessen natürlich auch die beiden weiblichen Stimmen, Rita Sereinig und Ruth Kraus. Scott Alans Lieder für Frauen sind nicht einfach, sie erfordern oft einen großen Stimmumfang und schauspielerisches Talent. Die beiden meistern diese Herausforderung mit Bravour. Rita Sereinig trug mit einem herrlich komischen "His Name" auch dazu bei, das Heitere in Scott Alan hervorzuheben.
Zwischen den  Songs wurden fröhlich moderiert und ein bisschen von Scott Alans Werdegang erzählt, die Lieder eingebettet in einen Kontext und kleine Anekdoten aus der Entstehungsgeschichte des Evenings Without erzählt. Niemals wirkt das angestrengt oder aufgesetzt und wenn einer sein Stichwort verpasst, kann man gar nicht anders als mit ihnen zu lachen.

Das Team komplettierten die Musiker, und zwar Bernd Leichtfried am Piano, Hana Yamazaki am Cello sowie Tom Delbeke an der Gitarre (ja, der Mann ist nicht nur Pilot und kann singen, sondern spielt auch Gitarre und ist Tontechniker). Yamazaki ist übrigens Senior Flight Attendant bei der gleichen Fluglinie wie Delbeke und Hägeli erzählt seine Version, wie die beiden ihre gemeinsame Leidenschaft für Musik entdeckten, sehr witzig. Die drei schaffen den perfekten Klangteppich, sodass die Stimmungen schon vom ersten Ton an im Raum schweben. Beeindruckend auch wie gut eigentliche Soli als Duette, Terzette oder für alle arrangiert funktionieren (dafür verantwortlich Delbeke und Leichtfried).

Mein Fazit: Ein Abend, bei dem alles passte und der nach einer baldigen Wiederholung schreit. Wer die Möglichkeit hat, sollte sich die letzte Vorstellung heute (08. Oktober 2011) nicht entgehen lassen. An Evening Without ... Scott Alan ist ein Erfolg auf ganzer Linie. Bitte mehr davon. Demnächst vielleicht An Evening Without ... Kerrigan&Lowdermilk oder Ryan Scott Oliver oder Jonathan Reid Gealt oder...

Setlist:

-    Let Love Begin (alle)
-    Hold on (Philipp Hägeli)
-    Behind These Walls (Ruth Kraus)
-    Never Neverland (Rita Sereinig & Jürgen Kapaun)
-    I will Remember You  (Markus Richter)
-    Surrender (Tom Delbeke & Jürgen Kapaun)
-    Always by Your Side (Ruth Kraus)
-    Over the Mountains (Jürgen Kapaun)
-    I Wish (Rita Sereinig)
-    Again (Philipp Hägeli)
-    Goodnight (Tom Delbeke & Markus Richter unterstützt von den Frauen)
-    Blessing (alle)

Pause

-    Good to see you again (Jürgen Kapaun)
-    Now (Tom Delbeke)
-    Kiss the Air (Philipp Hägeli)
-    Home (Rita Sereinig & Ruth Kraus)
-    How Did I End Up Here? (Markus Richter)
-    This Time (Philipp Hägeli & Ruth Kraus)
-    His Name (Rita Sereinig)
-    Take Me Away (Tom Delbeke)
-    The Journey (Jürgen Kapaun, Philipp Hägeli & Tom Delbeke)
-    The Distance You Have Come (alle)
-    If I Own Today (alle)

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