Mittwoch, 29. Februar 2012

Scuderi - das Musical

In einer Welt, die im Bereich Drama Musical von Komponisten wie Wildhorn und Levay beherrscht wird, findet sich ein neues Stück, das sozusagen noch in den Kinderschuhen steckt. Nein, der Komponist ist weder Frank Wildhorn noch Silvester Levay, doch deshalb nicht minder begabt.

SCUDERI entstammt der Feder des Komponisten und Dirigenten Árpád Krämer. Es basiert auf E.T.A. Hoffmanns Erzählung „Das Fräulein von Scuderi“. Wer das Buch in der Schulzeit lesen musste weiß, dass es, bedingt durch die Epoche seiner Erzählung und dem damit einhergehenden Schreibstil  nicht viel hergibt und ziemlich langweilig ist. Trotzdem schafft es der Komponist, der auch die Idee zum Buch hatte, aus der, schon einmal zum Musical gemachten Geschichte, eine spannende und sich entwickelnde Handlung zu machen.

Als kleinen Einblick gibt es hier den Entr’Acte des Stückes (siehe auch unten). Weitere Hörproben mit zwar nicht mehr aktuellem Text aber unverändert toller Melodie, sowie Infos zum Komponisten gibt es auf der Homepage von Árpád Krämer.

Zu wünschen bleibt, dass SCUDERI – Das Musical in hoffentlich nicht allzu ferner Zukunft auf der Bühne zu sehen sein wird und viele Musicalfreunde begeistern darf.
(Text von Natalie S.)



Auf dass es in vieren Jahren am nächsten Schaltjahr-Februartag bereits auf der Bühne zu sehen gewesen ist...

Im Web:

Dienstag, 28. Februar 2012

[Musical] "Aladdin Jr" (26. Februar 2012, Stadthalle F)

[Bild via]
Auf vorerst drei Jahre ist die Kooperation von Disney und dem Performing Center Austria angelegt, laut Programmheft sind für diese Zeit bis zu 50 (!) Shows geplant. Wenn es nach der Premiere von Aladdin Jr. am vergangenen Sonntag in der Stadthalle geht, ist das durchaus ein Grund zur Vorfreude, denn die Produktion ist gut gemacht und macht viel Spaß. Die Disney-Geschichte von Aladdin, der als Dieb Prinzessin Jasmin trifft und in eine Höhle geworfen wird, wo er eine Wunderlampe und einen fliegenden Teppich findet, die ihm dabei helfen besagte Prinzessin gegen alle Widerstände in Form von Großwesir Dschafar und dessen Papagei Jago am Ende zu heiraten, ist weithin bekannt und funktioniert auch in der Halle F der Stadthalle blendend. Die Lieder kennt man sowieso schon aus dem Disney-Film und das junge Zielpublikum zeigt sich sichtlich gut unterhalten, auch wenn nicht alle Witze immer landen.
[Bild via, (c) Bernhard Fritsch]
Schön an der Kooperation mit dem PCA ist vor allem, dass sich die angehenden (in verschiedenen Stadien der Ausbildung befindenden) Darsteller und Darstellerinnen hier in einem professionellen Rahmen einem breiten Publikum präsentieren können. Unter der Regie von Rita Sereinig und der musikalischen Leitung von Marie Landreth zeigt sich eine Schar hoch motivierter junger Menschen: Peter Knauder als Aladdin mag vielleicht nicht der charismatischste junge Mann sein oder der beste Sänger, aber er liefert eine solide Leistung. Ihm zur Seite Anetta Szabo als Jasmin, die stückbedingt nicht viel Charakterentwicklung durchzumachen hat, aber das Beste aus der Rolle herausholt. Wirklich im Gedächtnis bleibt vor allem Jakob Semotan als blauer Flaschengeist Dschinni. Zugegeben, er hat die dankbarste Rolle des ganzen Stücks und ist für fast alle Gags zuständig, doch die muss man erst mal so punktgenau und durch und durch charmant umsetzen. Roberto Martinelli hat als Teppich hingegen keine einzige Zeile, weiß sich aber nichtsdestotrotz in Szene zu setzen. Weiters zu sehen sind Benedikt Karasek als Sultan (hibbelig), Michael Mayer als Dschafar (das Bösewicht-Lachen beherrscht er sehr gut), Gloria Veit als Jago sowie David Schuler als Razoul (mit spanischem Akzent?). Das Ensemble agiert engagiert. Schade nur, dass es im Finale vergessen hat die Lippen zu bewegen, wodurch offensichtlich war, dass zu die Schlussnummer eine Playbackeinspielung war. In den Choreographien von Sabine Arthold und Susanne Rietz konnte es jedoch glänzen.
Das Bühnenbild (Eduard Neversal, Niki Neuspiel) kann man getrost als reduziert bezeichnen, ein paar Gestelle hier und da müssen reichen. Gearbeitet wird vor allem mit Projektionen (Norbert Wuchta), was die meiste Zeit gut funktioniert. Warum Aladdin und Jasmin bei "A Whole New World" mit dem Teppich allerdings bis ins Weltall fliegen bleibt ein Rätsel. Die Kostüme (Katja Neubauer) scheinen direkt aus dem Disney-Film zu kommen und sind dem entsprechend passend (wahrscheinlich wäre mehr Kreativität auch gar nicht erlaubt gewesen), nur Jago fehlt der Papageienschnabel.

Fazit: Aladdin Jr. ist sicherlich nicht das tiefgreifendste Stück der Erde, aber unterhaltsam, gut besetzt und mit viel Spielfreude präsentiert.

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Mittwoch, 15. Februar 2012

[Theater] "Geschichten aus dem Wiener Wald" (TidJ, 31.01.2012, öffentliche Generalprobe)

Das Theater in der Josefstadt hat in dieser Saison Ödon von Horvaths modernen Klassiker Geschichten aus dem Wiener Wald auf dem Spielplan. In typischer Josefstadt-Manier hat Hausherr Herbert Föttinger das Stück inszeniert, das vor der Pause ziemlich blutleer daherkommt. Erst im letzten Teil gewinnt die Inszenierung wirklich an Fahrt, dafür dann aber richtig. In einem passend tristen, dafür aber auch genauso faden Bühnenbild von Rolf Langenfass (auch für die Kostüme zuständig), - er kreierte einen Wald aus braunen Rohren) - in dem die Orte der Handlung eingeblendet werden müssen, spielt ein starkes Ensemble.
[Bild via]

Besonders Ernie Mangold als bittere, kaltherzige Bissgurn von einer Großmutter bleibt nachhaltig in Erinnerung. Hätte sie doch nur mehr Szenen gehabt. Im Vergleich zu dieser sehr starken Leistung können alle anderen nur blasser erscheinen, aber auch Florian Teichtmeister als Alfred, Alma Hasun (noch in der Ausbildung und schon sehr gut) als Marianne, Sandra Cervik als Valerie und Erwin Steinhauer als Zauberkönig schlagen sich gut.

[Bild via]
Thomas Mraz bei Niavaranis Kabarett noch unglaublich nervötend, kann hier unter Beweis stellen, dass er tatsächlich schauspielern kann und spielt den Oskar zurückhaltend und dafür umso abgründiger fies. Weiters sind unter anderen Gabriele Schuchter (Mutter), Rasmus Borkowski (Erich) und Kurt Sobotka (Beichtvater) zu sehen.



Fazit: Durchaus sehenswert. 

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Freitag, 10. Februar 2012

[Musical] "Die Spinnen, die Römer!" (30. Jänner 2012)

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Sehr bunt. Sehr rasant. Sehr gut. Die Produktion von Stephen Sondheims Die Spinnen, die Römer! (was nebenbei bemerkt ein wesentlich einfacherer Titel als das sperrige Original A Funny Thing Happend on the Way to the Forum ist) in der Volksoper Wien ist wirklich zu empfehlen. Auch wenn das Musical mit erstaunlich wenigen Liedern auskommt, die - vielleicht mit Ausnahme der Eröffnungsnummer "Heute wird gelacht" - noch dazu nicht wirklich ins Ohr gehen und die Story (auch Dank der bezeichnenden Namen seiner Figuren) sehr vorhersehbar ist, bietet es doch Unterhaltung auf hohem Niveau. Das schnelle Tempo der Inszenierung (Werner Sobotka) lässt keine Langeweile aufkommen. Ich persönlich hätte vor allem gegen Ende hin auch nichts gegen eine Atempause gehabt. Comedy ist viel schwieriger als Tragödie, heißt es immer, weil das Timing stimmen muss. In dieser Produktion stimmt es und das obwohl nicht en-suite jeden Abend gespielt wird.
Das ist vor allem den Darstellern zu verdanken, die diesen Abend so sehenswert machen. Angeführt werden sie von einem entfesselten Robert Meyer, der den Freiheit liebenden Sklaven Pseudolus gibt und in fast jeder Szene zu sehen ist. Zur Seite stehen ihm Paul Schweinester als liebeskranker Hero (ausnahmsweise gilt hier einmal nicht nomen est omen) mit herrliche melancholischem Seufzer und Bettina Mönch (die in letzter Zeit wohl auf die Rolle des blonden Dummchens festgelegt ist) als Philia. Boris Pfeifer legt den Sklaven Hysterium als Duracell-Häschen an, das kaum eine Sekund zur Ruhe kommt. Herbert Steinböck als lüsterner Senex, Dagmar Hellberg als seine herrschsüchtige Frau Domina, Siegrid Hauser als Bordellbesitzerin Lycus, Florian Spiess als Schwarzenegger-Ken-Verschnitt Miles Gloriosus sowie Gernot Kranner als Erronius vervollständigen den Cast. Als Kurtisanen sind Wilbirg Helml, Eva Prenner, Jennifer Kossina, Caroline Ciglenec, Lynsey Thurgar und Miraim Mayr zu sehen. Besonders bemerkenswert die drei Männer Oliver Liebl, Tom Schimon und Ronnie Veró Wagner, die alle sonstigen anfallenden Rollen wie Soldaten oder Eunuchen spielen. Hut ab vor den raschen Kostümwechseln.
Hie und da gibt es ein paar Schwierigkeiten beim Verständnis des Texts und Schlampigkeit in der Aussprache (besonders auffällig "Heudde wird gelacht"), im Großen und Ganzen lässt der Ton in der Volksoper (ganz im Gegensatz zu anderen Theatern) nichts zu wünschen übrig und lässt das Orchester unter der Leitung von David Levi hervorragend zur Geltung kommen (eine schöne Idee auch die Musiker und Musikerinnen erst nach der Ouvertüre in den Orchestergraben abzusenken).

Fazit: Eine gelungene Produktion, deren Beliebtheit absolut zu recht besteht. Wiederaufnahme ist im Mai, wegen großer Nachfrage hat der Vorverkauf bereits begonnen.

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