Dienstag, 31. Dezember 2013

2013

Musical
  • Elisabeth, 4. Jänner 2013, Raimund Theater, Wien
  • Lucky Stiff, Februar 2013, Kammerspiele, Wien
  • Blitze, überall Blitze, 8. Mai 2013, Off-Theater, Wien
  • Elisabeth, 10. April 2013, Raimund Theater, Wien
  • Natürlich Blond, 7. Juni 2013, Ronacher, Wien
  • Bachelor-Show Musikalisches Unterhaltungstheater, 21. Juni 2013, Konservatorium Wien, Wien
  • Spring Awakening, 4. Juli 2013, Vienna's English Theatre, Wien
  • Sweeney Todd, 05. Oktober 2013, Volksoper, Wien
  • Tick, tick ... BOOM!, 08. Oktober 2013, Theater Drachengasse, Wien
  • Tick, tick ... BOOM!, 12. Oktober 2013, Theater Drachengasse, Wien
  • Music that Matters, 21. Oktober 2013, Theater Drachengasse, Wien
  • Love Never Dies (konzertant), 24. Oktober 2013, Ronacher, Wien
  • Catch Me If You Can, 27. Oktober 2013, Kammerspiele, Wien
  • Catch Me If You Can, 30. Dezember 2013, Kammerspiele, Wien

CD

Film

Sprechtheater 
  • Lady Windermeres Fächer, 25. Mai 2013, Theater in der Josefstadt, Wien

Ballett
  • Nurejew Gala 2013, 29. Juni 2013, Staatsoper, Wien

Sonstiges
  • Musik nach Noten (Otto Schenk), 17. September 2013, Konzerthaus, Wien

Sonntag, 20. Oktober 2013

[Musical] "Tick, tick ... BOOM!" (Theater Drachengasse, 08./12.10.2013)

Es ist immer schön, wenn man recht hat und ganz besonders, wenn das auch mit zwei überaus unterhaltsamen/berührenden Besuchen im Theater verbunden ist. Vor einer Weile hatte ich in diesem Blog blind empfohlen, sich doch Tick, tick ... BOOM! im Theater Drachengasse anzusehen, da mich die Erfahrung gelehrt hat Produktionen des vienna theatre projects erstmal hohe Erwartungen entgegen zu bringen. Nun, nachdem ich das Musical jetzt zweimal gesehen habe (einmal abends und dann noch die Zusatzvorstellung am Samstagnachmittag) fühle ich mein vorauseilendes Lob vollkommen bestätigt. Was da in kleinem Rahmen, mit wenig Budget und (offensichtlich) viel Engagement auf die Beine gestellt wurde, war wirklich sehenswert.

Tick, tick ... BOOM! ist ein autobiographischer Einakter von Jonathan Larson (seines Zeichens auch verantwortlich für den Hit RENT) der von Ängsten und Sorgen eines Musicalautors erzählt. John wird bald 30 und verdient, obwohl eigentlich Musicalautor, seinen Lebensunterhalt immer noch mit Kellnern. Sein bester Freund Michael hat den Traum vom Schauspielern längst aufgegeben und ist erfolgreich im Marketinggeschäft tätig, inklusive luxuriöser Wohnung auf der East Side und neuem BMW. Seine Freundin Susan will weg aus New York, Sicherheit und eine Familie gründen. John will lediglich das amerikanische Musical revolutionieren, wie sein Idol Stephen "He-Who-Must-Not-Be-Named" Sondheim. Aber wie lange soll er diesem Ziel noch folgen? Wann ist es Zeit das Leben eines "starving artist" aufzugeben? Ist ein solides, gesichertes Leben das Opfer der eigenen Träume wert? Wie geht man um mit Unsicherheit, Ängsten und Sorgen um?
Erzählt wird die Geschichte mit intelligenten ("Therapy"), witzigen ("No More", "30/90") und berührenden ("Real Life", "Why") Texten und einer Mischung aus Pop- und Rockmelodien. Eine der besten Nummern ist übrigens "Sunday", das - wunderbar parodistisch - unglaublich banalen Text mit einer übertriebenen Musical-Grandezza in Musik und Choreographie verbindet. Dass RENT ebenfalls aus Larsons Feder stammt ist an manchen Stellen nicht zu überhören, tut der Unterhaltung aber keinen Abbruch. Etwas gewöhnungsbedürftig ist allerdings die Erzählstruktur. John ist nicht nur Protagonist, er führt auch als Erzähler durch das Stück, erklärt, und kommentiert. Die meiste Zeit funktioniert das sehr gut, nur wenn John sagt "I was afraid", ist man schnell daran zu denken, dass es da doch diese "Show - don't tell"-Regel gibt (glücklicherweise wird der "Tell-Teil" dann eh drei Sekunden später umgesetzt). Auch das ziemlich fröhliche Alles-wird-gut-Ende kommt ein wenig zu schnell.

Als John stand Kieran Brown auf der Bühne, der in dieser Rolle vollends überzeugen konnte. Mit subtilem Sarkasmus oder großartigem Timing für die komischen Momente, vor allem aber mit seiner warmen Stimme, die nur ein einziges Mal im Moment höchster Emotionalität ein wenig bricht. Wow.  Ihm zur Seite standen Alan Burgon und Nina Weiss. Burgon hat eine Art, die ihn auf der Stelle sympathisch macht, eine kräftige Stimme, die in Erinnerung bleibt und spielt überzeugend. Meine Freundin und ich waren uns nicht ganz einig, wen der beiden Herren wir besser fanden. Weiss gibt eine sympathische Freundin, gefällt aber vor allem als Agentin und überdrehte Darstellerin in Johns Stück. Alle drei spielen fantastisch miteinander.

Joanna Godwin-Seidl bewies wieder einmal ein Gespür dafür, wie man den kleinen Raum optimal nutzen kann. Die kleine Band (Schlagzeug: Franz Hofferer, Gitarre: Roman Schwendt) unter der Leitung von Birgit Zach (auch am Piano) trug ebenfalls zu einem wunderbaren Theatererlebnis bei.

Fazit: Tick, tick ... BOOM! in der Drachengasse war eine wirklich sehenswerte Produktion des vienna theatre projects. Verdienterweise ausverkauft und mit einer Zusatzvorstellung geehrt. Schade, dass es nur so kurz zu sehen war.

Samstag, 12. Oktober 2013

[Musical] "Sweeney Todd" (Volksoper, 05.10.2013)

Sweeney Todd - Blutbad in der Volksoper

„Es gibt nur ein London“ singt der Seemann Anthony, als die Geschichte um Sweeney Todd, den Barbier des Grauens“ in der Fleet Street beginnt. Dieses London, zur Zeit der Industriellen Revolution ist in der Wiener Volksoper als Auftakt zur neuen Saison neu auferstanden.

Sweeney Todd kehrt mit dem Seemann Anthony in seine alte Heimat London zurück. Sein Weg führt ihn zu seiner alten Wohnung unter der sich nun ein Laden für Fleischpasteten befindet. Mrs. Lovett, dessen Besitzerin, ködert ihn in seinen Laden. Und so wird der ehemalige Barbier von seiner Vergangenheit eingeholt. Richter Turpin ließ ihn vor Jahren verbannen, seine Frau Lucy verfiel dem Wahnsinn und seine Tochter Johanna wird vom Richter großgezogen, der sie zudem noch heiraten will. Sweeney Todd schwört Rache und wird zu einer Killermaschine, schneidet, seinen alten Beruf als Barbier wieder aufnehmend, seinen Kunden die Kehle durch, mit dem praktischen Nebeneffekt, dass Mrs. Lovetts Fleischvorrat gefüllt und ihr Geschäft wieder zum Laufen gebracht wird. Solange bis alles aus dem Ruder läuft...

Die Inszenierung von Matthias Davids selbst ist gut gelungen. Als Mrs. Lovett dem nach London zurück gekehrten Sweeney Todd erzählt, was Richter Turpin seiner Familie antat, wurde dies aufwändig (Besonders zu erwähnen sind hier die Kostüme von Susanne Hubrich) im Hintergrund inszeniert. Fabrice Kebour tauchte die Szenerie in kaltes Licht. Besonders am Ende des zweiten Aktes wird das Licht klug eingesetzt und formt das Bühnenbild in verschiedene Ortschaften und Stimmungen. In Mrs. Lovetts Strandurlaubs-Lied wäre ein verträumteres Lichtdesign wünschenswert gewesen, das hätte das Lied unterstützt. Etwas unlogisch war die Tatsache dass allein bei der Ermordung von Sweeney Todd kein Kunstblut floss (oder spritzte).
Die Übersetzung aus der Feder Wilfried Steiners ist gelungen, auch wenn sie vom Reimschema und Intonation dem Original nicht das Wasser reichen kann. Nur die Zeile „Wir tratschen und ich hol' dir die Patschen“ passte stilistisch nicht zum Rest der Übersetzung.
Bühnenbildner Mathias Fischer-Dieskau zeigt und ein kühles, in Grautönen und rot gehaltenes  Maschinerie-London. Riesige Zahnräder als Flächen und Schrauben als Säulen sollen den Zuschauer darauf aufmerksam machen, dass wir uns in der Zeit der Industriellen Revolution befinden. Hier bekommt der Einsatz der Drehbühne zusätzlich noch einen Fabrikcharakter.
Erfrischend anders als der Großteil der heute in Wien zu sehenden Musicals ist der Gesang. Während wir heute in anderen Häusern zumeist „Rockopern“ lauschen und auch der Gesang der älteren, operettenhaftigeren Stücke immer mehr in Richtung Pop geht, eine Kaiserin Elisabeth, anstatt sauber ihre Töne zu singen, ihre Zeilen beltet oder notfalls nur noch schreit, darf man bei „Sweeney Todd“ in der Volksoper noch klassisch ausgebildeten Stimmen lauschen, was dem ganzen Stück eine ganz andere Qualität verleiht. Das Team von Sweeney Todd beschränkte sich auf die hauseigenen Sänger anstatt extern zu casten. Dadurch ist der Gesang zu der teils pompösen Komposition Stephen Sondheims, die gekonnt vom Orchester unter der Leitung von Joseph R. Olefirowicz umgesetzt wird, durchaus passend.
Die Sänger taten einen guten Job. Marco Di Sapia spielte an diesem Abend Sweeney Todd und war sowohl gesanglich als auch darstellerisch sehr überzeugend. Statt Volksopern-Direktor Robert Meyer schlüpfte Kurt Schreibmayer in die Rolle des Richter Turpin und gab einen passionierten Antagonisten.  Dagmar Hellberg war eine überzeugende Mrs. Lovett, verzweifelt, tragisch aber auch lustig. Allein Anita Götz als Johanna, Sweeneys Tochter, war enttäuschend. Ihr eigentlich melancholisches Solo „Grünfink und Nachtigall“ klang wütend und trotzig. Ihr Spiel war unglaubwürdig, wurde gegen Ende, als ihr Charakter aus dem Irrenhaus flieht, aber glaubwürdiger.

Fazit: Sweeney Todd ist ein durchaus sehenswertes Musical, skurril, gut gesungen und ein Stück mit Qualität, derer es in Wien mehr geben sollte.

(c) Natalie S.

Mittwoch, 9. Oktober 2013

Zusatzvorstellung für "Tick, tick ... BOOM!"

Aufgrund des großen Erfolgs wurde für Tick, tick ... BOOM! im Theater Drachengasse am Samstag, 12. Oktober 2013, 15 Uhr eine Zusatzvorstellung angesetzt. Ich sage nur: hingehen, hingehen, hingehen!

Freitag, 20. September 2013

Tipp: "tick, tick ... BOOM!" im Theater Drachengasse

Nach langer Blog-Abstinenz, die auch der Theater-Sommerpause geschuldet ist, melde ich mich zurück. Ich hab ein paar Sachen im Kopf, über die ich gerne schreiben würde. Aaron Tveits erstes Album The Radio in My Head zum Beispiel oder den gestrigen Abend im Konzerthaus mit Otto Schenks Humor nach Noten. Anfangen werde ich aber mit ein bisschen Werbung. Das Vienna Theatre Project hat mir (schon vor einem Monat) netterweise die Pressemappe zu tick, tick ... BOOM! zukommen lassen und da ich es großartig finde, dass es solche kleinen Off-Produktionen in Wien gibt, will ich all die Infos hier gerne weitergeben.

Das Theater in der Drachengasse eröffnet die Saison am 30. September mit dem Musical von Jonathan Larson und behält es bis 12. Oktober auf dem Spielplan. Wenn die letzten Produktionen (u.a. The Last Five Years, Ordinary Days) ein Maßstab sind, werden die Karten schnell weg sein. Basierend auf dieser Erfahrung, erlaube ich es mir auch, mich ein wenig aus dem Fenster zu lehnen und diesen Blogpost unter Tipp einzuordnen. Das Leading Team Joanna Godwin-Seidl (Regie) und Brigit Zach (Musikalische Leitung) hat schon in der Vergangenheit bewiesen, was es mit einer kleinen Truppe motivierter und vor allem begabter Leute auch auf kleinem Raum umsetzen kann. Die Cast, bestehend aus Kieran Brown, Alan Burgon und Nina Weiss, weckt ebenfalls positive Erwartungen.

Zum Erfolg der Produktionen der letzten Spielzeiten hat mit Sicherheit auch die Stückwahl beigetragen. Musicals, die mit wenigen Darstellern/Darstellerinnen und  noch weniger Ausstattung auskommen, dafür aber musikalisch und inhaltlich umso überzeugender sind. Diesmal ist es tick, tick ... BOOM!, ein autobiographisches Stück des RENT-Autors Jonathan Larson, das aus dem Leben eines Musicalautors erzählt, der auf den großen Durchbruch wartet, während seine Freunde erfolgreich sind und seine Freundin heiraten will.

Alles Wichtige auf einen Blick:
tick, tick ... BOOM! von Jonathan Larson von 30. September bis 12. Oktober 2013 im Theater Drachengasse
• Bühnenregie und Produktion: Joanna Godwin-Seidl
• Musikregie & Klavier: Birgit Zach
• Cast: Kieran Brown, Alan Burgon & Nina Weiß
• Schlagzeug: Franz Hofferer
• Gitarre: Roman Schwendt
• Produktion und Regieassistenz: Silke Müllner
• Karten hier.

ETA: Jetzt hab ich es auch gesehen.

Sonntag, 16. Juni 2013

Ich fühl mich geschmeichelt

Laura von One Night in Theatre hat mir einen Award verliehen. Aw. Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. Ich schätze, Danke ist angebracht. Also: Danke! Merci, thank you, gracias, grazie. Ist er nicht hübsch?


Offensichtlich gibt es dafür auch Regeln und ich soll jetzt 7 Fakten über mich enthüllen, die den Leserinnen/Lesern meines Blogs (vielleicht) noch nicht bekannt sind. Während ich darüber nachdenke, geb ich den Award erst mal weiter an:
  • den Kultur-Channel, weil ich dort immer wieder Veranstaltungstipps finde, die ich im Leben nicht selber entdeckt hätte.
  • Musical Awakening, weil Julia so viel eloquenter über die gleichen Vorstellungen schreibt oder mir das Schreiben gleich abnimmt, weil ich zu lange zu faul war und mir dann denke, dass es sich jetzt auch nicht mehr auszahlt. Aktuellstes Beispiel: Blitze, überall Blitze.
  • Merisi's Vienna for Beginners, weil sie mir neue Blickwinkel auf meine Heimatstadt eröffnet.
  • Post Secret, weil ich mit diesem Projekt jeden Sonntag in den Tag starte.

Und nun zu den 7 Fakten.
  1. Ich studiere etwas, das absolut überhaupt nichts mit Theater oder Musicals zu tun hat.
  2. Wenn ich nur ein bisschen anders wäre, könnte ich ein exzellentes Fangirlie sein.
  3. Ich habe tatsächlich vor, die A-Z-Challenge noch zu beenden (wenn mir endlich was für die verbliebenen Buchstaben einfällt).
  4. Ich habe eines meiner Lieblingsmusicals nur deshalb zum ersten Mal gesehen, weil es eine Schulvorstellung zu Mittag war und ich eine Französisch-Stunde auslassen konnte.
  5. Ich finde es lächerlich, ein Musical innerhalb einer Saison über 10 Mal zu sehen.
  6. Von Zeit zu Zeit lese ich Fanfiction.
  7. Ich hoffe, niemand fühlt sich jemals bemüßigt Harry Potter zu einem Musical zu machen. Die Starkid-Parodien können nicht überboten werden. Überhaupt sollten weniger Bücher/Filme/Theaterstücke zu Musicals gemacht werden.

Dienstag, 11. Juni 2013

Vienna Theatre Project: "Tick, Tick ... Boom!"

Erfreuliche News, das Vienna Theatre Project wird im Herbst von 31. September (??) bis 12. Oktober 2013 Tick, Tick ... Boom! im Theater Drachengasse auf die Bühne bringen. Wer zu den Auditions will, meldet sich per E-Mail (Infos hier auf FB).

[Musical] "Natürlich Blond" (Ronacher, 07.06.2013)

Wenn an einem Freitag Abend vielleicht die Hälfte, höchstens aber zwei Drittel der Plätze belegt sind, dann sagt das wahrscheinlich schon genug aus. Es ist übrigens interessant zu sehen, welche Plätze verkauft wurden. Zum einen die ganz teuren im Parkett und dann die billigen Kategorien (sichteingeschränkte Plätze, zweiter Rang letzte Reihe und so weiter). Wenn man Natürlich Blond einmal gesehen hat, dann ist das auch verständlich.
Es ist sicherlich nicht die schlechteste Idee, immerhin hat das Stück eigene Musik, aber auch nicht die beste. Denn die Musik bleibt bis auf ein Lied (und das ist ziemlich nervtötend) nicht im Ohr und für ein Musical ist das die vernichtendste Aussage. Es ist ein Pop-Einerlei, aus dem ich tatsächlich ein paar Tage nach der Show nur mehr "Oh mein Gott wie heiß" ansingen könnte und das wahrscheinlich auch nur, weil es gefühlte 20 Mal recycelt wurde. Es hat sich auch mal wieder gezeigt, dass im Ronacher mit der Tonabmischung immer noch nicht alles stimmt, besonders auffällig bei "Bend and Snap".
Die Story ist ... nun ja ... Natürlich Blond eben. Die Filmvorlage ist ja schon kein intellektuelles Meisterwerk und da die Handlung - soweit ich mich erinnere - eins zu eins übernommen wurde, kann auch das Musical nicht viel Anspruch bieten. Das Schlimmste ist, dass die Macher behaupten, dass ihr Musical mit Klischees spielt, aber viel Spielerei ist da nicht. Man weiß ja kaum, was man da am beleidigendsten finden soll: die Öko-Feministin-Lesbe, die selbst im Hosenanzug noch einen gestrickten Pollunder anhat und "im Busch" gearbeitet hat (Nicht genügend für die Wortwahl) oder das ganze unsägliche "Schwul oder Franzose" oder dass man sich mit der Übersetzung so wenig Arbeit angetan hat, dass man einfach völlig unmotiviert ein paar englische Wörter drin gelassen hat (zumindest die Übertitel waren diesmal besser, konnte man doch einfach das Original nehmen). Da passt es dann auch hinein, dass Elle den Fall nicht mit ihren juristischen Kenntnissen, sondern ihrem Wissen über Dauerwellen gewinnt. Wow, das verstärkt auch überhaupt nicht das Blondinenklischee. Der Hund Brutus als Lassie für Arme, Männer in Zopfperücken, um den Frauenknast aufzustocken und die freie Interpretation eines griechischen Chors runden das Bild noch ab. Das Ganze hätte eine ordentliche Dosis des erwähnten Parfums "Subtext" vertragen.
Die Darstellerinnen und Darsteller - in der gesehenen Vorstellung Amélie Dobler als Elle, Björn Klein als Emmet, Ana Milva Gomes als Paulette und Alexander Goebel als Callahan (kann er nicht mehr singen oder ist der Sprechgesang Absicht?) - tun ihr Bestes, können es aber auch nicht rausreißen.
Trotzdem, irgendwie unterhalten fühlt man sich ja dann doch, wenn man dort ist. Die Show ist schwungvoll und ohne wirkliche Längen, nur zuviel nachdenken über alles sollte man eben nicht. Im Endeffekt ist Natürlich Blond wie eine Schaumrolle: pickig und süß und im Moment, in dem man sie isst eh nett, aber ultimativ ist sie mehr Luft als irgendetwas Anderes und ohne viel Substanz.

Sonntag, 26. Mai 2013

TV-Tipp: "Geschichten aus dem Wienerwald"

Was? Wann? Wo?
Geschichten aus dem Wienerwald, Samstag 1. Juni 2013, ORF 2 um 22:15 Uhr

Nächsten Samstag strahlt ORF 2 zu Ehren von Ödön von Horvaths 75. Todestag eine Aufzeichnung von Geschichten aus dem Wienerwald aus dem Theater in der Josefstadt aus 2012 aus. Mit Florian Teichmeister, Alma Hasun, Ernie Mangold, Sandra Cervik und Erwin Steinhauer.

Infos hier.

Freitag, 10. Mai 2013

Sommernachtskonzert 2013

Auch heuer findet im Schönbrunner Schlosspark wieder das Sommernachtskonzert der Wiener Philharmoniker statt. Die Gratis-Veranstaltung geht dieses Jahr am 30. Mai über die Bühne, Beginn ist um 21 Uhr (bei Schlechtwetter wird auf Freitag, 31. Mai 2013 ausgewichen).

Dirigiert wird von Lorin Maazel, als Solist wird Michael Schade (Tenor) zu hören sein. Das Programm im Zeichen von Wagner und Verdi stehen:

Giuseppe Verdi: Triumphmarsch aus "Aida"
Richard Wagner: Vorspiel zu "Die Meistersinger von Nürnberg"
Giuseppe Verdi: "La mia letizia infondere" aus "I Lombardi"
Giuseppe Verdi: Tänze aus "Otello"
Richard Wagner: Vorspiel und Liebestod aus "Tristan und Isolde"
Giuseppe Verdi: Ouvertüre aus "Luisa Miller"
Richard Wagner: Gralserzählung aus "Lohengrin"
Giuseppe Verdi: Ouvertüre zu "La Forza del Destino"
Richard Wagner: Vorspiel zum 3. Akt "Die Walküre" (Walkürenritt)

Alle Infos hier.
Wie auch im letzten Jahr wird das Konzert auch auf ORF2 übertragen.

Samstag, 27. April 2013

X wie Cross the sea

Nun, wenn man bei X angekommen ist und nicht über Xanadu schreiben will, dann muss man ein bisschen um den Buchstaben herumschreiben. Ein X kann aber wunderschön auch als Kreuz deuten und dann gehen wir gleich noch einen Schritt weiter und machen es zu cross. Sehen wir also ein bisschen über den großen Teich, wo bald Rocky ankommen soll. Die VBW sind mit Rebecca ja eher auf der Reise baden gegangen und dass die Verluste wieder wett gemacht werden können, ist zu bezweifeln. Dem Berliner Musical über den Boxer - auch wenn es mich persönlich so gar nicht interessiert - wird es hoffentlich besser ergehen.

Freitag, 26. April 2013

W wie Wiener Symphoniker

Im Rahmen des Fests der Freude, organisiert von Mauthausenkomitee Österreich, zur Befreiung des KZ Mauthause am 8. Mai, spielen dieses Jahr am Heldenplatz die Wiener Symphoniker ein Gratiskonzert. Auf dem Programm stehen Ludwig van Beethoven's Symphonie Nr. 7 A-Dur op. 92 sowie Werke von Johann Strauß und Jacques Offenbach. Als Dirigent wird Bertrand de Billy fungieren. Ebenfalls dabei Sopranistin Julia Novikova.

Im Web:

Dienstag, 23. April 2013

Montag, 22. April 2013

S wie schreib:maschine

Im englischen Sprachraum, besonders in den USA gibt es eine Vielzahl an Möglichkeitne für junge Künstler und Künstlerinnen sich zu präsentieren. Da gibt es Konzerte für angehende Sängerinnen und Sänger (New Voices zum Beispiel, wo übrigens hauptsächlich Songs von "up-and-coming" Artists performt werden) und auch für die Macher von neuen Musicals (Cutting Edge Composers zum Beispiel) und dann natürlich auch die Konzerte, die neuere aber bereits etwas etablierte Musical-Schreiberlinge geben und bei denen regelmäßig Broadwaydarsteller/-innen mitmachen. Das finde ich persönlich ja ziemlich cool, dass sich bekannte Darsteller/-innen nicht zu schade sind, um neuem Material zu mehr Bekanntheit zu verhelfen.
Im deutschsprachigen Raum kenne ich in diese Richtung eigentlich nur die schreib:maschine, bei deren Offenen Bühnen in Berlin neue Musicalideen präsentiert werden. Vor einer Weile (letztes Jahr? Vorletztes?) war eine Best-of-CD in der Zeitschrift Blickpunkt Musical, aber ansonsten hört man davon leider nicht viel, dabei gibt es die schreib:maschine schon seit über 10 Jahren. Das ist schade, weil solche Möglichkeiten mehr Aufmerksamkeit brauchen könnten. Es gibt sowieso zu wenige.

Samstag, 20. April 2013

R wie Rund um die Uhr

Zu Silvester läuft der TV-Sender 3sat schon seit Jahren unter dem Motto "Pop around the clock". Das gilt auch an manchen anderen Feiertagen, wie dem heurigen 1. Mai. Wer also am Feiertag nicht die x-te Wiederholung irgendeines Films sehen will, kann ja schauen, ob bei der Musik etwas dabei ist.

Den genauen Zeitplan gibt es hier, die einzelnen Songlisten der Konzerte hier.

Freitag, 19. April 2013

Q wie Quasi keine Antwort

Ich: Könnten Sie mir sagen, wer für die Übertragung des Librettos ins Englische zuständig ist/war?
VBW-Antwort: "Die Übertitel in englischer Sprache [...] wurden in einer gemeinsamen Zusammenarbeit realisiert".

Aha, jetzt bin ich schlauer. Danke vielmals.

Donnerstag, 18. April 2013

P wie Probebühne

Was ist eigentlich aus der Probebühne geworden? Gab es nicht einmal den Plan, die Probebühne des Ronachers einigermaßen regelmäßig mit kleineren Produktionen zu bespielen? Viel ist in der Richtung ja nicht passiert und alles vor Christian Struppeck. Hat der neue Itendant diees Vorhaben wieder auf Eis gelegt?

Mittwoch, 17. April 2013

O wie Online im Theater

Letzens hab ich von Tweet-Seats gelesen und mein erster Gedanke war: Wirklich? Der Theatersaal als eine der letzten Offline-Domänen scheint an Boden zu verlieren. In einigen US-amerikanischen Theatern werden Plätze als Tweet-Seats deklariert, auf denen ganz offiziell das Mobiltelefon nicht ausgeschaltet wird und munter 140 Zeichen live während der Vorstellung in die Welt geschickt werden. Die Theater versprechen sich davon eine bessere Kundenbindung und Werbung.
Ob das tatsächlich sinnvoll ist? Ich bin sowieso nicht bei Twitter, aber ich kann mir vorstellen, wie es ist, zu Hause zu sein und die Nachrichten zu lesen. Wenn ich die Produktion kenne, ist es vielleicht ganz lustig "XY hat den Ton schon wieder nicht getrtoffen" zu lesen. Aber wenn nicht? Was habe ich als Daheimgebliebene davon?
Und im Saal? Ich persönlich werd meine Aufmerksamkeit auch in Zukunft sicherlich nicht vom Geschehen auf der Bühne abwenden. Die Tweet-Seats sind in den hintersten Reihen angesiedelt, um andere Zuschauer/-innen nicht zu stören. Ich kenne mich. Ich nehm sowieso schon viel zu viel aus den Augenwinkeln wahr. Das Licht der Displays würde mir gehörig auf den Keks gehen.

Dienstag, 16. April 2013

N wie Next to Normal

Vor gar nicht allzu langer Zeit wusste ich noch nicht einmal, dass die Stadt Fürth überhaupt existiert, geschweige denn, dass sie ein Theater besitzt. Mit der Ankündigung, dass genau dort die deutschsprachige Erstaufführung von Next to Normal stattfinden wird, hat sich das natürlich geändert. Next to Normal ist eines der spannendsten Projekte der letzten Zeit, mit einer intelligenten Story (Brian Yorkey) und guter Musik (Tom Kitt). Mit einer Sechs-Personen-Besetzung und ohne die Notwendigkeit für aufwändige Kulissen eignet es sich auch wunderbar für kleinere Theater. Ich würde sagen, es sollte sowieso nur in kleineren Theatern gespielt werden, damit sich die Atmosphäre richtig entfalten kann.
Für die deutsche Übersetzung zeichnet sich Titus Hoffmann verantwortlich. Zwei Lieder konnte man vor knapp drei Jahren schon bei der schreib:maschine in Berlin hören oder einfach hier auf youtube. Er wird auch inszenieren. Der Rest des Leading Teams: Christoph Wohlleben als musikalischer Leiter, Melissa King als Choreographin, Stephan Prattes für die Ausstattung.
Vor einer ganzen Weile wurde ein kurzes Video der Auditions ins Internet gestellt und seitdem drei der sechs Darsteller/-innen bekannt gegeben. Ich finde es ja irrsinnig mühsam, wenn Besetzungen nur so zizerlweis offiziell gemacht werden, aber was soll's, so viel wissen wir jedenfalls bereits:

Pia Douwes - Diana (die Mutter)
Sabrina Weckerlin - Natalie (die Tochter)
Dominik Hees -  Henry (Freund der Tochter)

Premiere ist am 11. Oktober 2013.

Im Web:

Samstag, 13. April 2013

L wie "Le Bien qui fait mal"

Aus Mozart - l'opéra rock, dem französischen Musical, das die legendäre (wenn auch historisch nicht ganz belegte) Rivalität zwischen Mozart und Salieri aufgreift. In diesem Lied drückt Salieri seinen Schmerz über das Genie Mozart aus.


Freitag, 12. April 2013

K wie Kinderverzahrer-Moment

Ursprünglich hatte ich vorgehabt, mir ein paar Gedanke über Kostüme zu machen, aber bei meinem kürzlichen Besuch bei Elisabeth, ist mir mal wieder aufgefallen, wie gruslig eigentlich "Mama, wo bist du?" ist. Das Lied wird von einer Freundin und mir "der Kinderverzahrer-Moment" genannt. So wie auch die Szene in Les Misérables, in der Jean-Valjean im Wald auf Klein-Cosette trifft. Was die Frage aufwirft, ob es in jedem Musical mit Kindern so einen Moment gibt.

Donnerstag, 11. April 2013

J wie Josefstädter Theaterflohmarkt

Das Theater in der Josefstadt veranstaltet noch morgen, 12. April 2013 von 11 bis 15 Uhr einen Flohmarkt im Depot Aspern (Apsernstraße 69, 1222 Wien). Verkauft werden Möbel, Requisiten, Deko und Kostüme aus dem Fundus.

Mittwoch, 10. April 2013

I wie In German with English surtitles ("Elisabeth" im Raimund Theater, 10. April 2013)

Wenn schon die erste Zeile der Übertitel nicht richtig ist, kann das ja nichts Gutes verheißen, dass es so schlimm werden würde, war dann doch unerwartet. Wenn das sonore "Aber warum, Lucheni?" erklingt, liest man "Tell the court." Nun, das kann man noch künstlerische Freiheit nennen und ich bin die letzte, die nach einer wortwörtlichen Übersetzung verlangt, aber manchmal wird es wirklich lächerlich (wenn es nach Google-Translate klingt) oder enervierend (wenn nicht einmal der Sinn der jeweiligen Passage ankommt) oder auch verwunderlich (wenn ganze Zeilen dazu gedichtet werden oder manches ohne ersichtlichen Grund weggelassen wird). Vieles wäre silbentechnisch sogar singbar, allerdings hätte man sich besser auf den Inhalt denn die Form konzentriert.
Ein paar Beispiele zur Illustration (nicht alles wird immer im Wortlaut ganz stimmen, ich hab schließlich auch Besseres zu tun, als ständig die Übertitel zu lesen und mitzuschreiben, aber einen Eindruck bekommt man):

- Reden Sie keinen Unsinn > don’t be flippant

- Vater > Daddy (Ja, Elisabeth hat ein gutes Verhältnis zu ihrem Vater, aber Daddy hat nicht die richtige Konnotation.)

- kein Kommen ohne Gehen > no shadow without light

- erfreulich > quite lawfully

- Bauernadel > pig farmer

- könntest du einmal nur durch meine Augen sehen > if I could walk in your shoes (Die geänderte Metapher ist mir recht, aber es müsste „you in my shoes“ heißen, um das Gleiche auszusagen.)

- ich hab dich verpasst > you are still distressed (Es scheint, manchmal hat man sich schlicht für Lautgleichheit entschieden.)

- Wenn Sophie bei "Eine Kaiserin muss glänzen" in den Übertiteln betont, dass es um Pflichten und nicht um Schönheit geht, ist es später etwas unverständlich, warum sie es plötzlich ("Uns're Kaiserin soll sich wiegen") befürwortet, dass Elisabeth sich ihrer Schönheit widmet.

- schließlich ist er abgeblitzt > though he's irresistible

- auch wenn man Toilette theoretisch mit toilet übersetzen kann, ist auch im Englischen toilette für die übertragene Bedeutung gebräuchlich

- Ansonsten geht's ihr gut, der Kaiser hört auf ihren Rat > her mother has no time, she helps his father rule the land (Wie bitte? Mit welchem Libretto wird denn hier gearbeitet?)

- nie kommt sie zur Ruhe, hetzt uns von Ort zu Ort > she buys horses, learns Greek now, writes poems (Zusatzinformation) EDIT: Korrektur, mea culpa, das korrespondiert natürlich nicht mit Elisabeths Hofdamen, sondern Franz Josephs Entourage und passt schon.

- ich kann den Kaiser ja verstehen > but then … I’m attracted to her

- und eine Frau mit einer Frau > to fight a witch you need a bitch

- irgendwo in Bellaria > she’s stirring up Hungary (noch mehr Zusatzinformation)

- Mir fällt nichts ein > well, then a few …

- Mama > mother (Warum gerade hier, an der emotionalen Stelle nicht das auch im Englischen gebräuchliche "Mama" - mit Betonung auf der zweiten Silbe und langem A - zum Einsatz kommen konnte, ist fraglich.)

- bei „Ich gehör nur mir“ und „Die Schatten werden länger (Reprise) hat man der Einfachkeit halber die bereits vorhandenen Übertragungen genommen. Wenn da nicht „the shades of night grow longer“ vorkommen würde, wäre es ja erträglich.

Ob man dem Publikum, das nicht Deutsch spricht, wirklich einen Gefallen tut, wage ich zu bezweifeln.

Verwunderlich: Restkarten in der 5. Reihe Parkett zu bekommen.

Erfreulich: die Besetzung. Oliver Arno als Tod zu sehen ist ein Erlebnis. Es ist so angenehm, wenn jemand tatsächlich singt und nicht schreit. Er zeigt eine ruhigere, erhabenere Interpretation der Rolle, in der man viel an der Mimik, Gestik und Körpersprache ablesen kann. Jörn-Felix Alt als Franz Joseph hat mich mindestens so beeindruckt wie Franziskus Hartenstein. Ganz besonders als gealterter Kaiser. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal eine so gute „Alt-Stimme“ gehört habe. Da stiehlt er bei „Boote in der Nacht“ Annemieke van Dam selbst mit weniger Text leicht die Show.

Dienstag, 9. April 2013

H wie Harry Freakin' Potter

Nehmen wir den heutigen Tag zum Anlass, um der Starkid-Truppe zu huldigen. Die parodistischen, ironischen,  Die liebevoll und gleichzeitig respektlos parodistischen Musicals der semiprofessionellen Gruppe genießen bei vielen längst Kultstatus. Ganz besonders gilt das für die Harry-Potter-Trilogie A Very Potter Musical, A Very Potter Sequel und das erst kürzlich auf Youtube gestellte A Very Potter Senior Year. Darren Criss, jetzt den meisten aus Glee bekannt, machte sich schon vor Jahren als Harry Potter einen Namen. Wirklich interessant sind aber die, sagen wir etwas alternativen Interpretationen anderer Charakterer. Lauren Lopez' Darstellung von Draco Malfoy übertrifft so ziemlich alles andere (Tom Feltons Reaktion darauf ist auch nicht schlecht).
Aber nicht nur Rowlings Welt ist vor ihnen nicht sicher. In Holy Musical B@man bekommen die Comicbuchhelden Batman und Superman ihr Fett weg. Starship widmet sich dem Sci-Fi-Genre, komplett mit Killer-Robotern und Alien-Käfern. Me And My Dick wiederum (das ich persönlich noch nicht gesehen habe) erzählt von der besonderen Beziehung, die Jugendliche mit ihren Geschlechtsteilen haben.
Das neueste Projekt ist schon in Planung und diesmal auf die Crowdfunding-Plattform Kickstarter angewiesen. Twisted soll die Disneygeschichte von Aladdin neu erzählen, vom Standpunkt eines tragisch, missverstandenen Helden aus: Jafar.

Im Web:

Montag, 8. April 2013

G wie "Game of Thrones"-Soundtrack

Die dritte Staffel der Fantasy-Serie Game of Thrones ist vergangenen Sonntag auf HBO gestartet und abgesehen davon, dass das ganze Ding sehr cool ist, hat die Serie auch noch einen ziemlich guten Soundtrack. Da die einzelnen Stücke recht atmosphärisch sind, ist es natürlich von Vorteil, die entsprechenden Folgen auch gesehen zu haben. Es gibt aber auch Melodien, die sich allein stehend ganz gut machen. Vor allem die Intro-Musik (die auch im gesamten Soundtrack immer wieder variiert wird).


Aus der zweiten Staffel wäre das "The Rains of Castamere", das ich seit einiger Zeit nicht mehr aus dem Kopf bekomme.

Samstag, 6. April 2013

F wie Flatrate

Die Staatsoperette Dresden bietet für die Spielzeit 2013/14 eine Musical-Flatrate an. Für 99,90€ kann bis zu 66 Mal ins Musical gegangen werden. Wer die Flatrate zweimal kauft, bekommt sie billiger. Schüler/Studenten zahlen überhaupt nur 45,90€. Gespielt werden Evita, Der kleine Horrorladen, Hello, Dolly!, Der Zauberer von Oz, The Rocky Horror Show, Kiss me, Kate, Cabaret und My Fair Lady. Keine schlechte Auswahl. Genaueres hier.

Erfreulicherweise ruft die Volksoper Wien von 29. Dezember 2013 bis 2. März 2014 die Musical-Wochen aus und unterstreicht das mit der Einführung des Musical-Passes, der für 25€ 15% Ermäßigung auf die Karten, einen vorgezogenen Vorverkauf und ermäßigte Restkarten (sollte es welche geben, die Musicalvorstellungen sind erfahrungsgemäß fast immer ausverkauft) am Vorstellungstag ermöglicht. Die Auswahl besteht hier aus My Fair Lady, Sweeney Todd, Kiss me, Kate und Guys and Dolls. Alle Details hier.

Freitag, 5. April 2013

E wie Etikette

Leider ist es ja immer wieder notwendig darauf hinzuweisen, aber das Theater - egal ob nun Staatsoper oder Ronacher - ist kein größeres Wohnzimmer. Es ist mir auch herzlich egal, wenn das elitär klingt, aber bitte, ein wenig Bemühen ist doch nicht zu viel verlangt.

Kleidung: Im Allgemeinen gehört es dazu, ein wenig Aufwand zu betreiben. Nur ein klein wenig, das heißt
- Jeans sind keine akzeptable Theaterbekleidung.
- Genausowenig wie Shorts.
- T-Shirts, speziell solche mit "lustigem" Aufdruck, auch nicht.
- Flip-Flops schon gar nicht.
- Ballkleider sind nicht nötig, außer vielleicht beim Galaempfang der Staatsoper.
- Der Jogging-Anzug ist bequem? Freut mich, geh damit joggen - nicht ins Theater.

Verhalten: Höflichkeit, Rücksichtnahme, Respekt
- Handys werden ausgeschaltet. Ausnahmslos. Die Uhrzeit kann man in der Pause ansehen und wer keine 90 Minuten ohne SMS, Facebook, Twitter oder ähnlichem auskommt, braucht eine Therapie.
- Gegessen und getrunken wird - wenn überhaupt - im Foyer oder vor der Tür, nicht im Zuschauerraum. Niemand hat etwas gegen einen Schluck aus der Wasserflasche an heißen Tagen, aber auch das kann in der Pause erledigt werden.
- Das gilt auch für den Gang auf die Toilette. Wer eine nervöse Blase hat, sollte sich vielleicht kürzere Stücke aussuchen.
- Miteinander geredet wird ebenso in der Pause. Eine kurze Bemerkung während des Applaus und nur während des Applaus ist in Ordnung. Nicht während der Musik, nicht während der Dialoge, nicht in einem Moment der Stille. Das gilt ganz besonders für Gruppen, die über mehrere Reihen hinweg verteilt sind.
- Pünktlichkeit: Die Beginnzeit auf der Karte hat einen Sinn, sie ist einzuhalten. Ja, es gibt in den meisten Theatern die Möglichkeit kurz nach Beginn des 1. Akts nachzukommen, aber das stört. Immer.
- Wer mitten in einem emotionalen Moment aufstehen und den Saal verlassen muss, soll so rücksichtsvoll sein beim Zurückkommen mit dem Sitz am Rand der Reihe vorlieb zu nehmen, wenn er frei ist und nicht alle neben und hinter ihm ein zweites Mal zu stören.
- Applaus bitte am Ende eines Songs, nicht in der Mitte und auch nicht 2 Takte vor dem letzten Ton.
- Alle bekommen ihre Jacken und Mäntel an der Garderobe wieder zurück. Es gibt keinen Grund zu drängeln. Es gibt auch keinen Grund, nach dem letzten Ton vor dem Applaus hinauszurauschen.
- Es ist schön, wenn Eltern ihre Kinder mitnehmen und sie neuen Erfahrungen aussetzen. Liebe Eltern, bitte seid euch sicher, dass eure Kinder 90 Minuten lang ruhig sein können.

Sonstiges
- Wer online Sitzplätze reserviert/kauft, sollte bitte darauf achten, nicht ständig Einzelplätze übrig zu lassen. Irgendwer wird neben euch sitzen. Findet euch damit ab.
- Schüler/Schülerinnen sollten nur auf freiwilliger Basis ins Theater mitgenommen werden oder zumindest die Reife besitzen, sich nach den oben erwähnten Richtlinien verhalten zu können.
- Standing Ovations sind nicht immer notwendig. Diese Geste hat schon keine Bedeutung mehr.

Zum Abschluss noch ein Satz zum Auswendig-Lernen für Fangirlies:
- Ich werde nicht kreischen.

Donnerstag, 4. April 2013

D wie Durststrecke

Ich vermisse meinen Zwei-Wochen-Rhythmus. Es gab einmal eine Zeit, da war ich etwa alle zwei Wochen im Theater. Nicht, dass das tatsächlich jemals wirklich so regelmäßig gewesen wäre, aber doch. Es war immer einigermaßen absehbar, wann das nächste Mal im Theater sein würde, ob nun Musical oder Sprechtheater. Der April ist ins Land gezogen und seit Jahresbeginn war ich zweimal im Theater. Zuletzt bei Lucky Stiff  in den Kammerspielen. Im Februar. Ah, der ganze März ohne Theaterbesuch. Langsam bekomme ich Entzugserscheinungen.
Abgesehen von Zeit und/oder Geldangelegenheiten ist das größste Problem eigentlich die Frage, was ich sehen will. Elisabeth im Raimund Theater hab ich nun schon mehr als einmal gesehen und das nächste Mal muss mit den Zweitbesetzungen sein und das scheitert vor allem an den Terminen. Natürlich Blond im Ronacher steht zwar auf der Liste, zieht mich aber nicht direkt an. Ja, schon, irgendwann will ich es sehen, weil ... ja ... weil halt. The King's Speech in den Kammerspielen und Lady Winderemeres Fächer in der Josefstadt sind immer dann am Spielplan, wenn ich keine Zeit habe. Ansonsten? Keine Ahnung. Es ist fast wie Sommerpause. Sehr frustrierend.

Mittwoch, 3. April 2013

C wie "Catch Me If You Can"

Weil es hier in diesem Blog noch nicht vorkam: Die Wiener Kammerspiele bringen im Herbst 2013 die europäische und deutschsprachige Erstaufführung des Broadway-Musicals Catch Me If You Can. Juhu! Die Auditions waren bereits im Dezember 2012. Regie wird Werner Sobotka führen, diesmal nicht im Gespann mit Ramesh Nair, sondern mit Simon Eichenberger als Choreograph. In den Kammerspielen bereits erprobt Christian Frank für die Musikalische Leitung. Ich bin gespannt, sowohl auf die Besetzung als auch auf die Übersetzung.

EDIT: Die Besetzung ist mittlerweile bekannt.

Dienstag, 2. April 2013

B wie Bildsprache

Im Gegensatz zu Les Misérables, dessen Basis-Poster immer Klein-Cosette aufweisen (ja, sogar die Verfilmung hat sich daran orientiert) und vielen anderen Musicals, gibt es bei anderen Stücken mehr Variationen. So wie Buch-Cover einen Eindruck des Werkes vermitteln, machen das auch Musical-Poster. Schauen wir einmal:

Elisabeth
Stuttgart (via)
Toho 2010 (via)
Wien (via)

Wien 2012 (via)



































Tanz der Vampire
(via)
(via)

(via)

(via)



















Romeo und Julia
(via)
(via)
(via)































Jekyll und Hyde
(via)
(via)
(via)
(via)































Das waren die ersten vier Titel, bei denen mir unterschiedliche Poster im Gedächtnis waren. Die Liste könnte man sicherlich noch verlängern.

Montag, 1. April 2013

A wie April-Challenge

Seit Jahresbeginn gab es auf diesem Blog lediglich fünf Posts, darunter zwei Video-Posts. Das ist keine beeindruckende Ausbeute. Also hab ich beschlossen, meiner Motivation ein bisschen nachzuhelfen und an der Blogging from A to Z April Challenge teilzunehmen. Das wird tatsächlich eine Herausforderung, denn das Ziel ist im Monat April jeden Tag (ausgenommen Sonntage) einen Post zu schreiben (vorschreiben ist erlaubt), wobei jeder Tag einen Buchstaben zugeordnet bekommt und das Thema des Beitrages irgendwie damit zu tun haben muss. Begonnen wird also heute am 1. April mit dem Buchstaben A und geendet am 30. April mit Z. Mehr Informationen, eine Liste der teilnehmenden Blogs, FAQ, Banner und so weiter gibt es hier.

Wie wird das hier auf Musical Musing aussehen? Der Blog wird weiterhin der Blog bleiben, also eine Mischung aus Kritiken (mal sehen, ob ich im April endlich mal wieder ins Theater komme), persönlich für interessant gefundenen News, Tipps und Videos, wobei ich versuchen möchte, die Videos nicht überhandnehmen zu lassen. Den Einstieg hab ich mir leicht gemacht, indem ich A als ersten Post verwende, die nächsten Buchstaben werden nicht unbedingt so einfach werden. Ein paar sind mir jetzt schon klar, viele nicht.

Der A wie Anfang ist gemacht, jetzt heißt es durchalten.

Donnerstag, 7. März 2013

[Film] "Les Misérables"

Nichts ersetzt das Live-Erlebnis. Damit hätten wir das Offensichtliche aus dem Weg geräumt und können direkt dazu übergehen die Verfilmung von Les Misérables anzusehen. Der Film ist gut, wirklich gut, aber er könnte besser sein. Trotz aller Bemühungen, trotz des sichtbaren Aufwandes für Kostüme, Make-up und Set, trotz der konstanten Selbstbeweihräucherung im Vorfeld, alles live gesungen zu haben, bleibt der Film oft erstaunlich distanziert, was paradoxerweise daran liegt, dass er zu nah ist. Die Kamera (Regie: Tom Hooper) klebt streckenweise förmlich auf den Darstellerinnen und Darstellern, lässt uns quasi deren Backenzähne zählen (so am Rande angemerkt haben alle mit Ausnahme der Thenardiers viel zu schöne Zähne für die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts) und beinahe jede Pore erkennen. Niemand sieht beim Singen in so einem Close-up gut aus, aber das alleine ist es nicht. Les Misérables ist nicht der erste Film und wird auch nicht der letzte sein, in dem ästhetisch geweint wird. Es ist, dass einem die Emotionen dermaßen aufgedrängt werden, dass es schwer fällt, tatsächlich berührt zu sein. Zum Beispiel bei "Valjean's Soliloquy" oder "Empty Chairs at Emtpy Tables" und vor allem "I Dreamed a Dream". Oh dear God, "I Dreamed a Dream". Anne Hathaway hat für ihre Interpretation der Fantine den Oscar als "best supporting actress" bekommen, wahrscheinlich weil die Academy es mag, wenn Frauen Mut zur Hässlichkeit haben. Dass Hathaway keine Perücke trägt, sondern tatsächlich einen Haarschnitt bekommen hat, wurde im Vorfeld ja fast so viel diskutiert, wie die Tatsache, dass am Set live gesungen wurde. Im Kontext der Handlung werden Fantine also irgendwo in einer dunklen Gasse ziemlich unzeremoniell die Haare abgesäbelt und sie erhält so einen chicen und (unglaubwürdig) gleichmäßigen Heerenhaarschnitt. Mut zur Hässlichkeit? Relativ. Wie auch immer. Für den Film wurde die Platzierung von "I Dreamed a Dream" und "Lovely Ladies" getauscht. Fantine singt ihre Ballade also nicht gleich nach ihrer Entlassung aus der Fabrik, sondern erst als sie schon in die Prostitution abgerutscht ist. Das ist äußerst effektiv, ein guter Gedanke und Hathaway, die übrigens ansonsten fantastisch ist, hängt sich auch richtig rein. Es kommt nur irgendwie nicht an. Drei Minuten eine ästhetisch dreckige und traurige Fantine und wenn man dann auch noch ständig an das hier (I did it all in one take bitches!) denken muss - wofür die Filmmacher natürlich nichts können - ist die Szene nicht mehr zu retten.

Ein Film besteht natürlich nicht nur aus einer Szene, auch nicht wenn es eine wichtige ist. Im Großen und Ganzen macht der Film nämlich einen sehr guten Eindruck. Wer das Musical kennt, wird ein paar Änderungen bemerken: andere Reihenfolge der Lieder, Kürzungen, Erweiterungen. Ein großer Unterschied ist natürlich, dass es im Kino keine Pause gibt. „One Day More“ ist allerdings ein so starker Ende-1.-Akt-Song, dass es sich fast nicht richtig anfühlt, wenn der Film einfach weitergeht und es tut auch „Do You Hear the People Sing?“ nicht gut, das im Film danach kommt. Eigentlich eine fantastische Ensemble-Nummer, geht der Song beinahe unter und entfaltet erst in der Reprise im Finale seine wirkliche Kraft. Das ist schade. Gut zu verschmerzen ist, dass die Präsenz der Thénardiers (so gut Sacha Baron Cohen und Helena Bonham Carter ihre Sache auch machen) im zweiten Akt … äh zweiten Teil des Films („Beggars at the Feast“ gekürzt, „Dog Eats Dog“ nicht verwendet) deutlich verringert wurde. Dafür gibt es ein paar kleine Szenen, die den Film flüssiger machen und einen neuen Song. „Suddenly“ ist ein Solo von Valjean, eine Reflexion über die Veränderungen in seinem Leben, nachdem er die kleine Cosette von Thénardiers gerettet hat. Es ist ein nettes Lied, aber ultimativ zu flach und wenig aussagekräftig, insbesondere da die Musik so gar nicht ins Ohr geht und den Vergleich zum restlichen Score nicht standhält.

Besetzt (Casting: Nina Gold) ist der Film mit einer Mischung aus Broadway-Versierten - Hugh Jackman, Samantha Barks, Aaron Tveit - und Gesangs-(mehr oder weniger) Neulingen - Eddie Redmayne, Russell Crowe, Amanda Seyfried, Sacha Baron Cohen, Helena Bonham Carter. Alle meistern ihre Parts entweder gut oder sehr gut. Live-Gesang bedeutet natürlich auch, dass Perfektion (an sich schon ein schwammiger Begriff) nicht möglich ist und es gibt durchaus Momente, in denen man vielleicht ein wenig zusammenzuckt oder das Gesicht verzieht. Aber nichts, das einem das Erlebnis verleidet. Niemand, der offensichtlich komplett fehlbesetzt ist und bei dem einen die Ohren bluten (Nick Jonas auf der Jubiläums-DVD zum Beispiel ist hart an der Grenze und Pierce Brosnan bei Mamma Mia! meilenweit davon entfernt*). Das ist erfreulich, schließlich ist Les Misérables anspruchsvoll, sowohl gesanglich als auch schauspielerisch.
Hugh Jackman bringt die innere Zerrissenheit von Jean Valjean großartig auf die Leinwand und es fällt nicht schwer, mit ihm mitzufühlen. Kompliment auch an seine Hingabe an die Rolle. Der Gefangene 24601 und der spätere Bürgermeister sind kaum als dieselbe Person zu erkennen, was die Glaubwürdigkeit der ganzen Geschichte unterstützt. Jackman brilliert vor allem bei „Who am I“ und im Finale. Mit Russell Crowe als Javert hat er einen erstaunlich starken Gegenspieler bekommen, der in manchen Szenen gesanglich sogar besser wegkommt als der Tony-Award-Gewinner. Crowe hat die schwierige Aufgabe die kompromisslose Verfolgung (auf welchem Gebäude singt er eigentlich "Stars"? Gegenüber von Notre Dame, etwa so hoch wie die Kirche?) und Verurteilung von Valjeans Charakter und die schließlich daraus resultierende im Selbstmord endende Verunsicherung glaubhaft darzustellen. Es gelingt ihm und er hat noch dazu eine der berührendsten Szenen des ganzen Films. Nach der Niederschlagung der Revolte geht Javert die Reihen der auf den Barrikaden Gefallenen ab, um Valjean zu finden. Dabei bleibt er vor der Leiche von Gavroche stehen, hält inne und steckt ihm einen seiner Orden an. Für einen Moment flackert so etwas wie Mitgefühl und Bedauern in seinem Gesicht auf. Das alles dauert vielleicht 30 Sekunden, geht aber mehr zu Herzen als so manche große Nummer.
Amanda Seyfried, in der Film-Version von Mamma Mia! als Tochter Sophie bezaubernd hat hier die undankbare Rolle von Cosette zu meistern. Das Mädchen hat so gut wie keine Charakterentwicklung und existiert im Prinzip nur als Bindeglied zwischen allen Charakteren und um einen Konflikt für Marius und eine Motivation für Valjean die Barrikaden-Revolte zu unterstützen zu generieren. Sie schlägt sich tapfer, es scheint aber doch immer wieder, dass die Partie ihr zu hoch ist. Sind Valjean und Javert offene Gegenspieler hat Cosette in Eponine eine versteckte Rivalin. Samantha Barks‘ „On My Own“ ist herzerweichend, ihren großen Moment hat sie aber zusammen mit Marius bei „A Little Fall of Rain“.
Damit wären wir bei den Studenten, die auf jeden Fall die stärksten Szenen des Films gestalten. Aaron Tveit, der schon bei Next to Normal und Catch Me If You Can sein unglaubliches Talent zeigen konnte, sticht als Studentenführer Enjolras aus dem starken Ensemble heraus. Sein Spiel ist mitreißend, glaubwürdig und differenziert. Hier zeigt sich, wie viel man mit einem Blick manchmal aussagen kann. Der Part bereitet ihm auch gesanglich keine Schwierigkeiten. Wunderbar. Die größte Überraschung für mich aber ist Eddie Redmayne, den ich bisher „nur“ aus den Literaturverfilmungen Die Säulen der Erde und Tess of the D’Urbervilles als guten Schauspieler kannte. Als Marius kann er auch seine beachtlichen gesanglichen Fähigkeiten unter Beweis stellen. Er harmoniert gut mit den anderen, besonders mit Enjolras. Nur Cosette geht neben ihm fast unter, aber das liegt daran, dass Seyfried Schwierigkeiten hat, ihre Zeilen mit der gleichen Kraft wie Redmayne hervorzubringen. Marius' schwierigste Szene „Empty Chairs at Emtpy Tables“ ist zwar auch ein Fall von zu viel Close-up, aber es ist so schonungslos verletzlich, dass es einen einfach mitreißt.

Les Misérables ist kein perfekter Film, aber absolut sehenswert. Die Ausstattung ist fantastisch und der Cast auch bis in die kleinen Rollen (Ur-Valjean Colm Wilkinson als Bischof) sehr gut ausgewählt. Wie immer sind viele Entscheidungen einfach Geschmackssache. Meinen Geschmack hat die Verfilmung getroffen.

And just because it's cool:

Montag, 25. Februar 2013

"Natürlich blond" - Die Kritiken

Die Kritiken sind da und sie sind durchwachsen. Im besten Fall. Wollen wir doch mal den (manipulativ ausgewählten) überschwänglichen Zitaten der UK-Kritiken, die auf der VBW-Homepage zu finden sind, ein paar (ebenso manipulativ ausgewählte) aus den Wiener Zeitungen gegenüber stellen.
Kaum jemals kam es jedoch vor, dass während einer Aufführung das Bedauern aufkam, nebst Wintermantel nicht auch Hirn und Ohr bei der Garderobe abgegeben zu haben. [Standard: Stürmchen im Musicalglas]

Die Musik ist einfallslos. [Presse: Ronacher: Diese Frauen haben echte Power]

Dagegen ist „Natürlich blond“ von Laurence O’Keefe, Nell Benjamin (Musik & Texte) und Heather Hach (Buch) nach dem Roman „Legally Blonde“ von Amanda Brown mit der Fleisch gewordenen Barbie trivialer als trivial. [...] Struppeck ist mit sehr, sehr seichter Unterhaltung angetreten, sollte aber wenigstens nicht die Intelligenz des (erwachsenen) Publikums beleidigen. [Kurier: Ein Musical als Blondinenwitz]

Eine lange Laufzeit wird ihm im Wiener Ronacher wohl nicht beschieden sein, denn als Musical fehlen den knapp drei Stunden das Wichtigste: Melodien, die berühren, die sich nicht in Beliebigkeiten verlieren. [Kleine Zeitung: Beinahe so langlebig wie ein Blondinenwitz]

Sonntag, 24. Februar 2013

[CD] "35mm: A Musical Exhibition" - Ryan Scott Oliver (2012)

Seit Wochen schleiche ich nun schon um den Post zu dieser CD herum. Das liegt zum einen am Zeitmangel und zum anderen an 35mm selbst. Es ist gar nicht so einfach diese CD zu beschreiben. 35mm: A Musical Exhibition ist zuallererst einmal ein Experiment. Kann man ein Musical schreiben, dessen Lieder von Fotos inspiriert sind und Fotos, die von Liedern inspiriert sind in ein Musical einbauen? Das Ergebnis ist schwer zu beschreiben, am besten sieht man es wahrscheinlich. Das hier ist kein Handlungsmusical. Es ist - wie der Titel schon sagt - eine musikalische Ausstellung. Mussorgski in modern quasi. 16 Bilder, 5 Übergänge und Finale. Alle Fotos und Texte sind im Booklet, was einigermaßen hilfreich ist. Eine Vorstellung davon, wie das auf der Bühne aussieht vermittelt es aber nur bedingt.
Das ist allerdings nicht weiter tragisch, weil die Lieder auch für sich alleine stehen können. Wenn man schon vor Erscheinen der CD ein bisschen auf Ryan Scott Olivers Youtube-Channel unterwegs war, wird man sehr vieles sowieso schon kennen, aber die mit anderen Stimmen neu aufgenommenen Versionen  haben durchaus ihren Reiz.
Der Grundton des Albums ist eher dunkel-düster oder traurig-tragisch, zumindest sind das die Lieder, die am besten im Gedächtnis bleiben. Wie zum Beispiel das melancholische "Hemming & Hawing". Oder mein Lieblingsstück "Cut You a Piece", gesungen von Alex Brightman (mit Betsy Wolfe und Jay Armstrong Johnson). Hier auf youtube anzuhören. Jetzt. Gleich. Ich warte so lange. Ist das nicht schön?
A marriage began and ended with broken glass.
His life was scattered and soon was her ash.
Wie oft hört man solche Zeilen? Das ist so bittersüß, dass ich keine richtigen Worte dafür habe. Nicht zu vergessen natürlich "The Ballad of Sarah Berry" (angeführt von der großartigen Lindsay Mendez), das von einem mordenen Highschool-Mädchen erzählt. Dann gibt es noch die Ballade über eine misshandelte Hausfrau. "Leave, Luanne" mit seinem Country-Stil ist kein Lied, das einschlägt wie ein Blitz. Es kriecht langsam unter die Haut, setzt sich dann aber umso nachdrücklicher fest.
Aber man muss keine Angst haben, depressiv zu werden. "On Monday" ist die in Noten gefasste Ungeduld einer Verliebten und "Make Me Happy" wohl eines der hinreißendsten Liebeslieder, das ich je gehört habe. Die volle Punktzahl für comic relief bekommt aber "Caralee". Jay Armstrong Johnson als frustrierte "Manny" kann hier zeigen, dass er nicht nur die ernsten Stimmungen drauf hat, auch wenn seine Version von "The Seraph" unübertroffen ist.
Dafür dass das Album sich nicht anfühlt wie eine zusammenhanglose Ansammlung von Liedern, sorgen die Transitions, die Songzeilen und Melodien aus den Tracks aufnehmen, varriieren und neu zusammenstellen. Das ist ziemlich gelungen und findet seinen Höhepunkt im Finale.

Um es kurz zu machen, eines der besten Alben seit langem.

Tracklist:
01. Stop Time
02. Crazytown
03. Transition 1
04. On Monday
05. Caralee
06. The Party Goes With You
07. Good Lady
08. Transition 2
09. Make Me Happy
10. The Seraph
11. Immaculate Deception
12. Transition 3
13. Leave Luanne
14. Mama, Let Me In
15. Why Must We Tell Them Why?
16. Twisted Teeth
17. Hemming & Hawing
18. Transition 4
19. Cut You A Piece
20. Transition 5
21. The Ballad of Sara Berry
22. Finale

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