Dienstag, 7. Oktober 2014

[Musical] [title of show] im Theater Drachengasse (Premiere, 25.09.2014)

Das Vienna Theatre Project hat es mal wieder geschafft, ein wunderbares kleines Musical ins Theater Drachengasse zu bringen und Wien zu zeigen, wie unterhaltsam und originell Musical sein kann. Mit [title of show] ist diesmal ein Stück zu sehen, das man in einem Satz zusammenfassen kann: Zwei Männer schreiben ein Musical darüber, wie sie ein Musical schreiben.
Jeff (Alan Burgon) und Hunter (Oliver Watton) sind Freunde und möchten bei einem Festival ein Musical einreichen. Das Problem dabei: das Festival ist in drei Wochen und sie haben noch nichts geschrieben. Kurz entschlossen wird aus der Not eine Tugend gemacht und der Prozess des Schreibens zum Inhalt des Musicals, das eingereicht werden soll. Unterstützt werden sie dabei von zwei Freundinnen. Heidi (Nazide Aylin), die als Broadway-Darstellerin von Audition zu Audition geht und dann doch immer wieder nur als Second Understudy Something engagiert wird. Susan (Lynsey Thurgar) hingegen hat ihre kreative Seite fast aufgegeben und lebt nun in der Rolle als „Corporate Whore“ in einem großen Unternehmen.
Alle vier spielen und singen wunderbar. Besonders im Gedächtnis bleiben dabei „Way Back to When“, Heidis große Ballade und „Die Vampire Die“, das ab sofort mein neues absolut liebstes Lied über das Kunstschaffen ist. Alan Burgon (in der Drachengasse schon in Ordinary Days und Tick, tick … BOOM! zu sehen gewesen) und Oliver Watton tragen das Stück mit Leichtigkeit und viel Charme. Das Beste an diesem Stück ist sowieso, dass es so herrlich auf den verschiedenen Erzählebenen spielt und heftig an der vierten Wand lehnt. So unterhalten die beiden Männer sich darüber, dass Jeff einfach seinen Sessel auf die andere Seite der Bühne zieht, obwohl sie doch eigentlich an völlig unterschiedlichen Orten sind und überlegen, ob es nicht etwas Musik braucht, um dem Publikum das Vergehen von Zeit zu signalisieren. An anderer Stelle wird das Festival mit einem „Festival Medley“ abgehandelt, bevor es quasi wieder in Echtzeit weiter geht und wenn eine Szene zu lang ist, wird das festgestellt und einfach von der Bühne gegangen. Dann gibt es auch viele obskure und weniger obskure Anspielungen auf Shows und Leute, die das Musical definitiv zur falschen Show zum Einstieg in das Genre Musical machen, aber Kenner amüsieren werden.
Das Leading Team bestehend aus Regisseurin Joanna Godwin-Seidl und musikalischer Leiterin Birgit Zach ist mittlerweile sichtbar gut eingespielt (auch alle anderen Musicals, die ich bisher in der Drachengasse gesehen habe, waren sehens- und hörenswert) und wie immer braucht es auch diesmal weder viele Requisiten noch ein aufwändiges Bühnenbild, um die nötige Stimmung heraufzubeschwören. Shout-out für Birgit Zach, die diesmal nicht nur routiniert wie immer am Klavier spielt, sondern auch ein wenig in die Handlung eingebunden ist.

[title of show] ist noch bis 11. Oktober im Theater Drachengasse zu sehen. Karten sind vermutlich bereits knapp, also beeilen und hingehen. Ich bin heute wieder dort!

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